Der Abriss ist fürs Erste vom Tisch

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Das 34 Jahre alte Palmenhaus im Rosengarten, eine Konstruktion aus Stahl, Aluminium und Glas, hat eine Sanierung nötig.Saskia Nauer
Das 34 Jahre alte Palmenhaus im Rosengarten, eine Konstruktion aus Stahl, Aluminium und Glas, hat eine Sanierung nötig.Saskia Nauer

Das Palmenhaus im Rosengarten hat einen Aufschub bekommen. Binnen sechs Monaten soll ein Konzept erarbeitet werden.

Das Palmenhaus verursacht der Stadt Coburg jedes Jahr Kosten in Höhe von über 70 000 Euro, außerdem stehen in naher Zukunft Investitionen in sechsstelliger Höhe an. Deshalb sollte der Stadtrat am Donnerstag eigentlich den Abriss beschließen und damit der Entscheidung des Finanz- und Bausenats aus deren gemeinsamer nicht-öffentlicher Sitzung vom 12. Juni folgen. Doch eine knappe Mehrheit für einen Antrag, den FDP-Stadtrat Hans-Heinrich Eidt in letzter Minute gestellt hatte, hat den Abriss vorerst gestoppt und dem Palmenhaus eine Gnadenfrist von weiteren sechs Monaten verschafft.
Eidt hatte sich einen Tag vor der Stadtratssitzung zu Wort gemeldet und beantragt, mit der Entscheidung noch sechs Monate zu warten. In dieser Zeit solle ein Konzept erarbeitet werden, das dem Stadtrat dann als Entscheidungsgrundlage für eine mögliche weitere Nutzung des Palmenhauses dienen könnte. Daran solle federführend das Grünflächenamt mit Unterstützung des Coburger Designforums Oberfranken und dessen Vorsitzenden, Professor Auwi Stübbe, sowie interessierte Gruppen arbeiten. Wie Eidt in der Stadtratssitzung berichtete, sei er erstaunt gewesen, dass offenbar vielen Coburgern am Erhalt des Palmenhauses gelegen sei.


Gespalten in zwei Lager

Die Stadträte teilten sich bei der Frage nach dem Schicksal in zwei fast gleich große Gruppen auf, wie später auch das knappe Abstimmungsergebnis zeigte. Die eine Seite war für den Abriss, schließlich hatte das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers (PWC) die Schließung des Palmenhauses als Einsparungsmaßnahmevorgeschlagen und auch die mit der Untersuchung beauftragte Projektgruppe war zum gleichen Ergebnis gekommen.
Das Palmenhaus, das seit 1984 im Coburger Rosengarten steht und auf rund 255 Quadratmetern viele unterschiedliche Pflanzen und Tiere beherbergt, wird vom Grünflächenamt betreut und ist täglich für Besucher geöffnet - bei freiem Eintritt. Das ist auch der Grund, warum die Besucherzahlen für das Palmenhaus nicht erfasst werden.
Die laufenden Kosten, die der Stadt durch den Betrieb entstehen, liegen bei insgesamt 72 500 Euro pro Jahr. Diese setzen sich zusammen aus durchschnittlich 47 500 Euro Personalkosten, die für die Betreuung des Palmenhauses nötig sind, etwa 19 000 Euro an Sachkosten (zum Beispiel laufender Bauunterhalt, Energie, Wasser und Reinigung) und der Abschreibung von etwa 6000 Euro jährlich.
Abgesehen von der Umgestaltung des Mittelteils 1999 wurden an dem 34 Jahre alten Gebäude keine größere Sanierung vorgenommen. Welche Kosten künftig auf die Stadt zukommen werden, sei schwierig zu beziffern, heißt es im Bericht der Projektgruppe, den Kristina Tapfer in der Sitzung präsentierte.
Klar ist, wenn das Palmenhaus stehen bleibt, muss dringend etwas getan werden. Ab 2015 sollten in mehreren Bauabschnitten die Fenster ausgetauscht werden. Die obersten 21 Fenster samt Technik wurden damals ersetzt. Weitere 18 Fenster sollten 2016 an die Reihe kommen. Weil damals aber schon die Schließung im Raum stand, wurde darauf verzichtet.


Fenster müssen ersetzt werden

Unumgänglich sei nun der Einbau der noch ausstehenden Lüftungsflügel und der dazugehörigen automatischen Steuerung, sagte Kristina Tapfer. Die Kosten liegen nach Berechnungen des Hochbauamtes bei rund 55 000 Euro. Die Erneuerung der zehn Jahre alten Beschattung sei notwendig, ebenso die Sanierung der Heizungssteuerung. Letztere würde voraussichtlich zwischen 50 000 und 80 000 Euro kosten.


2012 Abriss abgelehnt

Schon Anfang 2012 hatte die Stadt im Rahmen der Haushaltskonsolidierung die Schließung in Erwägung gezogen. Weil damals im Grünflächenamt anderweitig Personal eingespart werden konnte, das Palmenhaus als wichtiges Angebot für Bürger und Tourismus gesehen wurde und weder Nachnutzung noch Rückbau geklärt waren, stimmte der Bausenat im April 2012 geschlossen gegen die Schließung. 2015 kam das Thema durch PWC erneut auf.
Für Kurt Knoch (CSU/JC), der am Ende für Eidts Antrag stimmte, gehört das Palmenhaus zum gesamten Umfeld des Kongresshauses. Er mahnte, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Mit einem Abriss schaffe man Fakten, wo noch gar nicht feststehe, was mit dem gesamten Ensemble Kongresshaus und Rosengarten geschehen solle. Außerdem meinte Knoch schmunzelnd: "Meine Töchter würden mir den Kopf abreißen, wenn ich für den Abriss stimmen würde."
Auch Wolf-Rüdiger Benzel (Grüne) fand, man solle sich die Zeit nehmen, das ganze noch einmal zu überprüfen. "Das Palmenhaus ist ein markanter Punkt in Coburg, das gehört doch dazu!"
Gerhard Amend (CSB) dagegen sah Parallelen zur Fußball-WM: "Wir agieren so, wie die deutsche Mannschaft gestern gespielt hat - rückwärts und quer!" Seit zwei Jahren gehe es um den Abriss des Palmenhauses, "ich habe keine Sitzung erlebt, wo Widerstand gezeigt wurde. Jetzt kommt man plötzlich daher und meint, man soll es hinausschieben."
Den wohl einfachsten Vorschlag hatte Klaus Klumpers (ÖDP): Einfach den ursprünglichen Antrag (auf Abriss) ablehnen, "dann bleibt das Palmenhaus stehen und wird weiter betrieben".
Am Ende wurde Eidts Änderungsantrag mit 17 zu zehn Stimmen angenommen, und in sechs Monaten wird man weitersehen.