Lässt das Bambados Bambergs Trinkwasserpreise steigen?

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Der Blick auf die Wasseruhr macht Gunther Pohl kein Vergnügen: Die Stadtwerke überraschten mit einer 958-prozentigen Anhebung des Grundpreises. Foto: Ronald Rinklef
Der Blick auf die Wasseruhr macht Gunther Pohl kein Vergnügen: Die Stadtwerke überraschten mit einer 958-prozentigen Anhebung des Grundpreises.  Foto: Ronald Rinklef
Vor einer Woche wurde das neue Wasserwerk in Bamberg eröffnet. Viele Besucher kamen. Foto: Stadtwerke Bamberg
Vor einer Woche wurde das neue Wasserwerk in Bamberg eröffnet. Viele Besucher kamen. Foto: Stadtwerke Bamberg
 

Die Verzehnfachung der Grundpreise beim Wasser sorgt für Unmut bei Verbrauchern in Bamberg. Auch der Vergleich mit anderen Städten zeigt: In Bamberg kostet das Lebensmittel weit mehr als in vielen anderen Städten. Liegt das Dilemma an den hohen Defiziten für das Bambados, wie Bürger argwöhnen?

Als Gunther Pohl vor kurzem ein Schreiben der Stadtwerke Bamberg öffnete, traute er seinen Augen nicht mehr. Die Wasserrechnung für sein Haus am Ottoplatz zeigte einen fast schon astronomisch gestiegenen Grundpreis. Was bis Ende 2012 gerade mal 29 Euro gekostet hatte, schlug nun mit 283 Euro zu Buche. Eine Verzehnfachung!

Doch als Irrtum, wie der bekannte Bamberger Musiker anfänglich gehofft hatte, erwies sich die Rechnung nicht. Hunderte von Stadtwerke-Kunden haben in den letzten Wochen die neuen Abrechnungen bekommen. Pohl bemühte den Taschenrechner, um die Preisexplosion zu beziffern: Sage und schreibe 958 Prozent sind die Stadtwerke beim Grundpreis nach oben gegangen. "Ich bin entsetzt über diese Zahl."

Ganz neu ist die Erkenntnis über den Rekordsprung beim Trinkwasser nicht. Den Beschluss, die Wasserpreise anzuheben, hatten die Stadtwerke bereits im Herbst 2012 gefasst, der Protest blieb damals vergleichsweise stumm. Eineinhalb Jahre später haben es die Bamberger nun schwarz auf weiß: Bei Pohl verursachte der Preisgalopp 250 Euro Mehrkosten.

Die Stadtwerke sehen die Kritik gelassen. Eine Woche nach der im Beisein prominenter Gäste gefeierten Eröffnung des neuen Wasserwerks kann man auf konkrete Investitionen verweisen. 15 Millionen sollen bis 2016 in die Wasserversorgung Bambergs fließen. Modernste Filtertechnik ermöglichen es, die gestiegenen Anforderungen an Trinkwasser zu erfüllen. Am Altenburgberg entsteht ein neuer Hochbehälter.

Jeder Euro werde reinvestiert, Gewinne dürften bei der Wasserversorgung nicht gemacht werden, verspricht Jan Giersberg. Für Bambergs Stadtwerke ist die Gebührenanhebung wegen der hohen Fixkosten alternativlos: "Der Wasserverbrauch geht zurück, und egal ob ein Kubikmeter fließt oder Tausende - die Kosten sind die gleichen."



Heinz Kuntke, der für die SPD im Aufsichtsrat der Stadtwerke sitzt, verteidigt die Preisanhebung, auch wenn sie Wasser in Bamberg für viele um 30 Prozent teurer macht. Sie sei von den Experten des Kommunalen Prüfungsverbandes abgesegnet worden. Man müsse sehen, dass der zweite Bestandteil des Preises, der Arbeitspreis, vergleichsweise niedrig sei - auch um die Vielverbraucher zu entlasten.

Bambados und der Wasserpreis
Doch schon ein simpler Vergleich widerlegt diese Behauptung: Für einen Durchschnittsmenge von 80 Kubikmetern Wasser im Jahr zahlt eine Familie in Bamberg 2013 fast 245 Euro und damit über 40 Euro mehr als in Nürnberg oder fast 60 Euro mehr als in Coburg. Auch Erlangen und selbst die Millionenstadt München bieten ihren Bürgern Wasser günstiger an.

Warum ist das so? Gunther Pohl spricht aus, was viele in Bamberg denken. "Mit dem Wasserpreis zahle ich das Bambados, in dem ich nicht bade, und ich zahle die Parkhäuser, die ich nicht brauche."
Inwieweit der Vorwurf stimmt, darüber gehen die Meinungen auch im Aufsichtsrat auseinander: Dieter Weinsheimer (Freie Wähler) spricht davon, dass die Stadt die berechtigte Erhöhung dazu benutze, um die schwächer werdende Einnahmenseite bei Strom und Gas zu stabilisieren. Heinz Kuntke (SPD) streitet Zusammenhänge ab. Für ihn ist es der hohe Anteil an Eigenförderung, der Wasser in Bamberg so teuer macht.

Fachlich ist diese Einschätzung fragwürdig. Bamberg fördert zwar zwei Drittel des Wassers aus eigenen Brunnen, nur ein Drittel wird als Fernwasser zugekauft. Doch hört man die Stadtwerke, ist es genau diese Eigenständigkeit, die Wasser in Bamberg günstig macht.

Georg Burgis spürt nichts davon. Mit zwölf Kubikmetern Wasserbedarf im Jahr will sich der besonders betroffene Kleinverbraucher den Zuschlag nicht gefallen lassen. "Hier werden städtische Aufgaben wie der Unterhalt einer Arena über den Wasserpreis abfinanziert", klagt er. Weil man den Anbieter nicht wechseln könne, will Burgis die Gebühren beim Bundeskartellamt prüfen lassen. Sein Vorwurf: "Hier handelt es sich um die Ausnutzung eines Monopols."

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