Aramis-Trio: Musikalische Musketiere erobern Coburg

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Aramis-Trio (von links): Fabian Wankmüller, Martin Emmerich, Heiner Reich Foto: PR
Aramis-Trio (von links): Fabian Wankmüller, Martin Emmerich, Heiner Reich Foto: PR

Mit seinem Aramis-Trio veranstaltet Landestheater-Konzertmeister Martin Emmerich erstmals in Coburg das Festival "Klanggrenzen".

Das Programm ist bemerkenswert ehrgeizig. Zahlreiche Schul-Veranstaltungen und vier Konzerte an wechselnden Orten in Coburg umfasst das Festival "Klanggrenzen", das von den Musikern des Aramis-Trios organisiert wird.

Wer ein Festival veranstaltet, braucht eigentlich eine entsprechende Infrastruktur für die
Organisation. Wie sieht das im Falle Ihrer "Klanggrenzen" aus?
Martin Emmerich: Soll ich Ihnen ein Foto von meinem Schreibtisch schicken (lacht)... Leider ist da schon was dran; dieses Jahr haben wir die organisatorischen Aufgaben fast ausschließlich innerhalb unseres Klaviertrios - dem Aramis Trio - verteilt.
Inzwischen haben wir den Verein Klanggrenzen gegründet - da wissen die Gründungsmitglieder wahrscheinlich noch gar nicht genau, was auf sie an Arbeitsmöglichkeiten zukommt... Mich zum Beispiel hat das Festival in den letzten sechs Monaten etwa drei Stunden am Tag beschäftigt, gegen Ende der Vorbereitungszeit wurde es natürlich immer mehr. Das ist aber eine Arbeit, die sich zu lohnen scheint: Wir bekommen jetzt schon so viele positive Rückmeldungen und Kartenvorbestellungen, dass wir nur staunen können.

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen bei der Vorbereitung Ihres Festivals in Coburg: Welche Unterstützung haben Sie erhalten?
Fabian Wankmüller: Unsere erste Anlaufstelle war die Kulturabteilung der Stadt Coburg. Michaela Hofmann hatte ein offenes Ohr für unser verrücktes Anliegen und hat uns gleich mit Infomaterial überschüttet - beispielsweise gab sie uns eine Liste mit über 40 möglichen Spielorten; da haben wir in den nächsten Jahren einiges zu tun... Auch der Kontakt mit anderen Veranstaltern, wie dem Landestheater Coburg oder den Musikfreunden Coburg, hat uns immer weitergebracht, da wir durch ihren Input stets neue Kontakte knüpfen konnten und immer neue Möglichkeiten entdeckt haben, Coburg noch ein wenig bunter und attraktiver zu machen.
Martin Emmerich: Natürlich würden wir uns noch viel mehr Vernetzung mit den anderen Kulturschaffenden und -institutionen wünschen. Zwar hat uns das Landestheater Coburg dankenswerter Weise die Reithalle für ein Konzert zur Verfügung gestellt und ein Kooperationsprojekt mit den Musikfreunden Coburg ist angedacht; aber die Möglichkeiten der Zusammenarbeit könnten noch viel weiter gehen: gemeinsam organisierte Kinderkonzerte, ein Mitmachorchester mit Schülern der Musikschule, Tanzprojekte und und und... Unsere Fantasie ist längst nicht erschöpft.

Sie haben Erfahrungen als Kulturveranstalter mit zwei Festivals in Karlsruhe gesammelt. Was war für Sie der Auslöser, als ausführender Künstler zum Impresario zu werden? Und was war der entscheidende Impuls, diese Festival-Idee auf Coburg zu übertragen?
Heiner Reich: Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Und das in jeder Hinsicht: Am Veranstalterdasein lockt uns die Möglichkeit junge Menschen für die Unmittelbarkeit von klassischer Musik begeistern zu können, indem wir etwas Neues und Einmaliges schaffen; die Verbindung von Kunstformen, wie sie in unseren Konzerten passiert, werden Sie so praktisch nirgendwo sonst erleben können. Und warum Coburg? Ich komme ja nicht aus Coburg, aber durch unsere Trioproben bin ich oft zu Gast in dieser schönen Stadt und denke mir immer wieder: Toll, welchen zentralen Stellenwert das Landestheater in der Stadt einnimmt und wie kulturinteressiert hier alle sind. Daher war für mich klar: Coburg ist die Stadt, in der wir etwas Neuartiges wagen können.

Sie bieten neben den vier Kammerkonzerten auch eine Reihe von Schülerkonzerten an. Wie wichtig ist Ihnen dieser Aspekt?
Fabian Wankmüller: Ich denke jetzt einfach mal an meine eigenen ersten Erfahrungen mit klassischer Musik. Es waren immer junge, engagierte Musiker, die mir gezeigt haben, dass klassische Musik cool sein kann und eine immense Sogkraft hat. Dass ein Klaviertrio von Schubert oder Schostakowitsch einen mehr fesseln können, als ein Hollywood-Blockbuster. Wir wollen als noch junges Ensemble genau da ansetzen: Rein in die Kindergärten und Schulen! Wir wollen Kindern und Jugendlichen hautnah zeigen, wie wir beim Musik machen Freude versprühen und uns musikalisch austauschen und ergänzen. Wie wir aufeinander hören und musikalisch streiten. Außerdem wollen wir durch ungewohnte Spielorte junge Zuhörer gewinnen. Konzerte in Fabrikhallen, in Clubs und Cafés - alles ist möglich.

Sie sind im Falle der "Klanggrenzen" nicht nur Veranstalter, sondern auch Interpret. Wie schaffen Sie es, Zeit für das musikalische Üben zu haben?
Fabian Wankmüller: Durch die hervorragende Vorarbeit von Martin (Emmerich)...
Emmerich(lacht): Wenn ich Ihnen jetzt noch verrate, dass ich jetzt noch gleichzeitig ein Haus baue und bald Nachwuchs erwarte - erklären Sie mich dann für verrückt? Die nächsten zwei Wochen werden auf jeden Fall hart: Täglich haben wir drei Proben von drei Stunden Länge, vorher noch Kinderprojekte und abends sind dann noch Organisations-sessions angesetzt.
Heiner Reich: Als alter Schwabe sag ich dazu nur: Schaffe, schaffe, Häusle baue. Schlafen tu ich erst im Ruhestand...

Sie sind im Endspurt vor dem Auftaktkonzert am Samstag, 16. Juli: Wann wäre das Festival aus ihrer Sicht ein Erfolg?
Fabian Wankmüller: Das ist es doch jetzt schon (schmunzelt) - wir haben im Vorverkauf bereits an die 100 Tickets verkauft sowie weitere 100 Vorbestellungen übers Internet. Mit so einem Zuspruch hätten wir im ersten Jahr gar nicht gerechnet...
Heiner Reich: ..., was wieder für die Coburger spricht! Außerdem erreichen wir bereits im ersten Jahr 650 Kinder und Jugendliche mit unseren Projekten - das muss uns erst einmal jemand nachmachen.

Ausblick: Sie haben bereits die zweite Auflage für 2017 angekündigt. Was konkret ist bereits geplant?
Martin Emmerich: Bevor ich Ihnen etwas über das kommende Jahr verrate, eine Herzensangelegenheit: Die wenigsten Tickets wurden bisher für den 19. Juli verkauft. Dabei ist dieses Konzert im Pfarrzentrum St. Augustin mit Werken von Schubert und Mahler mit schauspielerischen Einlagen für mich das Schönste der Programme. Hier können Sie eine Reise ins tiefste Innere der Künstlerpersönlichkeit Franz Schuberts erleben. Von Frederik (Leberle) gelesen wird das bestimmt schon für sich alleine eine unglaubliche Erfahrung, und dann noch umrahmt von Mahler und Schubert selbst. Und dazu noch Texte des Coburger Friedrich Rückert. Und dann und dann... Aber wir werden natürlich schauen, was in diesem Jahr besonders gut angenommen wird. Geplant sind für 2017 beispielsweise ein Konzert mit dem Armida Quartett, die vor ein paar Jahren den ARD-Preis für sich entscheiden konnten, ein gruseliges Programm über Edgar Allen Poe, ein Tanzprojekt mit Tänzern des Landestheaters Coburg. Auch andere Sinne möchten wir ansprechen und Musik mit Wein kombinieren und Sie ins Kino mit live-Musik entführen. Insgesamt werden es hoffentlich acht Konzerte - alles natürlich davon abhängig, wie viele Unterstützer wir finden. Momentan haben wir noch das Problem, dass wir Zusagen von Sponsoren und Stiftungen nur für jeweils ein Jahr erhalten. Hätten wir einen Sponsor, der uns für die nächsten fünf Jahre einen Großteil der Kosten finanzieren würde, könnten wir noch ganz anders planen. Ideen für Coburg haben wir in jedem Fall viel zu viele.


Konzert-Kalender "Klanggrenzen 2016"



Samstag, 16. Juli "Russische Seele: Musik und Film" - Werke russischer Komponisten für Gesang und Klaviertrio (17.30 Uhr, Theater in der Reithalle)

Sonntag, 17. Juli "Wandelkonzert: Musik und Schauspiel" - Werke für Streichquartett und szenische Lesungen (19.30 Uhr, Schloss Callenberg)
Dienstag, 19. Juli "Kontraste?!: Musik und Lesung" - Werke von Schubert und Mahler für Gesang und Klaviertrio (19.30 Uhr, Pfarrzentrum St. Augustin)

Mittwoch, 20. Juli "Crossover": Arrangements der Genres Pop, Jazz, Chanson und Volksmusik für Blechbläserquintett (20 Uhr, "Leise am Markt")
Infos und Kartenbestellung unter www.klanggrenzen.de und in der Buchhandlung Riemann

Unterstützer Kooperationspartner wie das Landestheater Coburg, die Hochschule Coburg und Sponsoren wie die HUK-Coburg, die VR-Bank Coburg, die Sparkasse Coburg-Lichtenfels und die Firma Brose