50 Flüchtlinge ziehen in Hotel in Bad Rodach

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Die Hotelbesitzer Thomas und Anke Vinzelberg in einem der Zwei- und Dreibettzimmer, die ab Montag Asylsuchenden in einem Teil des Hotels "Alte Molkerei" in Bad Rodach zur Verfügung stehen. Foto: Henning Schuster
Die Hotelbesitzer Thomas und Anke Vinzelberg in einem der Zwei- und Dreibettzimmer, die ab Montag Asylsuchenden in einem Teil des Hotels "Alte Molkerei" in Bad Rodach zur Verfügung stehen. Foto: Henning Schuster
Den früheren Frühstücksraum können Flüchtlinge ab der nächsten Wochen als Gemeinschaftsraum nutzen. Foto: Henning Schuster
Den früheren Frühstücksraum können Flüchtlinge ab der nächsten Wochen als Gemeinschaftsraum nutzen. Foto: Henning Schuster
 

In der kommenden Woche werden 50 Asylsuchende Zimmer in einem Teil des Gastronomiebetriebes "Alte Molkerei" in Bad Rodach beziehen. Aufgabe der Bevölkerung ist nun, bei der Integration der neuen Bürger mitzumachen.

Einen weiteren großen Schritt der Willkommenskultur will die Kurstadt in den nächsten Wochen wagen - und 50 Flüchtlinge als neue Bad Rodacher begrüßen. Der Hintergrund: Ab kommenden Montag sollen in einem Teil des Hotels "Alte Molkerei" Menschen vorwiegend aus Syrien und Afghanistan 50 Betten belegen. Dies geschehe allerdings nicht in Form einer Sammelunterkunft, wo den Flüchtlingen jeweils nur sieben Quadratmeter Platz zugebilligt werden, sondern als "größere dezentrale Unterkunft" in ganz normalen früheren Hotelzimmern, wie Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) bei der Bürgerversammlung am Dienstag im Festsaal des Jagdschlosses informierte.

Dass das Thema Flüchtlingswelle die Bad Rodacher bewegt, war nicht nur der Anzahl der Bürger im komplett besetzten Festsaal zu entnehmen.
Bereits vorher hatten sich mehr als die Hälfte der Interessierten ein Bild von der künftigen Unterbringung der neuen Rodacher gemacht.


"Bis Montag müssen wir unbedingt noch Reis besorgen"

Hotelchef Thomas Vinzelberg und seine Frau Anke zeigten, was auch sie für die neuen Gäste bereits investiert hatten: Aus den Zimmern wurden die Sofas entfernt und dafür Tische und Stühle hineingestellt, ein früherer Frühstücksraum soll künftig als Gemeinschaftsraum dienen, und für die Verpflegung stehen den Asylbewerbern zwei äußerst großzügige Küchen mit den notwendigen Geräten zur Verfügung. Die Erstbestückung übernehmen wohl die Hotelbesitzer: "Bis Montag müssen wir unbedingt noch Reis besorgen", meint Anke Vinzelberg. Für die Reinigung der Unterkunft sind die neuen Bewohner selbst zuständig, zwei Personen sollen sich pro Tag an der Pforte um deren kleine und große Probleme kümmern.

Für die weitere Integration will der Helferkreis Migration sorgen, dem mittlerweile schon 40 engagierte Bad Rodacher angehören, wie Rainer Möbus schilderte. Koordiniert wird das Ganze von der Arbeiterwohlfahrt im Mehrgenerationenhaus.

Die vielen Seiten des Themas Migration beschäftigten die Menschen, sagte Tobias Ehrlicher. Einige machten sich wegen der Neuankömmlinge Sorgen, aber das biete auch Chancen: "Das Eis ist schnell gebrochen, wenn man auf die Menschen zugeht." Denn: "Die, die kommen, sind dann Bürger von Bad Rodach, und denen sollte man ordentlich begegnen." Die Bad Rodacher würden dazu ihren Beitrag leisten.


Nur ein kleiner Teil

Keine Scheu sollten die Menschen vor der Zahl "50" haben, sagte der Bürgermeister. "Wir haben im Moment 6400 Einwohner, da werden wir es doch schaffen, neben den bisherigen 50 Flüchtlingen, die bei uns schon in Wohnungen leben, nochmal 50 unterzubringen." Die Aufgabe für alle Bürger laute nun: Integration. "Bitte, liebe Bürgerinnen und Bürger, machen sie mit!", appellierte das Stadtoberhaupt.

Juristin Ulrike Stadter vom Fachbereich Soziales des Landratsamts Coburg erläuterte, dass im Landkreis derzeit 594 Asylsuchende untergebracht seien, 104 davon Minderjährige ohne Begleitung. Die Belegung der Alten Molkerei in Rodach solle ab der kommenden Woche beginnen.

Thomas Vinzelberg erinnerte an seine bisherigen Zusammentreffen mit Flüchtlingen. Er habe dabei festgestellt: "Niemand braucht vor den Menschen Angst zu haben." Was die neuen Rodacher bräuchten, seien vielmehr "Hilfe, Unterstützung, ein Lächeln." Denn ohne die ansässige Bevölkerung funktioniere Integration nicht. Doch genau um diese ginge es, und dann sei ein friedliches Zusammenleben möglich: "Ich träume davon, dass ein Syrer einer betagten Bad Rodacherin die Einkaufstüte trägt und diese ihm dafür Deutsch beibringt." Ein Großteil der Bad Rodacher ist wohl bereit, sich dem anzuschließen. Dies zeigte die Diskussion bei der Bürgerversammlung. Themen wie Willkommenskultur bei Behörden, medizinische Hilfe, Schulpflicht, Sprachschwierigkeiten, aber auch Unterbringung auf kleinen Dörfern und dann notwendige Fahrgelegenheiten zum nächsten Einkaufsmarkt lagen den Kurstädtern auf dem Herzen. Ulrike Stadter rief dazu auf, letzteres Problem ganz einfach zu lösen: "Stellen Sie gebrauchte Fahrräder zur Verfügung!"