Sandkerwa: Bamberg will dem Bürgerverein entgegenkommen

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Auch das ist die Sandkerwa: Jugendliche feiern auf der Markusbrücke. Foto: Ronald Rinklef
Auch das ist die Sandkerwa: Jugendliche feiern auf der Markusbrücke.  Foto: Ronald Rinklef

Beim Tauziehen um die abgesagte Sandkerwa geht die Stadt erneut auf den Bürgerverein zu. Es gehe um eine einvernehmliche Lösung, heißt es im Rathaus.

Es ist ein zweites Gesprächsangebot, das die Stadt formuliert. Dieses Mal ist es Bürgermeister Christian Lange (CSU), der die Rathaus-Botschaft aussendet. Er vertritt seit Sonntag OB Andreas Starke (SPD), der am Wochenende einen schon länger geplanten Urlaub im Ausland angetreten hat. Lange ist bemüht, die Wogen um die Sandkerwa-Absage zu glätten und kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen.

"Ich möchte den Bürgerverein IV. Distrikt dazu einladen, das Gespräch mit der Stadt aufzunehmen. Wir möchten gemeinsam mit dem Bürgerverein beraten, was aus der Sandkerwa wird", sagt Lange.


Keine fertigen Lösungen

Dabei geht es dem Kreisvorsitzenden der CSU offenbar nicht nur um eine Kurzfristlösung für das Jahr 2017, sondern auch um die Frage, was in den folgenden Jahren im Sand geschehen soll und in welche Richtung sich das Fest entwickeln könnte. Lange macht klar: Es soll nicht der Eindruck entstehen, es gebe schon fertige Lösungen, die man dem Bürgerverein überstülpen wolle. Alles hänge nun davon ab, was der Bürgerverein Sand und die Sandkerwa Veranstaltungs GmbH wollten und wie man sich eine sinnvolle Weiterentwicklung des Festes vorstellen könne. Der Charakter des Festes soll nicht verändert werden, sagte Lange.

Das Wort "Task Force" kommt im Gesprächsangebot des Bürgermeisters nicht mehr vor. Mit diesem Begriff wird im Militärwesen der temporäre Zusammenschluss mehrerer Einheiten bezeichnet. Oberbürgermeister Starke hatte damit in seiner ersten Presseerklärung signalisieren wollen, wie entschlossen die Stadt die Rettung der Traditionsveranstaltung ins Visier nimmt.


Stadt beißt auf Granit

Beim Bürgerverein freilich kam die Formulierung nicht gut an. Auch deshalb, weil zeitgleich der CSU-Fraktionsvorsitzende Helmut Müller über eine Auffanggesellschaft unter Beteiligung städtischer Töchter spekuliert hatte. Doch sollte es sie geben, dann beißt die Stadt mit solchen Gedankenspielen beim Bürgerverein auf Granit: Wie Jürgen Wirth, einer der beiden Sandkerwa-Geschäftsführer in der Pressekonferenz deutlich gemacht hatte, könne es schon wegen der Namensrechte ohne oder gar gegen den Bürgerverein keine Sandkerwa geben.

Um die atmosphärischen Verstimmungen zwischen Stadt und Bürgerverein abzubauen, betont Christian Lange, dass über die Zusammensetzung einer wie immer gearteten Arbeitsgruppe erst dann entschieden werde, wenn klar sei, wie die Stadt den Verein unterstützen könne.

Lange will sich nicht an Spekulationen beteiligen, die am Montag im Internet kursierten. Danach soll es in der Stadt Überlegungen gegeben haben, ob man den früheren Basketball-Manager Wolfgang Heyder und Stadtmarketinggeschäftsführer Klaus Stieringer in die "Task Force" einbinden könne. "Uns geht es um eine einvernehmliche Lösung mit dem Bürgerverein. Wenn die offenen Punkte geklärt sind, können wir den nötigen Sachverstand hinzuholen, der benötigt und akzeptiert wird", sagte Lange dazu.


Ein liebenswertes Fest

Ein Umdenken haben die unmissverständlichen Worte des Bürgervereins am Wochenende offenbar auch bei der CSU-Fraktion bewirkt. Während Fraktionschef Müller am Donnerstag noch über eine Lösung sprach, die unabhängig vom Bürgerverein hätte existieren können und auf Sponsorengeldern aufbauen würde, stellt nun der stellvertretende Kreisvorsitzende Stadtrat Markus Huml klar, dass auch für die CSU eine Lösung nur mit dem Bürgerverein in Frage komme. "Die Ehrenamtlichen aus dem Sandgebiet sind der Garant für ein liebenswertes Fest, das durch und durch Bamberg ist", bekennt der CSU-Ortsverband Mitte.

Wie reagiert der Bürgerverein auf die neue Rathaus-Offerte? Darauf gibt es noch keine Antwort. "Wir besprechen uns intern und melden uns am Mittwoch", lautet die knappe Antwort von Geschäftsführerin Ulrike Heucken.

In Bamberg ist die Absage der Sandkerwa nach wie vor Top-Stadtgespräch und wird überaus kontrovers diskutiert. Viele Bürger können nicht begreifen, wie es zur Absage des größten Festes der Region kommen konnte. Andere äußern Verständnis für den Bürgerverein, der nun die wachsenden Kosten und Risiken scheut.
Auch die Interessengemeinschaft InteresSand beschäftigt sich auf Facebook mit der Zukunft des großen Festes. Ihr Fazit: "Je länger wir über die Absage der Kerwa nachdenken, desto mehr kommen wir zum Entschluss, dass ein Aussetzen der ,Kerwa wie immer' in diesem Jahr vielleicht doch nicht die schlechteste Lösung ist."


Kommentar des Autors:

Kerwa-Kater

Kaum zu glauben, wie viel Kritik der Bürgerverein Sand nach seiner Absage einstecken musste.

Natürlich kam das Aus für nicht Eingeweihte wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Natürlich kann man den Frust vieler Freunde des Festes verstehen.

Aber: Es gibt nun mal kein Grundrecht auf eine Kirchweih. Schon gar nicht, wenn das Vergnügen Tausender auf der ehrenamtlichen Arbeit einer Handvoll fleißiger Menschen beruht.

Statt haltlose Forderungen zu stellen, wäre etwas mehr Dankbarkeit angebracht.

Auch deshalb kam es nämlich zur Absage des Sandkirchweih: Mangelnde Wertschätzung und grenzenlose Anspruchshaltung zermürbten die Macher.