Thomas Vogt ist nun offiziell neuer Leiter der Gefängnisse Bamberg und Kronach. Er hat sich einen "menschenwürdigen Vollzug" vorgenommen.
Sogar der Himmel ist eingesperrt, in ein Rechteck. Vier hohe Wände umfassen den Innenhof der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bamberg. Wenn die Gefangenen zum "Hofgang" raus dürfen, laufen sie nicht kreuz und quer, sondern an den Mauern der Gebäude entlang. Sie laufen das Rechteck, eine Stunde jeden Tag. Länger dürfen sie nicht an die frische Luft.
Thomas Vogt (47) ist gerne an der frischen Luft, beim Skifahren mit der Familie, beim Joggen am Feierabend. Vogt arbeitet dort, wo andere von ihren Hobbys nur träumen können: im Gefängnis. Jeden Abend tauscht er die Gitterstäbe gegen Freiheit ein. Beklemmungsgefühle kennt er nicht, genauso wenig wie Angst vor den Ínhaftierten. Er hat sich seinen Job ausgesucht.
Nachfolger von Hans Lange Thomas Vogt ist der neue Leiter der Justizvollzugsanstalten Bamberg und Kronach - letztere ist der Bamberger JVA verwaltungsmäßig angegliedert. Heute tritt er offiziell die Nachfolge von Hans Lange an. Dieser ist am 30. Juni in den Ruhestand gegangen, seit 10. September sitzt Thomas Vogt bereits im Büro seines Vorgängers in der Bamberger JVA.
Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, ein Gefängnis leiten zu wollen? "Der Staatsdienst hat mich schon immer interessiert, mein Vater war Richter", sagt Vogt. Auch der Sohn hat Jura studiert, auch er wollte einen Job machen, in dem er mit Menschen zu tun hat. "Eine Arbeit im Finanzamt oder im Landratsamt wäre nichts für mich gewesen", erläutert Thomas Vogt und schüttelt mit dem Kopf.
Seit Jahren beschäftigt er sich mit Menschen, "mit denen nicht jeder unbedingt was zu tun haben will" - den Gefangenen. Zweimal pro Woche hat er "Sprechstunde". Dienstags in Kronach, donnerstags in Bamberg. Die Inhaftierten kommen mit ihren Anliegen zum Gefängnisleiter.
Es geht um Urlaub, Ausgang und gerade in der Weihnachtszeit um Besuche. Für die Inhaftierten ist ein "Urlaub" bei ihren Angehörigen möglich, wenn keine Gefahr besteht, dass der Gefangene flüchtet oder eine neue Straftat begeht. Der Urlaub wird maximal für zwei Tage pro Monat gewährt und kann über Nacht genommen werden.
"Da kommt eine Mutter, die an Weihnachten nach Hause zu ihren zwei Kindern möchte. Vielleicht hat sie auch endlich mal wieder einen Freund. Aber: Nur weil Weihnachten ist, hat sie nicht automatisch nichts mehr mit Rauschgift zu tun."
Derzeit sitzen in der JVA Bamberg 25 weibliche und 187 männliche Gefangene in Haft, in Kronach 106 männliche - hier gibt es keine weiblichen Strafgefangenen. Was hat sich Thomas Vogt für sie vorgenommen? "Die Balance zu finden zwischen menschenwürdigem Vollzug und notwendigen Sicherheitsmaßnahmen." Er wolle sich gemeinsam mit den Bediensteten für einen Vollzug einsetzen, bei dem die Behandlung der Gefangenen im Vordergrund steht. Vogt spricht von Sprachkursen oder der Stärkung der sozialen Kompetenz.
"Das Spannende ist die Zusammenarbeit: Sie haben die Ehrenamtlichen, die Gefängnis-Mitarbeiter, Sozialarbeiter, die Ärztin. Das Ziel ist, mit diesem Team einen Vollzug zu formen, der zur Resozialisierung der Gefangenen führen soll."
Von Paderborn nach Franken Erfahrung im Strafvollzug bringt der 47-Jährige, der ursprünglich aus Paderborn in Nordrhein-Westfalen stammt, bereits mit. 1995 begann er als juristischer Mitarbeiter in Bayreuth und wurde hier kurze Zeit später Abteilungsleiter. Ab 2004 war er in Würzburg stellvertretender Anstaltsleiter und ab 2009 Anstaltsleiter in Aschaffenburg. Seit September 2012 ist er Leiter der Anstalten Bamberg und Kronach.
Die beiden Gefängnisse haben ihren neuen Chef auch mit einer baulichen Herausforderung begrüßt: "Beide liegen in der Innenstadt - also genau dort, wo man es sich eigentlich nicht wünscht. Das ist natürlich eine Belastung für die Anwohner." Wenn im Außenbereich eine Sicherheitskamera installiert werde, könne es schon passieren, dass ein Bürger anrufe und sich erkundige, ob man ihm jetzt in die Wohnung schauen könne.
Manchmal kommt auch jemand auf ihn zu, von dem er es nicht unbedingt erwartet hat: Ein Gefangener, der nach dem Weihnachtsgottesdienst herkommt und sich bedankt. "Ich habe das Gefühl, die Weihnachtsgottesdienste in Haft sind ein bisschen echter als draußen. Es stimmt nachdenklich, wenn man die Gefangenen sieht, wie sie sichtbar mitgenommen im Gottesdienst sitzen", sagt Vogt. "Es sind viele Tränen dabei, bei denen man das Gefühl von Aufrichtigkeit hat."
Bald wird auch in den Gefängnissen Kronach und Bamberg Weihnachtsgottesdienst gefeiert. Thomas Vogt freut sich schon drauf.