Versuchsanstalt in Bamberg: Wie sinnvoll ist der Totalabriss?

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Johannes Rost, früherer Pflanzendoktor: Werden die Pläne des Freistaats umgesetzt, bleibt von dem Gebäudebestand hinter ihm nichts mehr übrig. Fotos: RR/MW
Johannes Rost, früherer Pflanzendoktor: Werden die Pläne des Freistaats umgesetzt, bleibt von dem Gebäudebestand hinter ihm nichts mehr übrig.  Fotos: RR/MW
Stand heute
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Planung Quelle:Staatliches Bauamt
Planung Quelle:Staatliches Bauamt
 

Was steckt hinter den Abbruchplänen für die Versuchsanstalt? Gärtner bezweifeln den Sinn des Millionenprojekts. Das Bauamt ist anderer Meinung.

Unruhe in der sonst eher stillen Bamberger Südflur: Nicht nur bei den Pensionisten der Versuchsanstalt stoßen die Abbruchpläne des Freistaats auf Kritik. Auch Vertreter der Gärtnerzunft sehen Überlegungen skeptisch, auf dem Gelände der Landesanstalt für Gartenbau alle bestehenden Gebäude für ein neues grünes Zentrum zu opfern. "Für mich ist das betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbar. Auch Gewächshäuser können nicht über Nacht abgeschrieben werden", sagt Hans-Jürgen Eichfelder. Der Gärtner und Stadtrat der Bamberger Allianz erinnert daran, dass die letzte Millioneninvestition für ein schon damals "Grünes Zentrum" genanntes Projekt keine zehn Jahre zurück liegt.

Überrascht zeigte sich auch SPD-Stadtrat Sebastian Niedermaier. Als der Biogärtner aus der Mittelstraße vor einem Jahr mit OB Andreas Starke (SPD) auf dem Gelände unterwegs war, gab es noch ganz andere Überlegungen. Damals sahen die Pläne noch eine randliche Erweiterung der bestehenden Anlage vor. Dass es jetzt offenbar eine Kehrtwende gegeben hat, hält Niedermaier für fragwürdig. "Die technische Ausstattung der Versuchsanstalt ist top. Am Ende geht es um Steuergeld und um die Frage, ob dieser Abbruch nachhaltig sein kann. Niedermaier glaubt nicht daran. "Ich finde, der Freistaat sollte bei diesem Thema mit gutem Beispiel vorangehen."

Freilich ist es noch kein fertiger Bauplan, über den vergangenen Mittwoch im Landratsamt diskutiert worden war. Als Gesundheitsministerin und Abgeordnete Melanie Huml (CSU) über das Ergebnis eines Treffens informiert, betonte sie den vorläufigen Carakter eines ersten Geländemodells. Es sei an diesem Tag darum gegangen, die Interessen aller Beteiligten auszuloten, erklärt Huml im Nachgang. Das sind das Amt für Landwirtschaft, der Landkreis Bamberg als Sachaufwandsträger für die Landwirtschaftsschule, die Landesanstalt für Gartenbau und der Maschinenring. Alle diese Einrichtungen sollen auf dem jetzigen Grundstück der Landesanstalt untergebracht werden. Bürger und Fachleute könnten sich so viele Wege sparen.

Doch auch wenn die Details noch offen sind - am Platzbedarf für die Vielzahl der zu konzentrierenden Institutionen und der daraus resultierenden Dichte der Bebauung lässt sich kaum rütteln, will man nicht Anbaufläche auf dem Grundstück opfern. Für Jürgen König und Andreas Hetzer vom Staatlichen Bauamt kommt das nicht in Frage. Sie sehen das jetzt vorgelegte Grundkonzept als Ergebnis eines längeren Überlegungsprozesses. Dabei ging es auch um Wirtschaftlichkeit und den Anspruch an modernste Gewächshaustechnologie Den Gebäudebestand mit einem Alter von bis zu 50 Jahren bezeichnet Hetzer anders als die früheren Beschäftigten der Landesanstalt als "verbraucht und sanierungsbedürftig". "Wieso sollen wir den Bestand sanieren, wenn wir mit fast demselben Geld ein besseres und nachhaltigeres grünes Zentrum bauen können?"

An diesen Kernfragen scheiden sich die Geister. Sind die Gebäude wirklich verbraucht? Und kann es sinnvoll sein, Immobilien abzuräumen, die zwischen 2009 und 2012 mit Millionenaufwand errichtet wurden? Für den Bamberger Gärtner Hans-Jürgen Eichfelder ist die Antwort klar: "Wirtschaftlich ist das nicht. Ich bau doch kein Gewächshaus und reiß es wieder ab."