Nach der Suspendierung des Pfarrers von St. Martin informierte Generalvikar Georg Kestel den Pfarrgemeinderat über die Gründe.
Die Pfarrei St. Martin schien nach langen Querelen und Auseinandersetzungen um einen nicht nur beliebten Pfarrer in ruhige Gewässer gekommen zu sein. "Die Entwicklung nach den Schwierigkeiten war positiv, wir waren gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft", sagt Regina Paul. Die 68-Jährige gehört seit vier Wahlperioden dem Pfarrgemeinderat an und engagiert sich vielfach im Pfarreileben.
Und nun das! "Ich bin fassungslos, erschüttert, es ist wie ein böser Traum", bekennt Regina Paul nach dem Dienstagabend, der alle Hoffnungen erst einmal zunichte machte. Die Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariates hatte die knappe Mitteilung verbreitet, dass Erzbischof Ludwig Schick den Pfarrer von St. Martin aller kirchlichen Ämter enthoben und ihm die Ausübung aller priesterlichen Funktionen verboten hat. Er habe sich schwerer Verfehlungen gegen kirchliche Vorschriften schuldig gemacht, die das sechste Gebot und den priesterlichen Zölibat betreffen. Der Pfarrer habe die Vorwürfe eingeräumt.
Just an diesem Dienstagabend war ohnehin die konstituierende Pfarrgemeinderatssitzung anberaumt. Eine glückliche Fügung im Unglück. Denn Generalvikar Georg Kestel nutzte sofort die Gelegenheit, die versammelten Räte persönlich über die Gründe zu informieren, die zur Suspendierung des Pfarrers geführt haben. Die Pfarrgemeinderäte reagierten erschüttert: "Es ist eine menschliche Tragödie", meint Regina Paul. Und der neu gewählte PGR-Vorsitzende Christoph Brey erklärt, dass "die Nachricht die ganze Pfarrei absolut unvorbereitet getroffen hat". Er hoffe, dass gemeinsam mit dem Ordinariat schnell Lösungen gefunden werden, "damit unser Pfarrleben weitergeht". Genauso wichtig ist dem gemeindlichen Laienvertreter allerdings, "unseren Pfarrer im Gebet zu begleiten".
Dieses "unser Pfarrer" gehört jedoch jetzt schon der Vergangenheit an. Denn noch am Dienstag, nach dem Offenbarungsgespräch mit dem Erzbischof und zwei weiteren Vertretern der Bistumsleitung, hatte der Pfarrer seinen Verzicht auf die Pfarrstelle St. Martin unterschrieben. Und ob er jemals wieder in den Dienst des Erzbistums
Bamberg zurückkehren kann, ist völlig offen: "Über seine Zukunft kann man keine Prognose geben", sagt Generalvikar Georg Kestel auf Anfrage unserer Zeitung. Derzeit sei der Pfarrer "in klösterlicher Obhut, die ihm der Erzbischof angeboten hat". Dort erfahre der Pfarrer auch "Begleitung".
"Wenn Handlungsbedarf da ist, wird reagiert, und wenn es analoge Fälle gäbe, würden wir das auch tun", erklärt der Generalvikar unmissverständlich. Dieser Handlungsbedarf sei nicht durch Presseberichte entstanden, will Kestel nicht den unmittelbaren Zusammenhang mit den Enthüllungen eines italienischen Callboys herstellen. Auf dem "kirchlichen Dienstweg vom Vatikan zum Nuntius in Deutschland" habe Erzbischof Schick gewisses "Material" erhalten: kurze Texte in Italienisch, Fotos und die Dokumentation von Kommunikationsabläufen. Weitere Angaben wolle er, so der Generalvikar, aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht machen, zumal nach jetzigem Stand auch keine strafrechtlichen Vorwürfe im Raum stünden.
Georg Kestel hat dem Pfarrgemeinderat versichert, dass die anstehenden pfarrlichen Fragen wie Gottesdienste oder Übernahme der Administration zügig geklärt werden. Er selbst werde am kommenden Sonntag die Erstkommunion in St. Josef/Hain, die Aufgabe des Pfarrers gewesen wäre, übernehmen. "Alles ist noch frisch", sagt der Generalvikar zu der Situation. Er wisse, dass nun innerhalb der Pfarrei der Gesprächsbedarf hoch sei: "Das Ordinariat geht darauf ein und bietet für Gruppen und Kreise Gespräche mit geschulten Leuten an." Auch eine Pfarrversammlung sei denkbar, wie sie der Pfarrgemeinderat favorisiert. "Wir versuchen alles, um das Geschehene gemeinsam aufzuarbeiten", betont Generalvikar Kestel.
Gegen den Zölibat verstoßen? Das kann doch ein Homosexueller gar nicht, er schadet keinem einzigen heterosexuellen Menschen. Warum der Anteil Schwuler unter römisch katholischen Priestern viel höher ist als in der übrigen Bevölkerung? Weil dieser Beruf wohl noch der einzige ist für Menschen, für die eine Ehe nicht in Frage kommt. Wie gut wäre es, wenn schwule Priester Liebespartner haben und auch heiraten dürften. Natürlich die anderen auch vom Zölibatszwang befreit eine Ehe schließen dürften!
Die katholische Kirche und ihre Verkündigung wären glaubwürdiger.
na ja da wird der herr pfarrer nicht der erste in bamberg und um bamberg herum sein, der sein häuserl leer predigt und sonst gar entvölkert
Passion dauert schon jahrelang!
Nein, Frau Krüger-Hundrup, ich muss Ihnen widersprechen. Nicht erst jetzt seit den Enthüllungen über die Verstöße von Pfarrer H. gegen den Zölibat und das 6. Gebot, durchlebt die Pfarrei St. Martin eine Passion, sondern schon seit vielen Jahren. Mir steht es nicht zu über die (nach Kirchenrecht)sexuellen Verfehlungen von Pfarrer H. zu urteilen. Was ich aber für viel schlimmer halte, ist das Erbe, das er als Seelsorger in der Pfarrei zurücklässt. Er hat durch seine Art, seine Engstirnigkeit, seine mangelnde Kommunikationsfähigkeit viele Menschen guten Willens dazu gebracht der Pfarrei den Rücken zu kehren. Ein kompletter Pfarrgemeinderat ist in der Zeit von Pfarrer H. während der Amtsperiode zurückgetreten. Aus dem nachfolgenden sind viele auch vorzeitig frustriert ausgeschieden. Älteren Ministranten, die Gruppenstunden veranstalten wollten, wurde der Zugang zu den Pfarreiräumlichkeiten verwehrt. Diese Dinge waren dem Domberg bekannt, wurden aber nie richtig angegangen, sondern es wurde immer eine Beschwichtigungsstrategie betrieben. Der Pfarrer blieb - Laien sollten sich damit abfinden, sie sind ja austauschbar. Ruhe kehrte jetzt angeblich ein, aber keine friedliche Ruhe, sondern eine Grabesruhe. Selbst in der Osternachtliturgie war die Martinskirche halbleer. Der jetzige PGR hat sich mehr oder weniger von selbst zusammengesetzt, weil es nur 12 Kandidaten für 12 Sitze gab. Eine engagierte und innovative Gemeinde wurde sehenden und wissenden Auges an die Wand gefahren. Das kreide ich Pfarrer H. mehr an, als seine "sexuellen Verfehlungen". Die Verantwortung für das Ausbluten der Pfarrgemeinde trägt aber auch vor allem die Bistumsleitung. Und die bestätigt leider den Eindruck: Als Pfarrer kannst du dir eigentlich alles erlauben, aber wehe du verstößt gegen den Zölibat...
Danke!