Landkreis will mit Klosterlandschaft punkten

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Das Kloster Ebrach prägte über Jahrhunderte seine Umgebung.Foto: Ronald Rinklef
Das Kloster Ebrach prägte über Jahrhunderte seine Umgebung.Foto: Ronald Rinklef

Ein Welterbe-Titel für Ebrach und Umgebung liegt in weiter Ferne. Jetzt soll das Europäische Kulturerbesiegel her.

Der Steigerwald soll Welterbe werden. Das hat sich der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) auf die Fahnen geschrieben, um den inzwischen seit mehr als einem Jahrzehnt schwelenden, teils lichterloh brennenden Streit um einen Nationalpark Steigerwald zu befrieden. Damit folgt er auch einem Beschluss des Kreistags, der im Dezember 2010 unter Kalbs Vorgänger, dem Nationalparkbefürworter Günther Denzler (CSU) gefasst wurde. Allerdings nicht ganz buchstabengetreu. Denn damals beschloss das Gremium mit 48:3 Stimmen, die Buchenwälder des nördlichen Steigerwalds die Voraussetzungen einer Bewerbung zum Unesco-Weltnaturerbe auszuloten und zu entwickeln.

Gegenwärtig geht es nun darum, ein Europäisches Kultursiegel (EKS) für die Gegend um Ebrach im Verbund mit anderen zisterziensischen Klosterlandschaften anzustreben. Dies könnte frühestens im Jahr 2023 der Fall sein und sei als erster Schritt auf dem Weg zu einem Welterbe-Titel der Unesco zu sehen, wie die Projektleiterin im Landratsamt, die Kunsthistorikerin Birgit Kastner, am Montag im Kreisausschuss ausführte. Der Ausschuss hatte über die Fortsetzung des 2017 gestarteten Vorhabens in den Jahren 2019 bis 2021 zu beschließen.

Kastners Sachbericht über das transnationale Projekt, bei dem der Landkreis Bamberg federführend ist, wurde im Gremium allseits positiv aufgenommen. Das bisher erreichte komme in der zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 auf die Beine gestellten Ausstellung "Vielfalt in der Einheit - Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa" zum Ausdruck.

Europäische Kooperation

Die Ausstellung, die zeitgleich in Ebrach und bei den Kooperationspartnern Morimond (Frankreich), Waldsassen (Oberpfalz), Plasy (Tschechien) sowie Rein und Zwettl (beide Österreich) lief, sei auf sehr große Resonanz gestoßen. Inzwischen tourt sie auch durch den Landkreis Bamberg. Organisiert wurde sie als europäisches Leader-Förderprojekt in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, vertreten durch Thomas Gunzelmann. Neben den Leadermitteln von 120 000 Euro (EU und Freistaat Bayern) trug der Bund mit 132 000 Euro einen großen Teil zur Finanzierung bei. Für die beteiligten Landkreise verblieb ein Eigenanteil von insgesamt knapp 30 000 Euro.

Die Fraktionssprecher zeigten sich einig und erfreut, dass der Landkreis mit einem "überschaubaren finanziellen Aufwand" (Bruno Kellner, FW), "für den Landkreis eigentlich eine Kleinigkeit" (Helmut Krämer, CSU)", ein "wichtiges Vier-Millionen-Projekt" (Carsten Joneitis, SPD) stemme, das auch noch "sehr gut läuft" (Bernd Fricke, Grüne).

Der finanzielle Beitrag des Landkreises soll sich in den kommenden Jahren kaum erhöhen. Für zwei verschiedene Projektschritte ist ein Eigenanteil von insgesamt 21 000 bis maximal 37 000 Euro angesetzt, den der Kreisausschuss einstimmig billigte.

Weitere Partner gesucht

Zudem sollen noch mehr Partner einsteigen. Neben Regionen - Kastner sprach von einem Radius von 50 Kilometern um die Klöster, die von den Mönchen geprägt wurden - in Deutschland, Frankreich, Österreich und Tschechien, sollen auch zisterziensische Klosterstätten in Polen und der Slowakei als Kooperationspartner gewonnen werden. Allein in Deutschland könnten zu Ebrach und Waldsassen sechs weitere dazu kommen, darunter Langheim im Kreis Lichtenfels.

Die Chancen auf das Europäische Kultursiegel für den internationalen Verbund der Klosterlandschaften bewertete Kastner als gut. "Das ist kein Griff nach den Sternen, sondern realistisch", meinte sie. Es gebe vielmehr zwei Punkte, die stark für die Bewerbung sprächen: Zum einen habe Bayern noch nie einen EKS-Antrag gestellt, zum anderen handle es sich um ein großes transnationales Projekt. Letztendlich lägen die Chancen bei 50:50.

Grünen-Kreisrat Fricke mahnte an, bei allem "das Thema Weltnaturerbe weiter in Betracht zu ziehen". Landrat Kalb meinte in seiner Replik, man werde "das Welterbe, das Weltkulturerbe nicht aus den Augen verlieren". Auf Frickes wiederholten Einwurf "Naturerbe!" ging Kalb nicht ein.