Äußerungen von Michael Stoschek, dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung von Brose, sorgen für Wirbel in Coburg.
Bei einer Betriebsversammlung im Juli hatte Michael Stoschek die hohen Produktionskosten am Stammsitz des Automobilzulieferers kritisiert. Sollte es nicht gelingen, diese zu senken, müssten Arbeitsplätze nach Osteuropa verlagert werden.
Konkret geht es vor allem um den hohe Krankenstand in Coburg. Mit durchschnittlich 26 Krankheitstagen pro Fertigungsmitarbeiter und Jahr sei dieser so hoch wie in keinem anderen Brose-Werk weltweit. "Auch deshalb hat Coburg im Vergleich unserer weltweiten Sitzstandorte die höchsten Lohnkosten pro Stunde", erklärt Brose-Pressesprecher Jürgen Hoffmeister und ergänzt: "Die Halbierung des Krankenstandes ist eine der notwendigen Kostensenkungsmaßnahmen.
Und wie soll das erreicht werden? "Bis Ende des Jahres müssen verbindliche Vereinbarungen mit dem Betriebsrat beziehungsweise mit der Belegschaft getroffen sein", sagt Jürgen Hoffmeister. Wenn dies nicht gelinge, sei eine Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Osteuropa "unvermeidlich."
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lustigerweise war bei der Betriebsversammlung keine Rede von Werksschließungen. Nur von bevorstehenden Einsparungen, würde das nicht erreicht.
Auch wurde die Erkenntnis seitens der Geschäftsführung geäußert, dass Krankheitstagen mit den Vorgesetzten wandern. Für mich war das ein ganz klares Zeichen, dass an den Führungspersonen gearbeitet werden solle.
Ein Stoschek hat sich zwar mehrfach unglücklich geäußert, das ändert aber nichts an dem Kern der Botschaft für die Mitarbeiter.
Einem Milliardär ist nichts zu schwer. Auch nicht so mal 1500 Arbeitsplätze in Coburg zu vernichten.
Dass man als Chef den Krankenstand thematisiert sollte erlaubt sein. Ich hatte als Teamleiter einmal eine wegen 47Krankheits- Fehltagen gekündigte Mitarbeiterin Monate später gefragt wieviele Tage sie tatsächlich krank war, worauf sie meinte ich solle doch nicht naiv sein, es wären wohl um die 10 gewesen. Dass dies aber als Grund gesehen wird nach Osteuropa zu gehen : das wäre naiv. Osteuropa wird gern die "verlängerte Werkbank" genannt, und ich denke an China wird sich langfristig ebefalls angedockt. Herr Stoschek kommt mir ein bisschen Trumpartig daher, wenn man ihn genug reizt haut er seine Gedanken teilweise wohl ungewollt heraus, teilweise natürlich mit der Salamimethode, also scheibchenweise die schlechten Nachrichten verkünden ...
Ich kenne das Krankenstands-Dilemma aus eigener Erfahrung. In einer multinationalen Computer/Software-Firma hatten wir bei 39 Produktionswerken weltweit, in den 4 deutschen Werken immmer die rote Laterne mit den höchsten Krankenständen.
Hilfsbereite Ärzte und rücksichtslose Freizeitoptimierung führten dazu, dass alle deutschen Werke in den Osten verlagert oder verkauft wurden. Selbst schuld.
Wenn Anfängerfehler im Management zu Zusatzkosten in Millionenhöhe führen, ist natürlich der Krösus im Schichtdienst mit fast 30 Prozent unter Tarif daran schuld. Alles wie gehabt. Macht's nur so weiter!