Das Trio Gräßer bot auf Einladung der Musikfreunde und von Cultur im Contakt ursprüngliche Klezmer-Musik auf kammermusikalisch sehr feine Art.
Klezmer, früher einfach jiddische Musik genannt, ist längst wiederbelebt und beliebt. Die Musikfreunde konnten sich am Sonntag beachtlichen Besuchs im Contakt erfreuen, stellten gar zusätzliche Stühle. Mit ihrer neuen "Green Line", dem Konzertangebot außerhalb des bisher gewohnt Klassischen, und die verstärkte Kooperation mit anderen Institutionen, hier der Reihe Cultur im Contakt, scheint die Vereinigung der Musikfreunde Schritt für Schritt ein weiteres Publikum anzusprechen. Musikvorstand Joachim Rückert freute sich im Gespräch mit dem Tageblatt darüber.
Die versprochenen "Rumeynischen Fantasien" brachten zwei Stunden Träumerei, unter die Haut gehender musikalischer Emotion, Nachdenklichkeit und selbstverständlich auch die mit Klezmer identifizierte überbordende Lebensfreude, der sich die Menschen vor dem Holocaust in den osteuropäischen Schtetl zu Hochzeiten und sonstigen Freudenfesten hingaben.
Der Erfurter Geiger Johannes Paul Gräßer war in Coburg bereits mit Sher on a Shier zu erleben, die übrigens in der nächsten Musiksaison, im März 2020 wieder im Contakt zu erleben sind. Zum Dahinschmelzen innig war das Zusammenspiel mit der Pianistin und Akkordeonistin Szilvia Csaranko, begleitet von dem sehr präsenten Kontrabass des Berliners Michael Tuttle. Das Trio sorgte für ein feines, durchaus besonders zu nennendes Klangerlebnis.
Mit Klezmerbands kann man heute auch stundenlang auftrumpfendes Gedudel erleben. Dieses Trio aber zog sein Publikum gezielt in einen kammermusikalischen Klangraum, in der die alten Melodien und Rhythmen mit eher zurückhaltender, respektvoller Haltung fast möchte man sagen geehrt wurden, klar entfaltet und ihrer eigentlichen Schönheit hingegeben.
Wie klang das ursprünglich?
Ob Johannes Paul Gräßer als technisch höchst versierter Liedführer oder als Begleiter Csarankos agierte, die das weite Klangspektrum des Akkordeons nicht minder souverän entfaltete - die drei "Klezmorim" versuchten etwas vom ursprünglichen Klang zu vermitteln, den wir noch von wenigen ersten Tonaufnahmen haben oder nur mutmaßen können.
In experimenteller Suche entlockte Gräßer seiner Geige auch jene schlierenden, schleifenden, fast sphärischen Klänge, die zusammen mit dem Soundteppich von Akkordeon und Kontrabass für Momente die schmerzliche Leichtigkeit des Seins eröffneten, die in der Klezmer-Musik so fasziniert.
Auch wenn das Trio Kompositionen von Béla Bartók einstreute, der selbst mit dem Phonografen durch die ungarische Provinz gezogen war auf der Suche nach den alten Volksliedern, so wurden die faszinierend auf das Eigentliche zurückgeführt. Umso befreiter klangen in diesem Klangrahmen die fröhlichen Tänze, die jubelnde musikalische Lebensfreude. - Das Publikum hatte schon zur Pause mit Bravorufen reagiert.