Die digitale Welt ermöglicht es Unternehmen, aufs Land zu ziehen. IT-Networks hat diesen Schritt getan und nicht bereut. Gut für Dominik Zosig, der als Fachinformatiker so einen Arbeitsplatz fand, wo er ihn am liebsten hat: in der Heimat.
Wer studiert hat muss weg. Dieser Satz wurde wohl so oft wiederholt, dass er irgendwann als unumstößliche Wahrheit galt. Er stimmt aber nicht. Zumindest stimmt er immer weniger in einer mehr und mehr digitalisierten Welt. "Ich muss heute nicht immer vor Ort sein, wo meine Kunden sind", sagt Michael Rüttinger. Der Chef und Gründer von IT-Networks verlegte den Hauptsitz seines Unternehmens vor fünf Jahren von Nürnberg nach Rödental. Seit Februar sitzt die Firma im ehemaligen Gebäude der VR-Bank am Lindenplatz.
Die "Provinz" punktet für Rüttinger mit Lebensqualität. Stau und Hektik der Großstadt gibt es hier nicht. Man kennt sich. "Alles ist gemütlicher, überschaubarer, es ist hier gut zu leben", stellt er fest und fügt hinzu: "Ich finde es hier schön, deshalb ist die Firma hier stärker aufgebaut als in Nürnberg."
Sie könnte sogar noch stärker aufgebaut sein. Seit April sucht Rüttinger nach einem Netzwerkadministrator, findet aber keinen. Es gibt kaum Fachkräfte für die Branche am Markt, stellt er fest. Dazu kommt, dass Großunternehmen mit eigenen IT-Abteilungen oft besser bezahlen, als es IT-Networks mit einer Teamstärke von sieben Leuten in Rödental kann.
Frei von Fernweh
Dafür hat der Job hier andere Vorteile, wie Dominik Zosig findet. Der in Coburg geborene Fachinformatiker für Systemintegration hat nach dem Abi in Coburg studiert "... weil es mir hier gefällt." Er hat andere Arbeitgeber ausprobiert. Dass er sich dann für IT-Networks entschieden hat, hat Gründe, die nichts mit Geld zu tun haben. "In dem Team haben wir einfach ein super Arbeitsklima."
Zosig gefällt, dass in der Mannschaft jeder komplex an allen Aufgaben beteiligt ist, nicht als kleines Rädchen im Getriebe, das den Gesamtablauf gar nicht kennt. Dazu kommt Vielfalt in den Arbeitsgebieten. In einer kleinen Gruppe kann der Einzelne zeigen was er kann - es fällt aber auch leichter auf, falls er nichts kann.
IT-Networks liefert und installiert Hardware für Unternehmen bis zu einer Größe von 100 PC-Arbeitsplätzen. "Was größer ist hat eine eigene IT-Abteilung. Die brauchen uns nicht", sagt Rüttinger. Das Rödentaler Unternehmen hilft Firmen auf dem Weg in die sozialen Netzwerke, gestaltet Websites, bietet Server-Wartung und Client-Monitoring - kurz alles rund um die IT.
Entsprechend breit gestalten sich die Aufgaben für die Mitarbeiter. Weil Kundenzufriedenheit an erster Stelle steht, wird auch mal bis nach Mitternacht oder am Wochenende durchgearbeitet, um ein Problem zu beseitigen. "Wenn du dann sagen kannst, dass jetzt alles wieder läuft, das hab' ich gemacht, ist das schon ein gutes Gefühl", erklärt Dominik Zosig, warum so eine Belastung für ihn eher positiver Stress ist, als eine Last. Er kommt jeden Tag gern zur Arbeit, sagt er und: "Ich könnte mir nicht vorstellen, was anderes zu machen."
Das Glück der Zukunft also auf dem Land, statt in der Großstadt? Es gibt auch Schwächen. "Die neue VDSL-Anbindung endet in Sichtweite beim Grosch", sagt Michael Rüttinger mit einem Anflug von Bedauern in der Stimme. Noch komme IT-Networks mit seinem "mittelmäßigen" Anschluss ans Netz zurecht. Und kommt Zeit, kommt hoffentlich auch VDSL.
Ein anderes Problem ist eben der Mangel an Fachkräften. Der herrscht in der gesamten Branche. Aber auf dem Land wohl noch ein bisschen mehr als in der Großstadt, meint Rüttinger. Dominik Zosig also eine rühmliche Ausnahme? Nicht unbedingt.
Fachkräfte, ob Heimkehrer nach dem Studium oder neu in der Gegend, mit Firmen zusammenzubringen ist auch den Kommunen und dem Landkreis ein Anliegen.
Karrierewochenende
"Wir veranstalten beispielsweise ein Karrierewochenende im dem Titel "Komm zurück in die Heimat", sagt Regionalmanager Stefan Hinterleitner. Am letzten Wochenende im Oktober werden Touren durch heimische Unternehmen angeboten, die zeigen möchten, was sie an Arbeitplätzen für qualifizierte Leute anzubieten haben. Unter
www.zurueck-in-die-heimat.co gibt es dazu genauere Infos.
Talentpool
Die Wirtschafstförderung beim Landkreis führt außerdem eine Art Talentpool. "Unternehmen, die einen eigentlich guten Bewerber ablehnen müssen, weil die Stelle inzwischen vielleicht vergeben ist, empfehlen ihn in diesem Pool", erklärt Stefan Hinterleitner.
Wer Kräfte sucht, kann sich bei der Abteilung Wirtschaftsförderung im Landratsamt erkundigen. "Da sind auch IT-ler dabei" versichert Stefan Hinterleitner. Vielleicht die Chance, für IT-Networks in Rödental die gesuchte Fachkraft doch bald zu finden.