Die Feuerwehren Meilschnitz und Mürschnitz luden anlässlich des 30. Jahrestages der Grenzöffnung zu einem Festakt an die ehemalige Grenze ein.
Sie sind Nachbarn, die Meilschnitzer auf bayerischer Seite und Mürschnitzer auf thüringischer Seite, auch sind sie verwandt und verschwägert. All ihre Gemeinsamkeiten haben sie gepflegt, bis der Eiserne Vorhang beide Ortschaften fast 30 Jahre lang trennte. Im November 1989 fiel die Mauer, zwischen Meilschnitz und Mürschnitz am 27. Januar 1990. Dann waren auch hier die Menschen wieder ein Volk in einem Deutschland. "Und das war eine Riesenfreude", erinnerte sich Horst Fischer aus Thüringen, als am Wochenende beide Ortschaften am ehemaligen Grenzstreifen ihr 30-Jähriges mit einem Festakt feierten.
Am Samstagnachmittag wurde die Wiedervereinigung wieder lebendig. Die Feuerwehrkameraden beider Wehren schlugen am Grenzstreifen Zelte auf und sorgten mit Baumfackeln für Wärme und Atmosphäre. Freudentränen gab es heuer nonstop vom Wettergott, man rückte enger zusammen.
"Die Mürschnitzer Truppe ist vor 30 Jahren da runter zur alten Meilschnitzer Schule gelaufen. Ich habe ein paar Bilder von damals dabei", sagte Dieter Müller, der damals Wehrleiter von Mürschnitz war. Beim Betrachten zeigten sich Neustadts Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann (FW) und Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt (parteilos) gerührt.
"Wir haben geweint"
"Da sind wir von den Meilschnitzern vom Allerfeinsten bewirtet worden. Ein Erlebnis pur, wir haben geweint. Das ist so innerlich an einen herangegangen. Diese Stunde war einfach eine unvergessliche Zeit, die wir jemals bei den Meilschnitzern verbracht haben", wurde Horst Fischer bei diesem Gedanken wieder ganz warm ums Herz. "Damit habe ich nie gerechnet, dass das mal passiert. Dies hier war für uns Niemandsland, Sperrgebiet. Zweimal im Jahr haben wir hier auf den Feldern und Wiesen unter Bewachung geerntet. Und dass hier ein Tunnel war, das haben wir auch nicht gewusst, erst nach der Wende."
Die Euphorie damals sei berauschend gewesen, erinnern sich alle. "Am Tag darauf sind die Meilschnitzer alle nach Mürschnitz gelaufen. Wir haben uns revanchiert und in der Gastwirtschaft Luthardt im Saal gefeiert", erinnerte sich Dieter Müller.
Einiges übern Zaun rübergeworfen
Hans Schindhelm, damals Müllers Stellvertreter, sagte, übern Zaun habe man früher schon Verbindungen gehabt: "Da haben sie uns Kaugummi rübergeschmissen", verriet er. "Und bestimmte Zeitungen, die Männer gerne mögen", fügte Elke Protzmann lachend hinzu. Sie muss es wissen, weil sie damals bei der Zollbehörde arbeitete. Dies hätten ihr ihre Zöllner damals am Rande erzählt. "Und die Zöllner hätten ab und an etwas rübergegeben, was es drüben nicht gab", sagte Protzmann schmunzelnd.
Jeder Handgriff der Zaunentfernung am 27. Januar 1990 blieb den Mürschnitzern in wacher Erinnerung.