Wie Intendant Bernhard F. Loges das Landestheater inmitten der Corona-Pandemie künstlerisch und gesellschaftlich positioniert.
Der Blick des Intendanten schweift über viele maskierte Gesichter - Symbol einer Ausnahmesituation, die zur neuen Normalität geworden ist. Kein Wunder mithin, dass die traditionelle Ensemble-Begrüßung von Bernhard F. Loges am Landestheater in diesem Jahr zur künstlerischen Regierungserklärung wurde.
Coburgs Prinzipal nutzte die Gelegenheit, das Landestheater nicht nur künstlerisch, sondern auch gesellschaftspolitisch unmissverständlich zu positionieren. "Die Reflexionsebene der Kultur ist wichtiger denn je. Das betrifft auch das Feuilleton", mahnte der Intendant und kritisierte die (vorübergehende) Einstellung mancher Feuilleton-Seiten.
Starkes Bekenntnis
"Niemand hat eine Pandemie für möglich gehalten", meinte Loges. Viele Menschen hätten einfach gedacht: "Mich wird"s schon nicht erwischen." Für das Landestheater "ist die Krise mit massiven Einschnitten in unseren Betrieb verbunden", sagte der Intendant und stellte klar: "Theater als Ort der Kommunikation ist derzeit so nicht mehr möglich."
Gerade deshalb müsse man alle erdenklichen Anstrengungen unternehmen, um das Theater lebendig zu erhalten. Die einstimmige Entscheidung des Stadtrates für das Globe sei auch in dieser Hinsicht ein "ausgesprochen starkes Bekenntnis", lobte Loges.
Der Blick voraus auf die Vorhaben der neuen Spielzeit war zwangsläufig geprägt von mancherlei Ungewissheiten. Deshalb müsse das Theater derzeit stets mehrgleisig planen. Denn es demnächst möglich sei, große Opern wieder auf die Bühne zu bringen wie Wagners "Walküre" oder Martinus "Griechische Passion" sei derzeit nicht abzusehen. Ausdrücklich lobte Loges die Bereitschaft der Regieteams, in dieser Ausnahmesituation doppelgleisig zu planen und parallel zur ursprünglichen Planung alternative kleinere Konzepte vorzubereiten.
Maximal 16 Musiker
Derzeit sei es gestattet, maximal 16 Musiker im Orchestergraben unterzubringen, verdeutlichte er die aktuell geltenden Einschränkungen. "Die Eröffnung mit ,Globe Songs" ist genau das richtige Signal. Das wird unser Publikum endlich wieder ins Haus bringen", gab sich Loges optimistisch. "Es gibt ein großes Interesse in der Stadt daran, dass wir wieder spielen", meinte er mit Blick auf die Warteschlangen direkt nach der Wiedereröffnung der Theaterkassen.
Bei allen praktischen Herausforderungen für den jetzt wieder anlaufenden Theaterbetrieb hielt sich Loges freilich nicht nur mit künstlerischen Fragestellungen auf, sondern beleuchtete auch die gesamtgesellschaftliche Situation.
In der derzeit hysterisch aufgeladenen Stimmung werde eine mit Argumenten geführte Diskussion immer schwieriger. Dies sei eine Situation, in der man merkt, "wie wichtig es ist, in diesem Haus zusammen zu arbeiten", richtete Loges den Blick auf die konkrete Arbeit am Landestheater.
Kurz beleuchtete Loges zudem die zwangsläufig vorbehaltlichen Planungen für den ersten Teil der Spielzeit. So nannte er Dario Fos "Bezahlt wird nicht" eine Farce, "die aktuell von der Wirklichkeit überholt wird." Eindringlich appellierte der künstlerische Leiter, Respekt auch vor den Ängsten des anderen zu haben: "Dann kommen wir auch durch diese Krise."
So startet das Landestheater Coburg in die Saison 2020/2021
Sonntag, 6. September "Fly me to the Moon" - Wiederaufnahme Sinatra in Concert, 18 Uhr
Dienstag, 8. September "Streichsalat" - Kinderkonzert on Tour, 9.30 und 10.30 Uhr
Donnerstag, 17. September Soiree "Globe Songs", Episode 1, 18.30 Uhr
Samstag, 19. September 1. Sinfoniekonzert "Beethoven trotz(t) Corona", 20 Uhr (Wiederholungen Sonntag, 20. September, 11 und 18 Uhr
Freitag, 25. September "It'z Jazz around the Globe", 19.30 Uhr
Samstag, 26. September "Globe Songs, Episode 1", Premiere, 19.30 Uhr
Sonntag, 27. September 1. Kammerkonzert, 11 Uhr, Rathaussaal; Matineekonzert "It'z Jazz around the Globe", 11 Uhr (Schlossplatz); "Itz's Jazz around the globe", 19.30 Uhr
Freitag, 2. Oktober Frid "Das Tagebuch der Anne Frank" - Wiederaufnahme, 19.30 Uhr
Samstag, 3. Oktober Delaporte/de la Patellière "Das Abschiedsdinner", 3. Oktober, 19.30 Uhr
Dienstag, 6. Oktober Soiree "Bezahlt wird nicht!", 18 Uhr
Sonntag, 11. Oktober: Dario Fo "Bezahlt wird nicht!", Premiere, 19.30 Uhr
Donnerstag, 15. Oktober "Love of Autumn" - Liederabend, 19.30 Uhr
Samstag, 17. Oktober 2. Sinfoniekonzert "Licht und Schatten", 20 Uhr (Wiederholungen Sonntag, 18. Oktober, 11 und 18 Uhr)
Mittwoch, 21. Oktober Soiree "Social Dis-Dancing"
Freitag, 30. Oktober Ballettabend "Social Dis-Dancing", Premiere, 19.30 Uhr
Tickets für die Aufführungen gibt es an der Kasse des Landestheaters, Infos zu den aktuellen Hygiene-Regeln gibt es online (www.landestheater-coburg.de/hygiene)
Großes Haus Wenn nicht anders vermerkt, finden die Veranstaltungen jeweils im Großen Haus des Landestheaters statt.red