Auch im Klinikum ist die Zahl der Covid-Patienten deutlich gestiegen. Die Situation scheint beherrschbar, doch eine Garantie, dass die Intensivkapazitäten reichen, gibt es nicht.
Am Freitagvormittag verzeichnet Divi, das Intensivregister der deutschen Krankenhausstandorte, noch 13 freie Plätze im Bamberger Klinikum. Als Georg Pistorius, der Ärztliche Direktor, um 14 Uhr den aktuellen Stand mitteilt, waren gerade zwei weitere Covid-Patienten auf die Intensivstation gebracht worden und die freien Kapazitäten entsprechend geschrumpft. "Wir wandeln auf einem schmalen Grat", sagt der Chefarzt und Covid-Beauftragte der Sozialstiftung.
Bis zu 38 schwerst kranke Covid-Patienten können die Ärzte und Pfleger am Bruderwald gleichzeitig intensivmedizinisch behandeln. Das ist nicht viel angesichts stark steigender Infektionszahlen. Und klar ist auch: Die Zahl der Menschen, die mit Herzinfarkt, nach einem Verkehrsunfall oder einer unvermeidlichen Operation ebenfalls auf intensivmedizinische Betreuung angewiesen, ist wegen des Auftauchens von Sars-CoV-2 nicht kleiner geworden. "Wir können nicht alle Betten für Covid-Erkrankte frei halten."
Dennoch ist Pistorius zuversichtlich, dass es in Bamberg nicht zu einem Szenario kommt, wie es in einigen Ballungsräumen bereits nahe gerückt ist, nicht einmal wenn die Zahlen noch einige Zeit steigen sollten - das Ende der freien Kapazitäten.
Doch eine Garantie, dass keine Patienten zurückgewiesen werden müssen, gibt es auch in Bamberg nicht: Fakt ist, dass die Zahlen in den letzten vier Wochen steil nach oben gestiegen sind. Anfang Oktober wurde es auf der Normalstation am Bruderwald nur eine Handvoll Covid-Patienten betreut, jetzt haben sich die Zahlen bei 30 eingependelt. Was Pistorius und seinem Team Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass sich bei den Neuinfektionen eine Trendwende abzeichnet. Der Lockdown scheine zu wirken, wie etwa der Blick nach Berchtesgaden zeigt. Dort hat sich die 7-Tage-Inzidenz binnen 20 Tagen halbiert.
Erste Anzeichen, dass die Kontaktbeschränkungen auch an der Regnitz Wirkung zeigen, sieht Frank Förtsch, der Sprecher des Landratsamts. "Wir sind aus der Steilwand heraußen und bewegen uns hoffentlich auf den Gipfel zu", sagt er. Seine Bilanz fällt vorsichtig aus: Einerseits ist die Zahl der Neuinfektionen in der Region wieder etwas gesunken. Andererseits weiß Förtsch aus der ersten Welle, dass die Zahl der Toten selbst dann noch steigen wird, wenn die Infektionskurve bereits wieder abflacht. Auch in dieser Woche starben wieder fünf Menschen infolge von Corona, vier davon im Klinikum. Sorgen bereitet den Ärzten die zunehmende Ausbreitung des Corona-Virus in den Seniorenheimen der Region. Insgesamt zehn Einrichtungen sind bis Freitag betroffen gewesen. Doch die Behörden haben schnell reagiert, so dass die Ausbrüche auf wenige Einzelfälle beschränkt blieben.
Georg Knoblach vom Ärztlichen Kreisverband freut sich, dass der exponentielle Anstieg in Bamberg offenbar gebrochen ist. Dort lag die 7-Tage-Inzidenz am Freitag nur noch bei 104. Knoblach spürt eine Verunsicherung, glaubt aber, dass es keinen Grund in unserer Region gebe, "Angst zu haben, im Krankheitsfall nicht mehr versorgt zu werden". Zur Einordnung zieht der Arzt den Vergleich zur Grippewelle 2017/18. Damals starben in der Region über 100 Menschen an der Grippe. Die Zahl der Covid-Opfer liegt nach RKI-Angaben derzeit bei 64.
Noch scheint auch der Mangel an Pflegekräften in Bamberg nicht zu Ausfällen zu führen, wie sie andernorts beklagt werden. Chefarzt Pistorius ist zuversichtlich, dass das Krankenhauspersonal, das schon im Frühling hervorragend mitgezogen habe, auch die anstehenden Aufgaben meistern werde. Felix Holland, Personalrat und selbst Pfleger, spricht von einem Kraftakt der Belegschaft. Hört man ihn, ist es nicht auszuschließen, dass die aufwändige Betreuung der Covid-Patienten auch in Bamberg zu Engpässen führen werde: "Die Pandemie zeigt, wie sehr in den vergangenen Jahren im Gesundheitswesen gespart wurde."