Der Grenzgasthof in Fürth am Berg soll Unterkunft für Flüchtlinge werden. Nicht alle Fragen der Bürger können beantwortet, nicht alle Bedenken ausgeräumt werden. Doch es gibt eine positive Grundstimmung im Ort.
Es war Dieter Zwingelberg, der nach langen Diskussionen in wenigen Worten tiefen Eindruck bei seinen Mitbürgern hinterließ. Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) hatte die Fürther gerade darüber informiert, dass der ehemalige Grenzgasthof zur Unterkunft für Asylbewerber werden soll.
"Nach Fürth am Berg kommt etwas Neues", sagte dann Dieter Zwingelberg. Und: "Es gibt eine Lebensweisheit, die besagt, wenn ich einem Ereignis mit negativen Gedanken begegne, dann rutscht es ins Negative. Wenn ich einer Sache aber mit positiven Gedanken entgegen gehe, dann wendet sie sich zum Positiven." Dem hatte Frank Rebhan nichts hinzuzufügen.
Info zu den Fakten
Es war ohnehin alles gesagt. Eine Investorin hat das frühere Hotel Grenzgasthof gekauft. Das neuere der beiden Gästehäuser möchte sie sanieren, um dort Asylbewerber einzuquartieren.
Der Landkreis Coburg ist bestrebt, das Gebäude anzumieten und dort bis zu 49 Asylsuchende unterzubringen, das erklärte Martina Berger vom Landratsamt. Wie bisher versuche der Landkreis so weit als möglich an seinem Konzept der dezentralen Unterbringung festzuhalten. Doch Martina Berger stellt klar, dass dies bei den momentanen Zahlen ankommender Flüchtlinge nicht mehr zu schaffen ist. "Wir brauchen größere Einheiten, aber ich möchte so lange es geht, Quartiere mit mehreren Hundert Menschen vermeiden", sagt sie.
Offene Fragen bleiben
Vieles, das die Bürger gern gewusst hätten, kann ihnen niemand sagen. "Ich weiß nicht, wer da kommt", sagte Frank Rebhan. Schon jetzt erfahre die Stadt erst, wenn der Bus vor der Frankenhalle steht, wer da ankommt.
Er konnte auch nicht sagen, wie lange die Neuankömmlinge in Fürth am Berg bleiben, oder was aus dem Grenzgasthof wird, wenn eines Tages das Flüchtlingsproblem einmal keines mehr ist.
Der Oberbürgermeister konnte den Bürgern auch nicht versprechen, dass ihre Ängste unbegründet sind. "Ich kann nicht ausschließen, dass da auch mal jemand dabei ist, der Ärger macht", stellte er fest. Aber: "Ich kann von unseren bisherigen Erfahrungen berichten und die sind durchweg positiv."
Dritter Bürgermeister Martin Stingl (SPD), der zusammen mit Dr. Gerhard Beyer viel ehrenamtliches Engagement in die Arbeit mit den Flüchtlingen in der Frankenhalle investiert, berichtete von Begegnungen und Erlebnissen, die deutlich machten, in welcher Situation sich viele Flüchtlinge befinden.
Junge Frauen berichteten von Begegnungen mit Flüchtlingen.
Sie seien nur sehr höflich und respektvoll behandelt worden und hätten keine Angst. Trotzdem bleiben andere Frauen skeptisch. Es gehe nicht darum, dass Ausländer kommen. Aber mit so vielen Fremden im Dorf könne sie nicht mehr unbeschwert in der Dämmerung joggen gehen, meinte eine.
Skepsis bleibt
Und ebenso gab es positive Äußerungen. "Wir haben vier junge Flüchtlinge beim Fußball, die sind einwandfrei", sagt einer. Alle lachen. Ein wenig Skepsis bleibt Teil der Stimmung im Saal. Niemand wirkt völlig glücklich, als die Diskussion endet. Gewachsen ist aber das Verständnis für die Gesamtsituation, für die enorme Zahl der Flüchtlinge, für die Notwendigkeit sie unterzubringen, für den fehlenden Einfluss der Stadt und des Landkreises auf die Zahl der Menschen, die hier aufgenommen werden müssen.
Und es ist Einsicht gewachsen in das was Oberbürgermeister Frank Rebhan nicht müde wird zu betonten. "Wir haben das nicht zu entscheiden. Es werden uns Menschen zugeteilt, die wir aufnehmen müssen - und diese haben wir respektvoll und menschenwürdig zu behandeln." Und viele gingen wohl nachdenklich nachhause, nach Frank Rebhans ehrlichen Worten: "Wenn Sie mich fragen, wie es weiter geht - ich habe keine Ahnung."