Neustart für die Regionalwerke

2 Min
Der Windpark Brunn bei Heiligenstadt blieb nur eine Vision am Horizont. Die Regionalwerke taten sich nach dem Aus schwer, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Jetzt wird ein neuer Anlauf gemacht.Fotomontage: Regionalwerke/Archiv
Der Windpark Brunn bei  Heiligenstadt blieb nur eine Vision am Horizont. Die Regionalwerke taten sich nach dem Aus schwer, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Jetzt wird ein neuer Anlauf gemacht.Fotomontage: Regionalwerke/Archiv

Gut fünf Jahre nach ihrer Gründung sollen die Regionalwerke neue Geschäftsfelder erschließen. Dabei soll auch ein Wechsel in der Geschäftsführung helfen.

Mit teils großen Erwartungen wurden sie auf dem Höhepunkt der Energiewende-Euphorie ins Leben gerufen: Die Regionalwerke sollten als "neutraler Berater, Koordinator und Dienstleister ... die Förderung erneuerbarer Energien in der Region Bamberg bei hoher regionaler Wertschöpfung und unter Einbindung der Kommunen und der Bürgerinnen und Bürger vor Ort" vorantreiben, um die in der Klimaallianz von Stadt und Landkreis angestrebte Energieautarkie der Region bis 2035 erreichen zu können. Doch schon kurz nach der Gründung der GmbH im Dezember 2012 wurde von außen Sand ins Getriebe gestreut.

Im Frühjahr 2013 begann in Bayern der Landtagswahlkampf und der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer entdeckte die lautstarken Windkraftgegner für sich. Mit der 10-H-Abstandsregelung, die im November 2014 Gesetzeskraft in Bayern erlangte, war das größte und wichtigste Projekt der Regionalwerke, der Bürgerwindpark Brunn in Heiligenstadt, gestorben.

Die Regionalwerke - bei denen die Stadt Bamberg, der Landkreis Bamberg, 31 Landkreisgemeinden sowie die Stadtwerke Gesellschafter sind - mussten sich neue Geschäftsfelder suchen. Mit der Beratung und Planung kommunaler Energieprojekte (z.B. Straßenbeleuchtung, Blockheizkraftwerke, Photovoltaikanlagen) und anderen Dienstleistungen im Energiebereich, gelang es Geschäftsführer Hubert Tremel-Franz im Jahr 2016 erstmals eine schwarze Null zu schreiben.


Doppelspitze aus der Verwaltung

Doch nun sollen sich nach dem Willen der Gesellschafter die Regionalwerke neu aufstellen. Ab 1. Juni sollen die Klimaschutzbeauftragten Günter Reinke (Stadt) und Robert Martin (Landkreis) die Geschäftsführung übernehmen und das Geschäftsmodell überarbeiten. "Um die regionalen Klimaschutzziele weiter bestmöglich unterstützen zu können, ist eine Weiterentwicklung der Strategie unverzichtbar", ließen der in diesem Jahr amtierende Aufsichtsratsvorsitzende, Bambergs OB Andreas Starke (SPD), und sein Stellvertreter, Landrat Johann Kalb (CSU) in einer Pressemitteilung Ende vergangener Woche verlauten.

Wie das neue Geschäftsmodell der Regionalwerke konkret aussehen könnte, darüber will der künftige Co-Geschäftsführer Robert Martin vor seinem Amtsantritt verständlicherweise nicht ins Detail gehen. Bestehende Projekte würden natürlich fortgeführt. Ein Vorteil sei möglicherweise, dass die Klimaallianz von Stadt und Landkreis mit ihrer Klima- und Energieagentur - deren Geschäftsführer Martin ist -, der Klimaschutz und die Regionalwerke gebündelt würden. "Daraus können sich Synergieeffekte ergeben", sagt er.

Elektromobilität könnte also ein neuer Schwerpunkt werden, sei es die Ladeinfrastruktur oder auch das bislang vom Landkreis über die Gemeinden organisierte E-Carsharing. Andere Felder könnten auch in die Richtung zielen, die Eigenstromnutzung und das Engagement im kommunalen Energiemanagement zu forcieren. Der Auftrag an die neuen Geschäftsführer sei es, ein neues Konzept zu erstellen. "Mein Ehrgeiz ist da", erklärt Martin.

Bei ihrer Arbeit werden Martin und Reinke von vielen kritischen Augen beobachtet werden. "Die Neuausrichtung ist dringend notwendig", macht etwa Heinz Jung, SPD-Kreisrat und Mitglied im Aufsichtsrat der Regionalwerke, deutlich. Die Energiewende vor Ort müsse wieder in den Fokus gerückt werden. Angesichts der geänderten politischen Rahmenrichtlinien gelte es, sich neue Spielräume zu eröffnen. "Ich hoffe, dass das in eine gute Richtung geht", zeigt sich Jung bedingt optimistisch. Die Diskussion darüber in den politischen Gremien sei unbedingt nötig.


Zweifel an der Neuausrichtung

Zur personellen Entscheidung meint Jung: "Das kann nur eine Übergangslösung sein". Für eine effiziente Umsetzung des neuen Geschäftsmodells werde sicher wieder eine hauptamtliche Kraft nötig sein. Noch weitaus kritischer wird die Personalie von den Grünen in Stadt und Landkreis gesehen. "Da wird der Öffentlichkeit eine Blamage als Neuanfang verkauft", schreiben sie in einer Pressemitteilung. Von Erfolg und Aufbruch könne keine Rede sein, meint etwa GAL-Vorstandsmitglied Jonas Glüsenkamp.

"Ein eigener Geschäftsführer rentiert sich nicht mehr für die Regionalwerke, weil es dort mangels Projekten schlicht und ergreifend zu wenig zu tun gibt. Und diese Minimallösung wird jetzt als Neuanfang aufgehübscht", wird Kreisrat Bernd Fricke zitiert.

Die Neuausrichtung sei "ein Versuch, das Ganze zu optimieren", sagt Martin. Als bürokratischen Verwalter, wie es die Grünen unterstellen, sieht er sich gewiss nicht. Und wer den engagierten Klimaschutzbeauftragten kennt, glaubt ihm, wenn er sagt: "Mein Ehrgeiz ist da."