Schwere Vorwürfe gegen das ZDF erhebt Gudrun Rödel: Die Betreuerin von Ulvi K., einst als Mörder der vermissten Peggy aus Lichtenberg verurteilt und vor einem Jahr freigesprochen, kritisiert den TV-Beitrag in der Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" und auch die Kripo Bayreuth scharf.
Update: Durchbruch im Mordfall Peggy Knobloch: Mann legt Geständnis ab
In der Sondersendung "Wo ist mein Kind?" hatte die ZDF-Reihe "Aktenzeichen XY...ungelöst" am 3. Juni über den Fall der seit Mai 2001 vermissten Peggy aus Lichtenberg berichtet. Danach gingen laut Redaktion 200 Hinweise ein - und nun auch eine Gegendarstellung: Gudrun Rödel, Betreuerin von Ulvi K., den das Landgericht Bayreuth im Mai 2014 vom Vorwurf des Mordes an der Neunjährigen freisprach, macht in einem Schreiben ans ZDF, das infranken.de vorliegt, dem Sender wie auch der Kriminalpolizei Bayreuth schwere Vorhaltungen.
"Bis dato ist die Öffentlichkeit immer von einer seriösen und einer wahrheitsgemäßen Darstellung von Beiträgen in XY ausgegangen", schreibt Rödel. Das Image der Sendung habe durch den Peggy-Beitrag erheblichen Schaden erlitten. Gudrun Rödel, die auch zum Unterstützerkreis für Ulvi K. zählt, moniert unter anderem, die Redaktion habe diverse Hinweise etwa auf eine mögliche Entführung Peggys ins Ausland ignoriert.
Ferner seien Missbrauchsvorwürfe, das Umfeld von Peggys Familie betreffend, nicht gewürdigt worden. "Sehr auffällig war der ständige Hinweis auf den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Ulvi; man verliert aber kein Wort darüber, dass der Bruder des Nachbarn - ein verurteilter Kinderschänder - sehr engen Kontakt mit Peggy hatte, was Peggys Mutter bestens bekannt war." Rödel bezieht sich dabei auf den Profiler Axel Petermann. Dieser habe erst kürzlich festgestellt, Peggys Umfeld sei sehr schwierig gewesen und die Familie müsse genau beleuchtet werden. Dieser Ansatz sei in dem "Aktenzeichen"-Beitrag "erneut peinlichst verhindert" worden, schreibt Rödel.
Ein anderer Kritikpunkt der Münchbergerin betrifft eine Äußerung von Kripo-Mann Klaus Müller. Der Hauptsachbearbeiter der Sonderkommission Peggy war neben Peggys Mutter Susanne Knobloch live zu Gast in der "Aktenzeichen"-Sendung. Rödel moniert den Hinweis Müllers, es sei gesichert, Peggy sei um 13.24 Uhr letztmalig lebend gesehen worden. "Ein derber Schlag ins Gesicht für alle die Zeugen, die ganz genau wissen, dass sie Peggy an diesem 7. Mai noch am Nachmittag, ja sogar abends mit ihrem Roller gesehen haben, was sie 2014 vor einem Wiederaufnahme-Gericht sehr glaubhaft bekräftigt hatten."
Polizei: kein Kommentar
Klaus Müller selber wollte sich auf Anfrage nicht äußern, auch das Polizeipräsidium Oberfranken gab keine Auskunft. Pressesprecher Jürgen Stadter erklärte dies damit, dass dem Präsidium das Schreiben offiziell nicht vorliege und man von dessen Inhalt nur aus Internetforen Kenntnis habe. "Unter diesen Umständen wollen wir das nicht kommentieren", so Stadter.
Ina-Maria Reize-Wildemann, Chefredakteurin der Deutschen Kriminal-Fachredaktion (sie hat den TV-Beitrag produziert), begründete das Vorgehen des ZDF damit: "Unsere Hauptrecherche-Quelle sind die Ermittlungsergebnisse der Polizei. Wenn man sich an einen Fall heranwagt, über den bereits so viel publiziert und veröffentlicht worden ist wie bei Peggy, läuft man Gefahr, hinter den Erwartungen der Zuschauer zurückbleiben zu müssen." Es könne aber nicht Aufgabe von "Aktenzeichen" sein, Spekulationen und Mutmaßungen zu berücksichtigen. "Wir berichten nicht nur über ein Verbrechen - wir versuchen, den vermittelten Polizeidienststellen bei der Ermittlungsarbeit zu helfen."
Die Gegendarstellung im Wortlaut
Das Schreiben von Gudrun Rödel ging an ZDF-Chefredakteur Peter Frey :
"Sehr geehrter Herr Dr. Frey,
in der Anlage überreiche ich Ihnen meine Gegendarstellung zu o.g. Beitrag.
Unmittelbar nach der Sendung haben sich bei mir Bürger gemeldet - möglicherweise mehr als
in der Redaktion Ihres Senders -, nicht um etwa einen Hinweis auf den Verbleib von Peggy zu geben, sondern alle voller Empörung über das Auftreten des Bayreuther Soko-Leiters Müller sowie der Mutter von Peggy Knobloch.
In meinen über 10 Jahre lang andauernden Recherchen - die letztendlich zum Freispruch und
zur Freilassung des geistig behinderten Ulvi Kulac geführt haben, kenne ich mittlerweile jeden Punkt und jedes Komma der Verfahrensakten und habe keine Bedenken mit meiner Feststellung, dass sich das ZDF sowie die Bayreuther Ermittlergruppe mit diesem Beitrag ein Eigentor geschossen haben.
Bis dato ist die Öffentlichkeit immer von einer seriösen und einer wahrheitsgemäßen Darstellung von Beiträgen in XY ausgegangen, zumal es sich um vermisste Kinder handelt und die Öffentlichkeit zur Mithilfe aufgefordert wird.
Das Image der Sendung hat durch diesen Beitrag einen erheblichen Schaden erlitten, der aus Sicht der Öffentlichkeit so nicht im Raum stehen bleiben sollte.
Bereits die Vorankündigung in der Presse, Peggy wurde am 7.5.2001 letztmals um 13.20 Uhr
lebend gesehen, erregte die Gemüter in der Öffentlichkeit.
Der Hinweis von Soko-Leiter Müller aus Bayreuth, es sei gesichert, dass Peggy 13.24 Uhr letztmalig lebend gesehen wurde, ist wahrheitswidrig und ein derber Schlag ins Gesicht für alle die Zeugen, die ganz genau wissen, dass sie das Mädchen an diesem 7.5.2001 noch am Nachmittag, ja sogar abends mit ihrem Roller gesehen haben, was sie 2014 vor einem Wiederaufnahme-Gericht noch einmal sehr glaubhaft bekräftigt hatten.
Im Filmbeitrag werden alle Hinweise in Richtung einer möglichen Entführung ins Ausland völlig ignoriert - entgegen der Mitteilung der Staatsanwaltschaft Bayreuth - es werde in alle Richtungen ermittelt.
So gingen nach dem Verschwinden von Peggy Knobloch Hinweise auf Tschechien an KARO - Verein gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern - ein, ebenso durch die Schweizer Stiftung FREDI, die sich mehrfach an die damalige Soko in Hof gewandt hatte - leider ohne Reaktion derselbigen!
Sehr eindeutige Hinweise gingen später aus der Türkei ein; wenn man Peggy dort nicht gefunden hat, ist das noch lange kein Indiz dafür, dass sie sich nicht tatsächlich dort befindet.
Nicht ohne Grund wurden durch die Staatsanwaltschaft Hof Rechtshilfeanträge in Tschechien und der Türkei gestellt.
Keinerlei Beachtung findet die SMS "Ich habe meine Mama schon lange nicht mehr gesehen", die am 7.6.2001 auf dem Handy von Peggys Stiefvater eingegangen war; ebenso die des damaligen Lebensgefährten von Peggys Mutter vom 2.1.2002, in der es um 50 000 DM geht mit dem Hinweis, dass sie es sich noch überlegen kann; er habe alles versucht, das zu verhindern, was eine klare Erpressung erkennen lässt.
Müller kommt es in der Sendung mit seinem Hinweis, Ulvi sei am Tag des Verschwindens unweit des Wohnhauses von Peggy gesehen worden, einzig und allein immer wieder nur darauf an, diesen behinderten Menschen zu stigmatisieren; tatsächlich hatte ihn von 50 Befragten keiner zu diesem Zeitpunkt dort gesehen. Die Ausführungen von Müller zeigen einfach nur eine Wiederholung des gesamten Ermittlungskalküls von Beginn bereits der 1. Soko an.
Sehr auffällig der ständige Hinweis auf den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Ulvi; man verliert aber kein Wort darüber, dass der Bruder des Nachbarn - ein inzwischen verurteilter Kinderschänder - sehr engen Kontakt mit Peggy hatte, was Peggys Mutter bestens bekannt war.
Warum wird bis dato die Person verschwiegen, der Peggy kurz vor ihrem Verschwinden abends einmal nach Hause brachte? Peggys Stiefvater hat diesen Mann beschrieben und auch an Hand von Fotos identifiziert oder der Herr, der am Tag des angeblichen Verschwindens um die Mittagszeit in Lichtenberg mit einem Taxi kam und in Richtung Markt (Wohnung Peggy) gelaufen war; ein Zeuge hatte ihn an Hand von Fotos identifiziert!
Ein Zeuge hatte drei Tage nach dem Verschwinden von Peggy im Wald bei Helmbrechts ein Mädchen liegen gesehen; er hatte aber nicht von einer Leiche gesprochen!!
Noch vor wenigen Wochen hatte Profiler Axel Petermann im Fall Peggy festgestellt, dass ihr Umfeld sehr schwierig war und die Familie sehr genau beleuchtet werden muss. Dies wird wiederum erneut peinlichst verhindert!
Peggys Mutter präsentiert der Öffentlichkeit eine heile Familie, die - nachweisbar - nicht vorhanden war. Es war in Lichtenberg bekannt, dass sie nicht die treusorgende Mutter war und sich kaum um ihr Kind gekümmert hat; warum werden nicht einmal der ehemalige türkische Lebensgefährte oder der leibliche Vater von Peggy befragt?
Die "morgendlichen Rituale" stellt Peggys Mutter in dem Filmbeitrag dar, wie sie in einer geordneten Familie ablaufen sollten, aber keinesfalls so, wie sie tatsächlich in ihrer Familie abgelaufen sind.
Peggy bekam weder ein Pausenbrot geschmiert oder gar einen Zopf geflochten. Sie selbst hatte Peggy empfohlen, sich lieber etwas beim Lebensmittelhändler früh zu holen, was ihr schmeckt.
Mehrere Zeugen haben Peggy mit wehenden Haaren (also keinen Zopf) aus dem Haus kommen sehen.
Auch hatte Peggy ihrer Freundin und deren Mutter anvertraut, das sie sich ihr Frühstück alleine machen und ebenso den Wecker alleine stellen müsse. Peggy war auch öfters zu spät zur Schule gekommen, wie sie selbst sagte, weil ihre Mutter sie nicht rechtzeitig aufgeweckt habe.
Auch weiß ein Nachbar, dass Peggy mehrfach mit dem Ranzen auf dem Rücken bereits früh ganz zeitig - als seine Kinder noch schliefen - geklingelt und nach der Zeit gefragt hatte aus Angst, nicht zu spät in die Schule zu kommen.
Der Hinweis von Peggys Mutter im Filmbeitrag, ihre Tochter habe nach der Schule zu den Nachbarn gehen und Hausaufgaben machen sollen, ist widerlegt, da bekannt war, dass diese an dem Tag nicht zu Hause sein werden. Auch liegt die Aussage von Peggys Mutter vor, wonach ihre Tochter in letzter Zeit nicht mehr gern zu den Nachbarn gehen wollte, um bohrenden und peinlichen Fragen aus dem Weg zu gehen!!
Sehr medienwirksam - aber wahrheitswidrig - berichtet Peggys Mutter, ihre Tochter sei früh noch einmal umgekehrt, um ihr zu sagen, sie habe sie ganz lieb. Tatsächlich hatte sie - nach eigenen Aussagen - jedoch nur gehört, dass Peggy noch einmal zurück kam; gleich darauf habe sie hinaus geschaut und festgestellt, dass Peggy schon wieder nach draußen gerannt war und der Beutel mit den Puppen an der Garderobe fehlte.
Peggys Mutter spricht über die Wesensveränderung ihrer Tochter kurz vor dem Verschwinden; sie habe sich zu Hause eingeigelt und wollte nicht mehr raus. Jedoch liegen mehrfach Aussagen von Zeugen vor, dass es gerade umgekehrt war, dass Peggy nicht nach Hause wollte.
So könnten noch jede Menge weitere Beispiele aufgeführt werden, die Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Peggys Mutter aufkommen lassen; selbst die nebensächlichsten Darstellungen, z.B. der Inhalt des Geldbeutels - entsprechen - aktenkundig - nicht der Wahrheit.
Im Geldbeutel befanden sich damals 5 Pfennige, was die Schulfreundin auch bestätigte; im Filmbeitrag leider von ihr wahrheitswidrig dargestellt."
Anerkennung für Frau Rödel, daß sie sich so für Ulvi K. einsetzt! Die gegen fast alle Beteiligten gerichteten Vorwürfe sollen aber nicht von den anderweitigen Mißbrauchsvorwürfen gegen Ulvi K. ablenken, oder?
Hoffentlich wird der ganze Fall irgendwann doch noch aufgeklärt und die Richtigen endlich zur Rechenschaft gezogen. Der Bericht zeigt, dass noch viele Sachen überprüft werden muessten, auch in der eigenen Familie von Peggy. Schade, dass in der Sendung vieles anders dargestellt wurde, obwohl es ja Zeugen gibt, die Peggy ja noch gesehen haben. Schade um so ein kleines hübsches Mädchen! Kinder sind auf den Schutz und Rückhalt durch die Eltern angewiesen! Es gibt Elternpflichten!
Das sie anscheinend nicht ganz so zufrieden war und auch kein gutes Verhältnis zur Polizei hat, hat man aber schon in der Sendung gemerkt.