Gewaltig war der Knall, der Herbert Massak Dienstagmorgen zusammenzucken ließ: Ein Einsatzfahrzeug des BRK war mit voller Wucht in das Schaufenster seiner Geschäftsräume gedonnert - als Massak hinten im Büro stand.
Vor dem Büro von Herbert Massak hat es nicht das erste Mal gerummst. Die Autos parken eng, gelegentlich wird schon mal ein stehendes Fahrzeug angeschrammt. Es ist auch nichts Besonderes, dass ein Rettungsfahrzeug mit Martinshorn an der Versicherungsvertretung im Scheßlitzer Oberend vorbei rauscht, die Juraklinik ist in der Nähe.
Aber gestern war alles anders. Es war kein "Rumms", es war ein gewaltiger Knall. Herbert Massak stand in seinem Büro, das sich hinter den Geschäftsräumen befindet. "Gott sei Dank", sagt er. Denn als ein Notarztwagen in das Schaufenster krachte, flogen Steine, Scherben, Sessel und die Heizung quer durch den Raum. "Alles war plötzlich weiß. Gott sei Dank teilt eine Stein-Säule die zwei Fenster. Wäre das Auto durchs Glas geschossen, wäre es bis zu mir ins Büro geflogen."
Die Wucht war gewaltig. Um kurz von 9 Uhr war der Notarztwagen auf dem Weg zu einem Einsatz, Martinshorn und Blaulicht seien laut Zeugenaussagen eingeschaltet gewesen, sagt ein Polizeisprecher.
Signale nicht wahrgenommen?
Der Fahrer eines BMW hat die Signale offensichtlich nicht wahrgenommen, als er von der Ortsdurchfahrt Scheßlitz links in Richtung Maria-Ward-Haus abbiegen wollte - gerade, als der Notarztwagenfahrer das Überholmanöver eingeleitet hatte.
Zu diesem Zeitpunkt stand Georg Bäumel, Chef der gleichnamigen Schreinerei, gerade auf seinem Hof. "Mein Sichtfenster war eingeschränkt, aber es sah so aus, als ob der BMW links abbiegen will, als das Notarztauto angeschossen kommt und schon tut es einen riesen Schlag", erläutert er. Der Notarztwagen sei an der Eiche "vorbei geflogen" und aus Bäumels Sichtfeld verschwunden. Den zweiten großen Schlag hörte er nur noch - es war der Knall, als das Auto ins Schaufenster der Versicherung donnerte.
Der Notarzt konnte selbstständig aus seinem Auto steigen. Er blieb unverletzt, genauso wie der Fahrer des schwarzen BMW und Versicherungsvertreter Massak.
Schaden genommen haben die Autos und das Gebäude, laut Polizeiangaben insgesamt etwa 70.000 Euro. Für das Haus, in dem das Büro angemietet ist, gab ein Statiker Entwarnung, die Säule im Schaufenster war keine tragende Wand, es besteht keine Einsturzgefahr. "Der Hausbesitzer hatte 59. Hochzeitstag. Er ist blass geworden, als ich ihn von dem Unfall erzählt habe", sagt Massak.
Neue Autos sind sicherer
Die beiden Autos landen auf dem Schrottplatz, der Notarztwagen nach nur neun Tagen im Dienst. Das Auto war nagelneu und gerade erst vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) angeschafft worden. "Die neuen Autos sind offensichtlich sicherer. Die Fahrgastzelle hat einiges vom Notarzt abgehalten", sagt Karlheinz Utzmann, Rettungsdienstleiter des BRK-Kreisverbands Bamberg.
Er schult regelmäßig ehrenamtliche Helfer und Notärzte für die Fahrt mit dem Rettungswagen. "Ich wüsste nicht, dass es einen so heftigen Unfall wie diesen überhaupt schon mal gegeben hat", sagt er.
In den letzten elf Jahren hätten sich nur zwei so genannte "Kreuzungsunfälle" ereignet. "Sowohl die Rettungsdienste als auch die Autofahrer sind insgesamt sehr aufmerksam unterwegs," betont er.
Unterwegs war der Notarzt, der in den Unfall verwickelt war, noch am selben Tag wieder. Er hat weiter gearbeitet, genauso wie Herbert Massak. Am Abend saß er in seinem Büro in Scheßlitz und hat Kunden beraten. Am Morgen war er froh gewesen, dass noch keine da waren und im vorderen Bereich der Geschäftsräume gewartet haben. Auf den Sesseln, direkt hinter dem Schaufenster.