Die Kunstsammlungen haben jetzt ein kleines Studio eingerichtet. Dort soll in relativ schnellem Wechsel auf Besonderheiten aufmerksam gemacht werden.
So schön. Und gleichzeitig so tödlich. Die Kunstsammlungen auf der Veste zeigen jetzt eine Auswahl an indonesischen Blankwaffen, Dolche mit geflammten Klingen, eigenwillig geformte Hieb- und Stichwaffen, Schwerter wie aus verrückten Fantasy-Filmen, die Griffe von männlich-weiblichen Dämonen mit langen Eckzähnen besetzt, in wunderschöner Ornamentik oder auch ästhetischer Geradlinigkeit. Aus Borneo kommen behaarte Schwerter, der Griff mit Tier- oder Menschenhaar geschmückt. Wer will schon sagen, woher das genommen wurde.
Immer wieder Neues
Das hatten wir zwar schon vor drei Jahren in größerem Rahmen auf der Veste, als die Sammlung Uhlmann nach der durchaus spektakulär zu nennenden Schenkung präsentiert wurde. Jetzt aber hat der auf der Veste für die Waffensammlungen zuständige Kurator Alfred Geibig aus den etwa 1000 Objekten 70 der schönsten oder prägnantesten in den unterschiedlichen Formen und Nutzungen ausgewählt, um mit dieser keinesfalls klein zu nennenden Schau das neue Studio zu eröffnen.
An diesem zentral gelegenen Raum müssen alle Besucher auf dem Rundgang vorbei. Und das bietet besondere Chancen, wie Direktor Sven Hauschke erläuterte. Hier kann man aktuell und schnell aufmerksam machen auf: Neuerwerbungen, sonst im Depot Bewahrtem, lichtempfindliche Graphiken, denn der Raum ist fensterlos, Restaurationsprojekte, von denen der Besucher normalerweise nichts mitbekommt.
Und noch wichtiger: Der Besucher kann den Ausstellungsobjekten hier sehr nah kommen, die jetzt gezeigten Waffen in den Vitrinen aus wenigen Zentimetern Abstand in Augenschein nehmen.
Hauschke will in diesem Studio einen schnellen Wechsel an Ausstellungen, alle drei bis vier Monate, auch um regelmäßigen Besuchern immer wieder ein neues Erlebnis zu bieten. Auf die indonesischen Waffen folgt Ende Juli eine Schau mit Autographen und sonst im Depot verwahrten empfindlichen Zeugnissen von Prinz Albert und Queen Victoria, Beitrag der Veste zum 200. Geburtstag der beiden in diesem Jahr.
Ehrensymblole
Indonesien umfasst ein riesiges Areal aus über 17 000 Inseln, von denen 6044 bewohnt sind. Dort entwickelten die vielen kleinen ethnischen Gruppen jeweils ihre eigene Formensprache der oftmals zwischen Werkzeug und Waffe angesiedelten Instrumente. Trotzdem gebe es eine gemeinsame Grundcharakteristik. "Wenn etwas aus Indonesien kommt, erkennt man das sofort", sagt Alfred Geibig. Die jetzt ausgewählten Waffen stammen von den Inseln Java, Sumatra, Borneo und Celebes.
Weil in der Abgeschottetheit der Inseln (Kriegs-)Waffen gar nicht so wichtig waren, hat die Entwicklung zum kunstvollen Ehrensymbol und als Objekt für den Ritus einen besonders eindrucksvollen Weg genommen.