Mehmet Yilmaz hat mehrere Frauen, die aus der Ukraine nach Polen geflüchtet sind, nach Coburg geholt. Die Organisatorin dieser Nacht- und Nebelaktion will anonym bleiben.
Taxifahrer können ganz schön was erleben - wo wüsste man das besser als in der Coburger Familie Yilmaz?! 2010 war's, als bei Vater Tuncer ein gewisser Michael Schumacher ins Auto stieg, zu einem Hundezüchter nach Kronach chauffiert werden wollte und auf der Rückfahrt mal eben selber das Lenkrad übernahm.
Zwölf Jahre später hat auch Mehmet, der Sohn von Tuncer Yilmaz, eine Fahrt hinter sich, an die er wohl sein ganzes Leben zurückdenken wird. Die Geschichte, wie er sieben ukrainische Frauen mit einem Großraum-Taxi nach Coburg in Sicherheit gebracht hat, ist kurios und ergreifend zugleich. Und auch ein bisschen geheimnisvoll. Denn: Den Namen einer Dame, die alles initiiert hat, will Mehmet Yilmaz nicht verraten.
Als wir am Donnerstag mit dem 26-jährigen Mehmet Yilmaz ist er müde. Kein Wunder: In den vergangenen 48 Stunden ist er mehr als 2000 Kilometer gefahren. "Bei uns hatte sich eine Dame gemeldet", erzählt er mit leiser Stimme. Nach Rücksprache mit einer Hilfsorganisation habe sie mehreren Frauen helfen wollen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind - denn die Dame besitze in Coburg ein großes Haus. Als klar war, dass diese insgesamt sieben Frauen in einer Stadt nahe der polnisch-ukrainischen Grenze abgeholt werden können, rief sie bei Taxi Yilmaz an.
"Am Dienstag bin ich nachmittags so um halb 2 losgefahren", erzählt Mehmet Yilmaz, "nachts um halb 1 war ich da." Mit den Frauen hatte er einen Treffpunkt ausgemacht. Nach einer kurzen Pause startete am Mittwochmorgen die Rückfahrt nach Coburg.
Fünf Tage im Bunker
Zunächst wurde im Auto nicht viel gesprochen. "Sie konnten zunächst auch gar nicht lächeln", erinnert sich Mehmet Yilmaz. Doch so nach und nach kam es dann doch zu einigen Gesprächen. "Eine Frau hat erzählt dass sie fünf Tage in einem Bunker verbracht hat." Eine andere habe - auf Englisch - berichtet, wie sie sich tagelang nicht traute, ihre Wohnung zu verlassen, weil draußen ständig Schüsse fielen oder auch heftige Detonationen zu hören waren.
Bei einer kurzen Pause in Dresden lud Mehmet Yilmaz die Frauen, darunter auch drei Kinder, in einem Café zu einem Tee ein. Noch ein paar Stunden später war dann Coburg erreicht. "Nach dem Aussteigen haben sie mich alle umarmt", erzählt Mehmet Yilmaz - "mehrere Minuten lang. Und sie hatten Tränen in den Augen."
Nach einer ersten Nacht im Haus der besagten, wohltätigen Dame kümmerte sich Mehmet Yilmaz dann am Donnerstag noch um alle notwendigen Formalitäten. Anschließend ging's ins Bett. "Am Freitag fahre ich dann wieder ganz normal Taxi!"