Wärme und Trockenheit der beiden vergangenen Jahre haben den Borkenkäfer für die Fichten in der Region zum Problem werden lassen.
Er ist winzig klein. Gerade um die fünf Millimeter misst so ein Borkenkäfer. Doch wenn er sich tausendfach vermehrt, kann er zum gewaltigen Problem für Waldbesitzer werden. Genau das ist jetzt passiert. "Es betrifft ganz Nordbayern", stellt Förster Frank Wystrach fest. Als Berater für Privat- und Körperschaftswald hat er die Wälder im gesamten Kreisgebiet im Auge. Jetzt schlägt er Alarm: Der Borkenkäfer droht, großen Schaden anzurichten.
In einem Waldstück bei Wellmersdorf haben die Buchdrucker schon ganze Arbeit geleistet. "Es sind locker schon um die 100 Festmeter, die hier betroffen sind", erklärt Wystrach. Das Waldstück gehört einem Landwirt. Dieser wird jetzt Post vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) bekommen.
"Wir müssen den Waldbesitzern in so einem Fall mitteilen, dass sie gesetzlich verpflichtet sind, die befallenen Bäume zu entfernen", erklärt Oliver Kröner, Bereichsleiter Forsten am AELF.
Bäume raus aus dem Wald
Wichtig ist dabei, dass nicht nur die Bäume gefällt und aus dem Wald geschafft werden (Mindestabstand 500 Meter), die schon abgestorben sind und von denen bereits die Rinde abgefallen ist. "Der Käfer ist schon weiter gezogen in andere Bäume, die im Augenblick noch grün sind", sagt Frank Wystrach. Bei genauem Hinsehen entdeckt man die kleinen Bohrlöcher in der Borke der frisch befallenen Fichten.
Noch kann das Holz der gefällten Käferbäume in Sägewerken verarbeitet werden. "Allerdings gibt es Abzug wegen geminderter Qualität", sagt Frank Wystrach. Rund 15 Euro je Festmeter gehen vom derzeitigen Normalpreis von 86 bis 88 Euro weg.
Der Handel rechnet aber mit allgemein sinkenden Preisen, weil verstärkt Käferholz auf den Markt geworfen wird. Gut für die Sägewerke, schlecht für die Waldbesitzer.
Lieber rechtzeitig nutzen
"Die Bäume hier hätten alle schon seit Jahren genutzt werden können, jetzt gehen sie mit erheblichem Verlust weg", rechnet Oliver Kröner für den Bestand bei Wellmersdorf vor. Und fällen muss der Waldbesitzer. Daran führt kein Weg vorbei. In den kommenden kühlen Monaten sind die Käfer nicht aktiv, sie überwintern im Boden und in der Borke der zuletzt befallenen Bäume. Ehe sie im Frühjahr wieder genügend Wärme bekommen, um auszufliegen, müssen sie beseitigt sein. Daher müssen die Stämme aus dem Wald. Sie können auch entrindet werden.
Stecken unter der Rinde schon braune Jungkäfer muss die Rinde verbrannt werden (bei Kommune oder Leitstelle anmelden).
Auch abgetrennte Wipfel oder Äste müssen raus aus dem Wald oder gehäckselt, gemulcht oder verbrannt werden. "Eine Behandlung mit Insektiziden ist das letzte Mittel der Wahl", betont Oliver Kröner. Das komme nur infrage, falls die Stämme nicht aus dem Wald gebracht sondern als Polder im Bestand abgelegt werden müssen - also Gefahr für die noch stehenden Bäume besteht.
Beratung finden Waldbesitzer beim AELF oder den Waldbesitzervereinigungen. Wichtig ist jetzt vor allem, dass die Bestände regelmäßig überprüft werden, um möglichen Befall rechtzeitig zu erkennen und dann rasch zu bekämpfen.
Waldbesitzer, die ihrer gesetzlichen Pflicht zur Bekämpfung der Schädlinge nach Aufforderung nicht nachkommen, müssen mit einer Ersatzvornahme rechnen.
Das heißt die Behörden lassen die Bäume entfernen und der Waldbesitzer muss dafür aufkommen. "Es geht dabei ja auch darum, benachbarte Bestände zu schützen", sagt Frank Wystrach.
Aufforsten ist Pflicht
Wenn eine befallene Fläche abgeholzt wurde, dann ist es ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben, wieder aufzuforsten. "Dabei wird eine Mischbepflanzung empfohlen, keine neue Fichtenkultur", betont Oliver Kröner. Das Amt berät auch hier zur richtigen Wahl und zu Fördermöglichkeiten.
Er hat Zahlen parat. In den Jahren von 1971 bis 2000 wurde für die Region eine Durchschnittstemperatur von 8,4 Grad errechnet. Von den Jahren zwischen 1991 und 2015 lagen 22 über diesem Mittelwert. Den bisher höchsten Wert erreichte das Jahr 2014 mit einem Mittel von 10,2 Grad, gefolgt von 2015, das mit 9,9 Grad Platz zwei belegt.
"Das ist schlecht für die Fichte, aber sehr gut für den Borkenkäfer", stellt Kröner fest.
Dass ein strenger Winter die Schädlinge dezimiert, ist übrigens ein Irrglaube. Heimische Arten sind durchweg auf Frost eingestellt. Milde, feuchte Winter schaden etwa dem Borkenkäfer mehr.
Im Oktober wurde die Fichte zum Baum des Jahres 2017 ausgerufen. Damit soll gleichzeitig auf ihre Bedeutung als Holzlieferant und auf ihre Bedrohung durch den Klimawandel aufmerksam gemacht werden. "Die Fichte trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei, ist aber gleichzeitig durch den Klimawandel bedroht", sagte Georg Schirmbeck, der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, bei der Veranstaltung zum Baum des Jahres in Berlin.
Eine Lanze für die Fichte also - sofern sie standortgerecht gepflanzt wird.
Die Mischung machts
Das ist in Oberfranken aber wohl nur in den Höhenlagen des Fichtelgebirges möglich. Im Coburger Land eher nicht. Mischbestände, je nach Boden, mit Lärche, Weißtanne, Buche und anderen Laubhölzern haben hier wohl bessere Bedingungen. Dass es die Mischung macht, belegt auch eine Studie der TU München, die Mitte Oktober vorgestellt wurde. Demnach erbringt die Waldwirtschaft eine höhere Produktivität, wenn auf Artenvielfalt geachtet wird.
Doch noch steht die Fichte zahlreich in den Wäldern des Coburger Landes. Und noch bringt sie gutes Geld - wenn sie rechtzeitig geschlagen wird und nicht stehen bleibt, bis der Käfer zum Eingreifen zwingt.