Wächst Bamberg doch nicht so schnell? Es gibt Zweifel an der amtlichen Statistik

2 Min
Lebhaft geht es in Bamberg an vielen Stellen der Altstadt zu. Doch ganz so sprunghaft wie angenommen war das Wachstum der Einwohnerzahl wohl doch nicht, wie sich jetzt herausstellt. Foto: Ronald Rinklef
Lebhaft geht es in Bamberg an vielen Stellen der Altstadt zu. Doch ganz so sprunghaft wie angenommen war das Wachstum der Einwohnerzahl wohl doch nicht, wie sich jetzt herausstellt. Foto: Ronald Rinklef
 

Im neuen Jahrbuch der Stadt zeigt sich, dass die zuletzt stark gestiegenen Einwohnerzahlen Bambergs mit Vorsicht zu genießen sind.

Es war Bambergs Baureferent Thomas Beese, der im Stadtrat immer wieder darauf hinwies, welche dynamische Entwicklung die Stadt derzeit erlebt. Bamberg werde schon in wenigen Jahren die 80 000-Einwohnermarke überspringen. Doch wird das tatsächlich so sein? Wer ins neue Jahrbuch der Stadt blickt, findet widersprüchliche Informationen zum viel zitierten Bamberg-Boom. Gemessen an den Daten des statistischen Landesamtes ist der Befund eindeutig: Nach der Zahl zum Stichtag des 31. Dezembers 2017 stieg die Einwohnerzahl in Bamberg um 1446 (!) Menschen auf 77 179. Sollte der Zustrom weiter so anhalten wie in den drei Jahren zuvor, könnte Bamberg tatsächlich bereits Ende dieses Jahres mehr als 80 000 Einwohner haben. Beese hätte Recht gehabt.

Freilich gibt es auch Indizien dafür, dass sich der mit der Flüchtlingswelle 2015 einsetzende Bevölkerungszuwachs bereits wieder abflacht. In der "eigenen Fortschreibung der Einwohnerzahlen durch die Stadt nimmt sich das Bevölkerungsplus im Jahr 2017 mit 574 Personen deutlich überschaubarer aus. Diese Zahlenreihe auf Basis der städtischen Informationen kommt Ende Dezember 2017 nur auf 76 107 in Bamberg lebende Menschen.

1000 Menschen fehlen

Was ist der Grund für die Differenz von immerhin gut 1000 Einwohnern? Hans-Jürgen Greiner-Fuchs vom Amt für Statistik der Stadt weckt Zweifel an der amtlichen Zahl aus München. Nach seinen Informationen wird diese Ziffer dadurch verfälscht, dass sie rund 800 Bewohner des Ankerzentrums enthält, die sich nachweislich aber nicht mehr in Bamberg aufhalten. In den Bamberger Zahlen sind diese Karteileichen laut Greiner-Fuchs bereits wieder abgezogen. Die Einwohnerzahl von 76 000 dürfte nach seiner Meinung der tatsächlichen Situation shalb weitaus näherkommen als die vom Landesamt gemeldeten 77 179.

Alterspyramide wandelt sich

Trotz dieser Berichtigung ist der Wachstumskurs Bambergs in den letzten Jahren aber unbestritten. Das hat mit dem anhaltenden Zuzug von Ausländern auf eine Quote von jetzt 13,8 Prozent (10624 Personen) zu tun und nicht zuletzt mit einer markanten Verjüngung Bambergs.

So zeigt die aktuellste Alterspyramide der Stadt anders als in früheren Jahren keinen Bauch mehr in der Mitte, sondern starke Ausbuchtungen in den jüngeren Altersphasen. Waren vor einem Jahrzehnt noch die geburtenstarken Jahrgänge der in den 60er Jahren Geborenen die stärkste Gruppe, sind es mittlerweile die um die 30-Jährigen, die die Statistik anführen. Und es ist eine kinderfreundliche Gruppe, die sich hier manifestiert. Mit 811 Babys näherte sich die Geburtenzahl im Jahr 2017 erstmals seit Jahren wieder der Zahl der Sterbefälle.

Dass diese Generation Bamberg ein junges Gesicht gibt, ist überall auf den Straßen zu sehen - zu erklären ist der Boom bei den 30-Jährigen aber nicht nur durch die Anziehungskraft der Otto-Friedrich-Universität. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze beflügelt Bambergs Erneuerung. Diese stiegen binnen zwei Jahren in Bamberg um 1800 auf zuletzt 54 100 an.

Geändert hat sich durch den männlich geprägten Zuzug der letzten Jahre auch die Waagschale der Geschlechter in Bamberg. Lebten bis zu Beginn des Jahrzehnts rund 4500 mehr Frauen als Männer in Bamberg, so schrumpfte die weibliche Dominanz wieder etwas. Ende 2017 standen rund 40 000 Frauen 37 200 Männern gegenüber.

Auch das früher sprichwörtlich erzkatholische Bamberg ist von den Umwälzungen nicht verschont geblieben. So zeigen die Zahlen des statistischen Landesamtes über die Jahre eine deutliche Abnahme der Katholiken. Waren 2003 mit 63 Prozent noch fast zwei Drittel der Bevölkerung katholisch, so sind es im Jahr 2017 nicht einmal mehr die Hälfte: 49,5 Prozent. Dem Rückwärtskurs hat sich die evangelische Kirche übrigens besser widersetzen können: Ihr Anteil sank in der gleichen Zeit nur von 19,2 auf 18 Prozent.