Geschäftsführer Wolfgang Schulze und Prokurist Werner Büchner arbeiten seit Beginn ihrer Ausbildung 50 Jahre zusammen für die Schulze-Möbelstadt.
Bescheidenheit war anno 1964 angesagt, als Wolfgang Schulze und Werner Büchner ihre Ausbildung begannen. Einen Meister, zwei Lehrlinge und den Ausbilder Günter Würll - mehr gab es nicht im Betrieb. Heute ist Schulze eine eigene Möbelstadt am Stadtrand von Rödental - und Wolfgang Schulze und Werner Büchner sind immer noch da. Mittendrin in der Möbelbranche. Einer Branche, die sich im Coburger Land gewandelt hat wie keine andere Branche.
Das fünf Jahrzehnte lange Berufsleben, das die beiden Schulfreunde Seite an Seite bestritten haben, ist reich an Anekdoten. Manche dieser Geschichten stehen für entscheidende Momente in der Historie des Unternehmens. 1989, keine vier Wochen vor der Grenzöffnung, gab es bei Schulze in Rödental eine große Einweihungsfeier. Der schicke Neubau war fertig, die Ausstellungsfläche doppelt so groß wie zuvor. "Wir hatten einen Propheten als Festredner", erinnert sich Wolfgang Schulze schmunzelnd. Der Rödentaler Bürgermeister Ferdinand Fischer war jener Prophet, denn er wünschte dem Hause Schulze, dass es "irgendwann einmal" seine Möbel auch an die Menschen in Sonneberg, Schleusingen oder Schmalkalden liefern möge.
Ein Wunsch geht in Erfüllung Es dauerte nicht lange, da erfüllte sich dieser Wunsch. "Das war unser Glück", sagt Prokurist Werner Büchner heute, wo Schulze nicht nur seine Rödentaler Möbelstadt, sondern auch ein großes Möbelhaus in Ilmenau besitzt. Aber nur Glück - das reicht nicht aus, wenn man aus der kleinen Sattlerei von Großvater Otto eine Möbelstadt macht. Auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept überlegt Wolfgang Schulze lange, blättert ein bisschen in seinen Unterlagen und fasst dann zusammen: "Du musst mehr richtige als falsche Entscheidungen treffen." Auf die Frage, ob er bei wichtigen Entscheidungen vielleicht auch einmal mit seinem Weggefährten Werner Büchner überkreuz geraten ist, winkt Schulze ab. "Bei wichtigen Entscheidungen", sagt der Geschäftsführer dann, "gab es bei uns keine unterschiedlichen Auffassungen." Denn bei eben jenen wichtigen Entscheidungen hat auch ein Wolfgang Schulze seine "Chefs", sagt er: "Die Kunden - die sagen schon, wo es lang geht."
Der harte Existenzkampf in der Möbelbranche hat dazu geführt, dass selbst so ein regional bedeutendes Unternehmen wie die Schulze-Möbelstadt nicht mehr als Einzelkämpfer überleben kann. Schulze ist Mitglied einer 200 Gesellschafter großen Einkaufsgenossenschaft mit Sitz in Bielefeld. Hier verrät der sonst mit Interna gerne ein bisschen zurückhaltende Wolfgang Schulze dann sogar ein paar Fakten, die erkennbar machen, in welcher "Liga" Schulze da spielt: "Wir sind Mitglied in der drittgrößten europäischen Möbel-Einkaufsgenossenschaft - und in der gehören wir zu den Top Ten."
Natürlich ist bei Wolfgang Schulze auch das Krisengerede über den stationären Handel angekommen. Dass sich auch die Möbelbranche angesichts der neuen Optionen für Käufer im Internet anpassen und vielleicht gewaltig wandeln muss, ist für den 65-Jährigen selbstverständlich, kein Grund zur Panik: "Ein Unternehmen, das Erfolg haben will, muss sich immer weiterentwickeln. Für uns ist das nicht neu." Wolfgang Schulze jedenfalls geht davon aus, dass der stationäre Möbelhandel erst dann am Ende ist, "wenn die Kunden mehr Ahnung von Möbeln haben als der Verkäufer und die Heimwerker besser arbeiten als unsere Monteure". Und bis dahin, da ist der Schulze-Chef völlig gelassen, werde es noch lange dauern. Und damit es so bleibt, legt Wolfgang Schulze seit jeher großen Wert darauf, dass die Monteure im Schulze-Team eine anständige berufliche Ausbildung haben.
Wenn es um praktisches Können geht, wissen Wolfgang Schulze und Werner Büchner, wovon sie sprechen. Sie haben gemeinsam im September 1964 die Lehre zum Polsterer und Dekorateur begonnen und neun Jahre später die Meisterprüfung im Tapezierer- und Raumausstatter-Handwerk abgelegt. So etwas prägt, auch wenn sich Jahrzehnte später das berufliche Leben weg von der Produktion an den Posten am Schreibtisch verlagert hat. Aber tief im Herzen, da ist Werner Büchner schon ein Freund der klassischen Polstermöbel geblieben. Deshalb muss er gar nicht groß überlegen, wenn er nach den wichtigsten Kriterien für ein gutes Möbelstück gefragt wird: "Strapazierfähiger Bezug, guter Sitzkomfort und gefällige Optik."
Obwohl sie sich mit 64 (Büchner) und 65 (Schulze) Jahren auf der Zielgerade ihrer beruflichen Laufbahn bewegen, haben die zwei Routiniers an der Schulze-Spitze das Tempo noch nicht herausgenommen. Immer noch jagt ein Termin den anderen. Nur sonntags, erzählt Wolfgang Schulze, geht er nicht mehr ganz so oft ins Büro wie in früheren Zeiten. "Da gönne ich mir auch mal eine Wanderung auf den Staffelberg", sagt der Geschäftsführer.
Ein Satz zum Schluss Die Nachfolge ist gesichert, seine beiden Söhne bereits arbeiten im Unternehmen schon mit. Einen Termin, wann sie ihren Ruhestand gekommen sehen, verraten aber weder Büchner noch Schulze. "Ein Jahr arbeite ich mindestens noch", sagt der Prokurist. Den Schluss-Satz, den sie dann gleichzeitig sagen, haben sie sich wohl miteinander ausgedacht: "Wir arbeiten halt so lange, wie wir noch gebraucht werden."