"Ritter, Bauern, Lutheraner" wird das Haus der bayerischen Geschichte 2017 auf der Veste und in der Stadt Coburg präsentieren.
Nein, keine Lutherausstellung. Die machen andere: In Eisenach, Wittenberg und Berlin werden sich die Ausstellungsmacher ausführlich mit dem Reformator und der Reformation beschäftigen. Denn 2017 jährt sich Luthers Thesenanschlag zum 500. Mal, also das, was als Startschuss der Reformation gilt. Das ist natürlich auch ein Thema für das Haus der bayerischen Geschichte (HdbG), das die Landesausstellungen ausrichtet. "Ritter, Bauern, Lutheraner" 2017 in Coburg wird sich mit der Zeit vor 500 Jahren befassen, mit ihren Umbrüchen in fast allen Bereichen.
Also nicht mit Luther allein. Aber mit Schauplätzen, an denen Luther tatsächlich war, der Coburger Veste (wo er 1530 den Ausgang des Augsburger Reichstages abwartete) und der Morizkirche, wo er während seines fast sechsmonatigen Aufenthalts in Coburg siebenmal predigte.
"Wir stellen die ganz einfachen Fragen", sagt Peter Wolf, der stellvertretende Chef des HdbG und Projektleiter der Coburger Landesausstellung. "Wie lebte man?" In der Stadt, auf dem Land, in den Schlössern, in den Klöstern? In der Zeit von 1500 bis 1570 habe eine große Verunsicherung geherrscht, sagt Wolf: Die Entdeckung Amerikas erledigte das Bild von der Welt als Scheibe, der Buchdruck machte es möglich, Thesen und Parolen schnell zu verbreiten, Bürger und Bauern wollten sich mit der bisherigen politischen Ordnung nicht mehr abfinden.
Das alles soll erlebbar gemacht werden mit den Exponaten und Veranstaltungen auf der Veste und in der Morizkirche. Kunstwerke von Albrecht Dürer oder Lucas Cranach dem Älteren werden genauso zu erleben sein wie multimediale Inszenierungen, verspricht Wolf.
"Wir wollen die Themen lebendig und für viele darstellen, nicht nur für ein kleines Publikum."
Die wichtigsten Termine stehen indes schon fest: Am 8. Mai 2017 um 11 Uhr wird die Ausstellung feierlich eröffnet - "Termin des Ministerpräsidenten", wie Wolf mit einem Schmunzeln sagt. Vom 9. Mai bis 5. November ist die Ausstellung dann täglich fürs Publikum geöffnet. Das ist länger als bei anderen Landesausstellungen, weil der Reformationstag (31. Oktober) noch mitgenommen werden soll.
Ein Teil der Ausstellungsräume auf der Veste wird für die Landesausstellung umgestaltet, doch das beginnt erst im nächsten Jahr. "So eine Ausstellung läuft lange als Stabsübung", sagt Wolf. Stadt Coburg und Coburger Landesstiftung treten als Mitveranstalter auf, die evangelische Landeskirche und die Gemeinde St. Moriz als Unterstützer.
Die Partner feilen noch an ihrem Begleitprogramm, doch einiges kann Michael Amthor, der Coburger Tourismuschef, schon verkünden: Die Veste Coburg wird im Sommer 2017 ein fünftägiges Ritterspektakel veranstalten. Es wird Open-Air-Kinovorstellungen geben; das Landestheater steuert Inszenierungen von Wallenstein und Parzival bei. Die evangelische Landeskirche wird im März (vor der Ausstellung) ihre Synode in Coburg abhalten, für den Herbst ist "was ganz Wichtiges" geplant, sagt Amthor. Da wird sich auswirken, dass der Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht nur in Coburg aufwuchs, sondern einige Jahre lang auch Pfarrer in St. Moriz war.
"Wir tragen gerade die ganzen Bausteine für das Rahmenprogramm zusammen", sagt Amthor, der sich natürlich auch um die touristische Vermarktung der Ausstellung kümmern muss.
Da hoffen die Coburger auch auf Touristen aus Übersee, schließlich berufen sich weltweit die evangelischen Kirchen auf den Reformator Martin Luther. In der Werbung wird sich Coburg daher mit den mitteldeutschen Lutherstätten Wittenberg und Eisenach zusammentun; außerdem wirbt die Vestestadt über die Deutsche Zentrale für Tourismus gezielt in der Schweiz und in den USA. Da sei es gut, dass die Coburger Landesausstellung den Themenbogen weiter spannt als andere, sagt Amthor. "Es gibt rund 45 Ausstellungen zu Luther nächstes Jahr. Da hat Coburg die Chance, sich zu profilieren."