Pünktlich zum Fest können in der Kirche "Unsere Liebe Frau" , auch bekannt als Obere Pfarre, wieder Gottesdienste gefeiert werden. Der erste Bauabschnitt im Langhaus ist dann abgeschlossen.
Haben Sie schon einmal das Pippi-Langstrumpf-Lied in der Kirche gehört? Gestern erfüllten die fröhlichen Töne die Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau" am Kaulberg. Der Grund: Die Orgelbauer haben geprüft, ob die Töne passen.
In das Lied mischten sich Hammerschläge und das "Klong" von Metall auf Metall. In nicht ganz drei Wochen wird etwas anderes durch die die Obere Pfarre hallen: der Gesang von Menschen, die Gottesdienst feiern. Wegen der Sanierungsarbeiten war die Kirchengemeinde in die Karmelitenkirche ausgewichen. "Es kamen immer wieder Anfragen, wann wir in unsere Kirche zurück können", sagt Pfarrer Matthias Bambynek.
Rund 21 Monate hat es gedauert, bis der erste Bauabschnitt abgeschlossen war. Die Kosten liegen bei rund 3,2 Millionen Euro. Bis 2014 soll die komplette Kirche in drei Bauabschnitten saniert sein. Die Gesamtkosten sind mit etwa sechs Millionen Euro veranschlagt.
Mit 65 Prozent übernimmt den Löwenanteil davon das Erzbistum Bamberg, 25 Prozent teilen sich Oberfrankenstiftung, Bayerische Landesstiftung, Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Stadt Bamberg auf. Einen Eigenanteil von zehn Prozent muss die Kirchenstiftung "Unsere Liebe Frau" selbst aufbringen.
Die Sanierung war notwendig geworden, weil Putzteile von der Decke gefallen waren. "Wie wir aus den Archivalien wissen, ist das seit 1711 immer wieder passiert", erklärt Restaurator Peter Turek. Zwar seien die entstandenen Spalten ausgebessert worden, aber trotzdem waren immer wieder Teile aus dem Gewölbe heraus gebrochen.
Der Grund: Die Ursachen liegen tiefer. Nachdem die komplette Bausubstanz untersucht worden war, machte Statiker Anton Landgraf drei Ursachen aus: "Erstens haben wir eine gotische Kirche, die in verschiedenen Bauphasen errichtet wurde. Dabei entstanden bautechnische Schäden.
Zweites ist immer wieder Feuchtigkeit eingedrungen. Drittens haben wir massive Eingriffe während der Barockisierung der Kirche."
Letztere seien der Hauptgrund für die Schäden. Architektin Ursula Huber erklärt: "Die gotische Dachkonstruktion aus dem Jahr 1380 wurde durch den Einbau einer barocken Raumschale erheblich verändert und teilweise zerstört."
Im hölzernen Dachstuhl des Langhauses - also Kirchenschiff plus Seitenschiffe - hatten die barocken Bauherren Zugbänder heraus genommen. Diese Holzbalken waren statische Querverbindungen und hielten die Wände zusammen. Nachdem sie fehlten, drifteten die Wände langsam auseinander. Am Ende waren es fünf Zentimeter. "Es entstanden große Risse in der Stuckdecke, die Hölzer haben sich verbogen, klafften auseinander und sind schließlich gebrochen", erklärt Landgraf.
Barocker Dachstuhl verstärkt Im Zuge der Sanierung wurden die Fußpunkte der Holzbalken auf der Kirchenwand wieder hergestellt. Außerdem wurden neue Zugbänder aus Stahl eingezogen und alte saniert. "Wir haben fehlende Holzteile ergänzt und den barocken Dachstuhl verstärkt", sagt Landgraf - "und das Gewölbe zum ersten Mal nach 300 Jahren von der Rückseite gesäubert und mit Kalkmörtel verschlossen", ergänzt Restaurator Turek.
Der Dreck, der sich angesammelt hatte, war stetig in die entstandenen Spalten nachgerutscht. Dreckig war auch die sichtbare Seite des Gewölbes: die Stuckaturen. Diese strahlen nun wieder und werden die Blicke der Kirchenbesucher auf sich ziehen. Was sie dagegen nicht sehen können, sind die 28 Millimeter dicken Stahlanker in den Wänden der Kirche.
Sie wurden eingebaut, weil auch die Fensterachsen der Oberen Pfarre statisch gerissen waren.
Apropos Fenster: Die Kirche verfügt nun über ein kontrolliertes Lüftungssystem, um Kondenswasser zu vermeiden. Passt das Verhältnis zwischen Außen- und Innentemperatur, öffnen und schließen sich die Fenster automatisch - außer, es findet gerade ein Gottesdienst statt.
Auf den am 22. Dezember freut sich Pfarrer Bambynek schon sehr. Aber: Die Kirche wird eine Baustelle bleiben. "Es wird immer mal ein Gerüst rum stehen, wir reinigen noch die Altäre und verlegen die Elektrik im Boden", sagt Architektin Ursula Huber.
Ab Februar 2013 beginnen die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt: Chor und Chorgang werden renoviert. Damit weiterhin Gottesdienste stattfinden können, wird der Chor mit einer Plane vom Langhaus abgeteilt. Im dritten Bauabschnitt wird schließlich der Turm saniert.
Doch nun können sich die Gemeindemitglieder erst einmal auf Weihnachten freuen - und einen Festgottesdienst in ihrer Kirche.
Spendenkonto:Wer sich am Eigenanteil der Kirchenstiftung beteiligen will, spendet an: Kirchenstiftung "Unsere Liebe Frau", Kontonummer: 39594, Bankleitzahl 770 500 00, Sparkasse Bamberg;