In den letzten Jahren schien der Stuhl des Baureferenten mehr und mehr zum Schleudersitz zu werden. Seit 2007 verließen drei Spitzenbeamte den öffentlichkeitswirksamen Posten in Bamberg. Nun hofft der Stadtrat auf Kontinuität und wählte den 48-jährigen Thomas Beese zum Stadtbaumeister. Beese arbeitet seit 1996 in der Stadtverwaltung.
Nur kein Risiko: Unter diesem Motto könnte man die Personalentscheidung zusammenfassen, die am Mittwoch am Ende der öffentlichen Sitzung getroffen wurde. Trotz einer bundesweiten Ausschreibung setzen die gewählten Bürgervertreter nicht auf einen (der wenigen) externen Bewerber, sondern auf einen bekannten Mitarbeiter an der Spitze des seit drei Monaten verwaisten Baureferats: Thomas Beese. Er wird ab Januar neuer Baureferent der Stadt Bamberg sein. Der 48-jährige Architekt und Stadtplaner erhielt als einziger Kandidat, der in die letzte Auswahl gekommen war, 30 von 31 abgegebenen gültigen Stimmen. Er ist als berufsmäßiger Stadtrat auf sechs Jahre gewählt und zuständig für knapp 300 Mitarbeiter im Rathaus unter anderem im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt sowie im Baubetrieb der Stadt.
Beese kam 1996 als persönlicher Mitarbeiter des damaligen baureferenten Ottmar Strauß nach Bamberg. Er fungierte zuletzt als stellvertretender Baureferent, nachdem er an der Spitze der Stadtsanierung und des Stadtplanungsamtes Erfahrungen sammeln konnte.
Der verheiratete Vater dreier Kinder lebt im nördlichen Inselgebiet. Als große Herausforderungen der nächsten Jahre bezeichnete Beese im Gespräch mit unserer Zeitung die Anforderungen, die der Bau der viergleisigen Bahntrasse durch Bamberg stellt, die Bekämpfung der Wohnungsnot sowie die Verbesserung der Abläufe in den Ämtern des Baureferats. "Zufriedene Bürger sind mir wichtig", sagt Beese, weshalb er auch auf das Alltagsgeschäft ein Auge haben will: "Vielen Bürgern geht es nicht darum, wie Bamberg im Jahr 2050 aussieht, sondern sie wollen, dass die Müllabfuhr und die Abwasserentsorgung funktioniert."
Bei der geheimen Abstimmung gab es nur zwei Gegenstimmen zu Beese, was zweifellos ein großes Vertrauen der Stadträte ausdrückt. Das hat vor allem damit zu tun, dass der Neue sich gut in der Stadt auskennt und bestens vernetzt ist. Die Fraktionen wünschen sich nach den Erfahrungen mit den beiden letzten Baureferenten nun endlich wieder Kontinuität. Dass die Arbeit des Baureferenten starke öffentliche Wirkung hat und sein Stuhl leicht zu einer Art Schleudersitz werden kann, zeigte nicht nur die nicht mehr erfolgte Wiederwahl von Ottmar Strauß 2007, sondern auch der glücklose Abgang von Hans Zistl-Schlingmann 2010. Auch Michael Ilk, der zuletzt amtierende Baureferent, verließ sein Amt vor dem offiziellen Ende der Wahlperiode.
Als Grund wurde mehrfach genannt, dass das Baureferat in den vergangenen Jahre stark an Bedeutung einbüste: So wurde das Hochbauamt dem Immobilienmanagement eingegliedert. Und auch die finanzielle Verantwortung des Baubetriebs liegt mittlerweile in der Kämmerei.
Dass es sich beim Amt des Baureferenten um eine manchmal nicht ganz einfache Aufgabe mit großer Öffentlichkeitswirkung handelt, ist Thomas Beese bewusst. "Ich weiß, worauf ich mich einlasse."