Der ICE braucht keine Unterführung

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Ungefähr 70 Mal am Tag schließen sich die Schranken am Bahnübergang in Creidlitz. Schon seit Jahren soll hier eine Unterführung gebaut werden. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de
Ungefähr 70 Mal am Tag schließen sich die Schranken am Bahnübergang in Creidlitz. Schon seit Jahren soll hier eine Unterführung gebaut werden. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de

Der Bau einer Unterführung am Bahnhof Creidlitz wird seit über 100 Jahren diskutiert, und es werden wohl noch einige mehr.

Es soll eine Bahnunterführung am Bahnhof Creidlitz geben - die Frage ist nur, wann: Es gibt für die Unterführung noch kein Baurecht.

Die Stadt hat zwar einen entsprechenden Bebauungsplan aufgestellt, doch der wird beklagt. Dieser Bebauungsplan hätte aber nur den Straßenbau umfasst, also das, was die Stadt gebaut hätte. Die Bahn wollte den Umbau ihrer Anlagen in einem sogenannten vereinfachten Verfahren genehmigen lassen, sagt der für das Bauprojekt zuständige Sprecher der Bahn. Doch das Eisenbahnbundesamt (EBA) als zuständige Genehmigungsbehörde habe ein Planfeststellungsverfahren gewollt.

Der Grund, so der Bahnsprecher: Bei einem vereinfachten Verfahren müssen alle Betroffenen mit den Plänen einverstanden sein. Doch das ist nicht zu erwarten, weil es Einsprüche und sogar eine Klage gegen den Bebauungsplan der Stadt gab.
"Auf der Basis eines Planfeststellungsverfahren können Entscheidungen im Abwägungsprozess zu Gunsten des Öffentlichen Interesses auch ohne zwingendes Einvernehmen mit einzelnen Betroffenen erfolgen", erläutert der Sprecher.


Eine Unterführung für Fußgänger

Laut Bahnsprecher ist vorgesehen, zwei Eisenbahnbrücken zu bauen: eine Straßenunterführung im Bereich Creidlitzer Straße und eine Geh- und Radwegunterführung im Bereich Fabrikweg. Für die Planung des Straßenbaus ist die Stadt zuständig. Das Planfeststellungsverfahren würde nur die Eisenbahnanlagen betreffen, die mit der Errichtung der Unterführungen ab- oder umgebaut werden müssten.

An der Unterführung führt - auch nach Auffassung der Stadt Coburg - kein Weg vorbei: Das Eisenbahnkreuzungsgesetz verlange die Beseitigung von Bahnübergängen, wenn es die Sicherheit oder die Abwicklung des Verkehrs erforderlich machen, verkündete jüngst Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) in einer Stadtratssitzung. Anlass war eine Frage von Stadtratsmitglied Klaus Klumpers (ÖDP), der den Bau der Unterführung als "freiwillige Leistung" bezeichnete. Damit liege Klumpers falsch, beschied in der OB: Ob eine Unterführung gebaut werden müsse, sei "von objektiv vorliegenden Umständen und nicht vom persönlichen Willen einzelner Beteiligter abhängig".


Anhörungsverfahren vor Ort

Allerdings dauert ein Planfeststellungsverfahren einige Zeit, in der Regel mindestens ein Jahr. Noch hat die Bahn ihre Antragsunterlagen nicht einmal eingereicht. "Wenn es die Unterlagen auf Vollständigkeit, Plausibilität und technische Realisierbarkeit geprüft hat, leitet das EBA den vollständigen Plan der Anhörungsbehörde des Bundeslandes zu, in dem sich das Vorhaben voraussichtlich auswirkt, damit sie das Anhörungsverfahren durchführt", teilt ein Sprecher des Eisenbahnbundesamts mit. Im Fall Creidlitz wäre die Regierung von Oberfranken zuständig. Im Anhörungsverfahren können die Betroffenen dann Einwände erheben. Diese Einwände werden bei einem Erörterungstermin behandelt. Dessen Ergebnis wird wiederum dem Eisenbahnbundesamt mitgeteilt, das dann eine Entscheidung trifft. "Das Umbaukonzept für die Bahnübergangs-Beseitigung kann erst abschließend entwickelt werden, wenn das gesamte Baurecht vorhanden ist", erklärt der Bahnsprecher.


ICE kann trotzdem fahren

Den ICE werde das alles nicht behindern, versichert der Bahnsprecher: "Für die ICE-Verkehre ist kein Umbau der bestehenden Bahnübergänge erforderlich." Nicht einmal die Schrankenanlage müsste ausgetauscht werden. Im Bahnhofsgebäude von Creidlitz befindet sich noch ein altertümliches Stellwerk. Die Fahrdienstleiter dort stellen alle Signale, die Schranken an den Übergängen Creidlitzer Straße und Fabrikweg sowie die Weichen von Hand. Die Technik stammt aus dem Jahr 1930.

Ab Ende 2017 sollen ICE-Züge nach Coburg rollen können. Die "Verbindungskurve Niederfüllbach" ist im Bau; im Zuge dessen werde auch das Stellwerk Creidlitz an das hochmoderne elektronische Stellwerk im Bahnhof Coburg angeschlossen, sagt der Bahnsprecher. Die Anbindungskurve ist für eine Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern ausgelegt.

Um den Coburger Bahnhof ICE-tauglich zu machen, sollen zwei Bahnsteigkanten auf einer Länge von 405 Metern angehoben werden. Die Strecke nördlich und südlich des Bahnhofs wird jedoch eingleisig bleiben. Der zweigleisige Ausbau zwischen dem ehemaligen Güterbahnhof und dem Coburger Personenbahnhof sei nicht erforderlich und auch kein Bestandteil der Planungen, sagt der Bahnsprecher.