Der Streit um die traditionelle Zubereitung auf Kiefernzapfen kann mit Hilfe der Europäischen Kommission beigelegt werden - das versprach die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) bei einem Besuch in Coburg.
"Nur wer jeden Tag elf Bratwürste isst, die völlig schwarz sind, schädigt seine Gesundheit", sagt Monika Hohlmeier. Ansonsten seien die Grenzwerte bei der traditionell gebratenen Bratwurst so niedrig, dass man sie vernachlässigen könnte, ergänzt sie. Nun ist es ausgerechnet die Europäische Kommission, mit deren Hilfe die Rettung kommt. Dabei waren es die von ihr für Grillwürste vorgegebenen Grenzwerte für polycyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder Benzo[a]pyren - beides entsteht, wenn Fett vom Grillgut in die Flamme gelangt -, die überhaupt erst zum Debakel um die Bratwurst geführt hatten. Zur Erinnerung: Im Auftrag des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit waren bei den Coburger Bratwurstbratern Proben genommen und laut EU-Vorgabe erhöhte Werte festgestellt worden. Daraufhin hatte die Stadt die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
"Ich habe mich mit den Kollegen aus anderen europäischen Ländern in Verbindung gesetzt. Dort werden ebenfalls geräucherte Fleisch- und Wurstwaren gegessen. Und über Rauch gegarte Würste sind ja auch irgendwie geräuchert", stellt Monika Hohlmeier fest.
Geänderte Verordnung Schließlich stieß sie auf eine "Änderung der Verordnung in Bezug auf die Höchstwerte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Fleisch, Fleischerzeugnissen, Fisch und Fischerzeugnissen, die traditionell geräuchert werden" aus dem Jahr 2006. Auf dieser Grundlage dürfen Länder wie Irland, Spanien, Kroatien, Zypern, Polen, Schweden, Großbritannien und andere gestatten, dass traditionell auf ihrem Hoheitsgebiet geräucherte und für den Verzehr in diesem Bereich vorgesehene Fleischerzeugnisse höhere Gehalte an PAK haben. Auf die Coburger Bratwurst trifft das zu - genau wie auf die Nürnberger oder die Thüringer. Der Rest ist leicht gemacht. "Deutschland muss nur einen Antrag stellen, in diese Gruppe von Ländern aufgenommen zu werden." Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) habe zugesagt, einen solchen Antrag zu stellen. Und was passiert bis dahin? "Eine entsprechende Durchführungsverordnung gilt seit September. Darauf können sich die Aufsichtsbehörden berufen", erläutert der CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike.
Sachgerecht braten E rleichterung beim Obermeister der Fleischerinnung, Ralf Luther. Er weist aber auch darauf hin, dass für die Brater weiterhin das Minimierungsgebot gilt. "Es muss sachgerecht gebraten werden, und es dürfen keine großen Mengen vorgebraten werden", sagt er. Und er wünscht sich, dass zukünftig Proben mit Maß und Ziel genommen werden. "Die Beurteilung einer Probe ist nicht aussagekräftig."
Nirgendwo sei nach dem Einschalten der Staatsanwaltschaft so viel Aufwand um die Überprüfung der Bratwürste getrieben worden wie in Coburg. "Um die 100 Proben wurden untersucht." Derzeit laufen noch immer Ermittlungsverfahren gegen Coburger Brater. Was wird daraus? "Wenn nicht vorsätzlich falsch gebraten wurde, dann werden sie vermutlich eingestellt", gibt sich Jürgen W. Heike zuversichtlich.
Joachim Grosch, Sprecher der Coburger Marktleute, ist die Erleichterung anzusehen. "Die Bratwurstbrater waren sehr verunsichert. Seit 500 Jahren wird bei uns auf traditionelle Weise gebraten und plötzlich soll das strafbewehrt sein", sagt er. "Wir schaffen jetzt eine gemeinsame Grillkultur. Das ist ein tolles Weihnachtsgeschenk."
Demonstratives Bratwurstessen Zum Beweis, dass alle von der guten Qualität der Coburger Bratwürste überzeugt sind, lassen sich Monika Hohlmeier, Jürgen W. Heike, Ralf Luther und Joachim Grosch auf dem im Aufbau befindlichen Weihnachtsmarkt eine Bratwurst schmecken. Auch die Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) gesellt sich dazu. Sie versichert, dass auch die Stadtspitze nichts auf den Weg bringen werde, was sich im Zusammenhang mit der Coburger Bratwurst als kontraproduktiv erweisen würde.
Natürlich muß die Coburger Bratwurst weiterhin auf "Putzelkühla" gebraten werden und sie sollte auch schon recht schwarz (nicht verbrannt) sein, denn sonst werde ich Cobbburch, nicht mehr besuchen, denn der Duft über dem Marktplatz gehört auch dazu (im übrigen ist ein geradezu Paradebeispiel für Bratwurstkultur die "Wurstkuchl" in Regensburg, dort wird auch auf offenem Feuer gebraten!) Die unverfälschte Coburger Bratwurst gehört zum Europäischen Kulturgut und wird übrigens wahrlich auch von echten Connaissseurs aus allen Landstrichen (als Geheimtip) geschätzt und genossen. Also, dieses Kulturgut gehört geschützt und muß weiter bewahrt werden nach dem Motto LEX MIHI ARS!
Die Würste dürfen natürlich nicht verbrannt sein (das heißt schwarz angebrannt). Aber ein bisschen Farbe gehört hin. Man muss dann halt immer sagen, daß man eine Hellere möchte. Wenn dann keine Hellere gegeben wird, hat man das gute Recht zu gehen.
Ansonsten schmeckt die Coburger Bratwurst sehr gut.
Immer, wenn ich mir eine Coburger Bratwurst kaufte, hatte ich mir gegenüber ein schlechtes Gewissen. Bis ich auf die Idee kam, "die hellste, die gerade da ist", zu verlangen. Das trägt einem höchstens einen schrägen, zweifelnden Blick ein - aber halt auch mehr Geschmack, weniger Kohle. Mal ganz ehrlich: Isst man außer der Coburger Bratwurst irgendetwas Verbranntes? Ich bin im Übrigen Fan der gebratenen Bratwurst; am besten schmeckt sie mir, wenn sie in reichlich Schweineschmalz gebraten worden ist (auch die Coburger Bratwurst) - mal ausprobieren!
An die Europa- und Ernährungspolitikerin Hohlmeier hätte ich die dringende Bitte, eine Dokumentation und Publikation anzuleiern, in der die Gesundheitsgefahren der Lebensmittel im Allgemeinen und im Besonderen aufgezeigt werden. Darauf käme dann sicher im Allgemeinen die Bratwurst wegen ihres hohen Fettgehalts vor und im Besonderen die Coburger Bratwurst wegen ihrer Zubereitungsart über lodernder Flamme. Dass das Tradition hat, bedeutet nichts Gutes; schließlich sind unsere insgesamt schlechter ernährten Vorfahren häufig schon in jungen Jahren an "innerer Auszehrung" - heißt: Magenkrebs - gestorben, weil man gar nicht genug vom "schwarz Geräucherten" bekommen konnte...
Andererseits kann man sich heute den Tod beim Essen auch holen, wenn man z. B. Hähnchenfleisch nicht durchgart oder bei der Zubereitung keine Einmalhandschuhe trägt. Wie kürzlich die ZEIT herausarbeitete, lauern auf Hähnchenfleisch zu häufig multiresistente Keime. Gelangen sie über offene Hautstellen der Hand ins Blut, kann man sein Testament machen, spätestens bei der nächsten Infektion. Frau Hohlmeier: bitte handeln Sie! Im Verbraucherschutz gibt es viel zu tun. Aber das wissen Sie ja aus eigener Erfahrung mit Ihrer Autoimmunkrankheit und heftiger Reaktion auf jede Form von Eiweiß. Wie ist Ihnen eigentlich die offenbar ziemlich helle Coburger Bratwurst bekommen? Oder ist sie Ihnen gleich aus der Semmel gefallen?
Blond schmecken sie mir am besten, dann sind die Coburger Bratwürste auch noch einigermaßen saftig. Das wird nur dann schwierig, wenn man (meistens im privaten Kontext) an einen Grillexperten gerät, der sich für den ultimativen Bratwurstfachmann hält und einfach keine Blonde herausrücken will, weil er meint, er wisse es besser. Na ja, (Coburger) Männer am Grill.
Ich esse die Coburger Bratwürste auch gerne roh. In Kulmbach steht dann in den Wirtshäusern, deren Bratwürste als "Ausgstraafte" (Ausgestreifte) auf der Speisekarte, mit Zwiebeln und Butterbrot. Lecker! Und garantiert ohne Benzpyren.
Ich freu mich ja schon, dass wieder gebraten werden darf.
Doch eines stößt mir da schon auf:
Wenn auf Antrag hin plötzlich eine UNGESUNDE Sache, plötzlich GESUND wird, weil ein paar Buchstaben auf irgend ein Papier gekritzelt werden, warum macht man das nicht auch mit allen anderen gesundheitsgefährtenden Sachen so?.
Denn plötzlich gibt es keine gesundheitlichen Risiken mehr auf dieser (europäischen) Welt.
Man sollte also, wenn Wissenschaftler ein neues Gesundheitsrisiko entdecken, erst mal einen GESUNDUNGSANTRAG stellen, bevor die ganze europäische Welt krank gemacht wird.
Denn
recht_isses