Coburger Theater auf dem Holzweg?

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Der Holzbau in Genf überzeuge durch gute Akustik und angenehmen Atmosphäre, sagt Coburgs Intendant Bodo Busse. Fotos: Salvatore di Nolfi/dpa
Der Holzbau in Genf überzeuge durch gute Akustik und angenehmen Atmosphäre, sagt Coburgs Intendant Bodo Busse. Fotos: Salvatore di Nolfi/dpa
Die "Opéra des Nations" von außen.
Die "Opéra des Nations" von außen.
 

Das Landestheater braucht für die Sanierungszeit eine Ausweichspielstätte. Ein Vorbild dafür könnte sich in Genf finden.

Mit der Ballettproduktion "Street Dance Club" will die "Opéra des Nations" in Genf vor allem junges Publikum ansprechen. Einige der Zuschauer, die da am Sonntag bei der Premiere zusahen, interessierten sich jedoch weniger für den Tanz. Sie wollten wissen, ob so ein hölzerner Behelfsbau als Theater taugt. Das "Grand Théâtre" in Genf wird nämlich gerade saniert und ist in dieser Zeit in eine Ausweichspielstätte am Rigot-Park umgezogen.

Eine Theatersanierung steht auch in Coburg an, und wie in Genf wird in der Zwischenzeit eine Spielstätte gebraucht, in der das Dreispartenhaus ein möglichst vollständiges Programm präsentieren kann. Allerdings war mit den bisherigen Vorschlägen keiner so recht zufrieden: Die Angersporthalle, die ab 2018 zur Verfügung stehen würde (denn dann muss die neue Halle an der Benno-Benz-Sportanlage fertig sein), könnte zwar ertüchtigt werden, aber sie wäre ein Provisorium. Ein Theaterzelt bringt akustische und klimatische Probleme mit sich.
Nun besichtigten Mitglieder des Stadtrats, Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD), Intendant Bodo Busse und weitere Vertreter von Stadtverwaltung und Landestheater die provisorische Spielstätte in Genf.

Während der OB und die Stadträte Gerhard Amend (CSB), Andreas Gehring (SPD), Jürgen Heeb (Pro Coburg), Barbara Kammerscheid (SBC) und Jürgen Oehm (CSU) am Montag zurückhaltend von einem "ganz guten Eindruck" sprechen, sprudelt Intendant Busse fast schon über vor Begeisterung. "Die Opéra des Nations hat uns ausgezeichnet gefallen!"

Busse schwärmt von der Atmosphäre in dem Holzbau, der guten Akustik, "der Riesenbühne": "Natürlich darf man sagen, dass eine solche Holzkonstruktion eine ideale Lösung wäre."

Außerdem hätten die Gesprächspartner in Genf, Kaufmännischer Direktor Claus Hässig und Generalintendant Tobias Richter, bestätigt, dass diese Lösung auch die wirtschaftlich günstigste sei. "Die standen vor den gleichen Problemen wie wir in Coburg."

Das Grand Théâtre in Genf wird über mehrere Jahre hinweg saniert. Deshalb übernahmen die Schweizer ein hölzernes Behelfstheater aus Paris, das vorher einige Jahre als Ausweichspielstätte für die Comédie Française gedient hatte. Allerdings wurde dieser Modulbau für Genf um einen Orchestergraben erweitert und die Platzkapazität verdoppelt, berichtet Busse. "Wir kämen mit der Hälfte zurecht."

Auf etwa elf Millionen Schweizer Franken belaufen sich die Kosten in Genf. Einen großen Teil machen laut Busse die Erschließungskosten aus: Der Rigot-Park liegt zwar zentral und nahe dem Uno-Gebäude, verfügte aber weder über Strom- noch Wasseranschluss. Außerdem muss dieser Park nach Ende der Nutzung wiederhergestellt werden - und auch das sei in die elf Millionen Franken eingerechnet, sagt Busse.


"Vergesst ein Zelt"

Bestärkt sieht der sich durch den Genfer Generalintendanten Tobias Richter, der gesagt habe, "vergesst ein Zelt, sondern versucht, eine solche Lösung zu schaffen". Denn nicht nur das Genfer Publikum zeige sich mit dem Holzbau sehr zufrieden. "Wir müssen für einige Jahre in das Interimsgebäude. Es muss ein attraktiver Ort sein für die Besucher, aber auch für alle Menschen, die dort arbeiten", gibt Busse zu bedenken. Denn es sei ja noch gar nicht absehbar, wie lange sich die Sanierung des Hauses am Schlossplatz hinziehen werde.

"Es geht nicht um Luxuswünsche, sondern um eine attraktive Interimsspielstätte für mehrere Jahre. Wir wollen nicht etwas, wo es zieht und kracht oder man Unsummen an Miete verbrennt", wird Busse deutlich. Damit, dass die bühnentechnischen Möglichkeiten in einem solchen Behelfsbau eingeschränkt seien, könne das Theater leben. "Die künstlerischen Lösungen in einer solchen Interimsspielstätte können spannend und attraktiv sein."
Auch von den Kosten her hält Busse einen solchen Holzbau für machbar. Der Freistaat wäre bereit, fünf Millionen Euro für die Interimsspielstätte zur Verfügung zu stellen. "Damit können wir in Coburg sehr wohl operieren", sagt Busse.

Eine Vorentscheidung, wie die Interimsspielstätte aussehen könnte, wird vielleicht am Freitag fallen. Dann sollen bei einem Workshop mit Mitgliedern des Stadtrats, Theaterleuten und Verwaltung bisherige Erkenntnisse zusammengetragen werden. Auch aus der Hochschule sollen bis dahin Lösungsvorschläge vorliegen - dort sollten sich Studierende Gedanken machen, wie eine Ausweichspielstätte konzipiert werden könnte. "Wir müssen sagen, was wir wollen", betont Jürgen Heeb.