Christian Hader und Berthold Opower sind Anwohner des Neubaugebiets und treibende Kräfte der Bürgerinitiative. Sie sind froh, dass die Stadt bereits einige Sofortmaßnahmen umgesetzt hat, etwa die Hecke geschnitten und Stoppschilder aufgestellt. Foto: Ronald Rinklef
Die Stadt Bamberg hat einige "Sofortmaßnahmen" durchgeführt, um die Kreuzung zur Graf-Arnold-Straße sicherer zu machen. Das lässt die Bürgerinitiative hoffen: Gibt es eine Chance für den Kreisverkehr?
Ein Wort macht den Unterschied: "Planungsauftrag". Wenn man zwei Worte draus machen möchte: "offizieller Planungsauftrag." Der sorgt dafür, dass Bernhard Leiter aus dem Stadtplanungsamt und seine Mannschaft aktiv werden dürfen. Sie haben nun den Auftrag von der Stadtspitze bekommen, sich ein Gesamtkonzept für die Kreuzung Babenbergerrring/Graf-Arnold-Straße/Würzburger Straße in Bamberg-Südwest zu überlegen.
Das sah vor gut drei Monaten noch ganz anders aus. Im Winter 2013 hatte sich die "Bürgerinititative zur Umgestaltung der Kreuzung am Babenbergerring" gegründet. Das Ziel: Die Kreuzung soll sicherer werden. Als Optimallösung schwebt Christian Hader und Berthold Opower von der Bürgerinitiative ein Kreisverkehr vor.
Beiden ist klar, dass diese Wunschlösung wohl auch die teuerste und die mit großem Planungsaufwand ist. "Deswegen haben wir in einem Gespräch mit Oberbürgermeister Andreas Starke Sofortmaßnahmen vorgeschlagen, um die Situation kurzfristig zu entschärfen", sagt Christian Hader.
Er hatte 452 Unterschriften im Gepäck, als er Mitte Januar zum Termin bei Starke antrat. Zudem flatterte, ebenfalls im Januar, ein Antrag der CSU-Stadtratsfraktion ins Rathaus und eine Pressemitteilung in den Briefkasten dieser Zeitung: Die CSU schließe sich der Forderung der Bürgerinitiative nach einem Kreisel an und habe einen Antrag an Andreas Starke (SPD) gerichtet, diese Variante von der Verwaltung prüfen zu lassen.
Genau das tut die Verwaltung gerade, und zwar im Stadtplanungsamt. Bernhard Leiter, Sachgebietsleiter Verkehrsplanung, prüft aber "nicht nur" einen Kreisverkehr. Er prüft alles.
"Wir müssen den Spagat schaffen zwischen überschaubaren Finanzmitteln und dem Ziel, in die Nähe der Realisierung zu kommen", sagt Leiter. Weiter ist man da schon bei den "Sofortmaßnahmen". Die sind neben dem Planungsauftrag eine zweite Folge aus dem Treffen zwischen Oberbürgermeister und Bürgerinitiative. "Wir haben den Bewuchs an der Graf-Arnold-Straße zurück geschnitten. Außerdem wurde das Tempo-50-Schild abgebaut, das in Richtung Münchner Ring kurz nach der Einmündung in die Graf-Arnold-Straße stand", sagt Leiter. Zebrastreifen und Geschwindigkeitsüberwachung? Es geht weiter: Direkt an der Kreuzung wurden sowohl in der Würzburger Straße als auch der Graf-Arnold-Straße Stoppschilder aufgestellt.
Die Parkbucht, die sich auf der rechten Seite vom Babenbergerring Richtung Münchner Ring befindet, ist mittlerweile für Lkw und Busse gesperrt.
"Wir wollen auch einen Tempo-30-Schriftzug auf der Straße aufbringen. Außerdem prüft das Straßenverkehrsamt gerade, ob Zebrastreifen möglich sind. Es gibt da ein Regelwerk des Bundesverkehrsministeriums, nach dem ein bestimmtes Verhältnis zwischen Fußgängern und Verkehr erfüllt sein muss", erklärt Leiter. Vorerst Abwarten ist ebenfalls angesagt beim Thema Geschwindigkeitsüberwachung: Wie Bernhard Leiter erläutert, behält sich der Stadtrat die Auswahl der Messstellen vor.
"Der Umweltsenat muss also in seiner nächsten Sitzung entscheiden, welche Stellen eine Überwachung bekommen."
Apropos Überwachung: Wer zukünftig sein Auto in der Graf-Arnold-Straße gegenüber dem Gehörlosensportzentrum abstellt, muss mit einem Strafzettel rechnen. Zunächst gehe ein Hinweis an das Gehörlosensportzentrum, dass es seine Besucher auffordern möge, den eigenen Parkplatz zu nutzen - und dass der Parküberwachungsdienst (PÜD) kontrolliert, so Leiter.
Für all diese Sofortmaßnahmen hat sich die Bürgerinitiative eingesetzt. Sind deren Vertreter zufrieden? "Es ist schön, dass die Sofortmaßnahmen so schnell erfolgt sind", sagt Christian Hader.
"Vor allem der Rückschnitt der Hecken hat die Sicht deutlich verbessert."
Allerdings: "Das Parkverbot für Lkw in der Bucht wird nicht immer eingehalten und die gefahrene Geschwindigkeit auf dem Babenbergerring ist nach wie vor ein Problem. Aber der Planungsauftrag für die Kreuzung zeigt, dass man mit bürgerlichem Engagement etwas erreichen kann", sagt Hader.
Dieses und dessen Folgen kommen jedoch nicht überall gut an. Im Stadtplanungsamt gab es laut Bernhard Leiter einige Anrufer, die gefragt hätten: "Was issn da des Problem?" Leiter erläutert: "Das sind Leute, die sich zum Beispiel selbst eine Verkehrsinsel für die Straße vor ihrer Haustür wünschen. Solche Inseln, wie es sie an der Kreuzung zum Babenberger Ring gibt."
Der Sachgebietsleiter Verkehrsplanung kennt Bambergs Kreuzungen. Er weiß: "Es gibt Knotenpunkte mit Unfällen und mehreren Verletzten pro Jahr.
In Moment bauen wir zum Beispiel an der Kreuzung Forchheimer Straße - Münchner Ring. Das ist die Priorität, wenn man aufs Geld schauen muss: Zuerst kommen die Kreuzungen, an denen es zu Unfällen kommt."
Die Kreuzung in Bamberg Südwest ist laut Leiter nicht unter den zehn gefährlichsten in Bamberg. Soweit will es die Bürgerinitiative auch gar nicht kommen lassen und beharrt mittelfristig auf ihrer "Optimallösung": Dem Kreisverkehr.
Es ist schon seltsam: "... beim Thema Geschwindigkeitsüberwachung ... behält sich der Stadtrat die Auswahl der Messstellen vor". Seit wann darf eine politisch motivierte Auswahl, wo Verkehrssicherheit durch Geschwindigkeitsüberwachung gewährleistet werden soll, erfolgen? Die Behörden kennen die Unfallschwerpunkte. Aber auch andernorts sind die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten zu beachten - und damit zu überwachen. Denn sie dienen der Verkehrssicherheit, und eine sicherlich hohe Dunkelziffer glimpflich verlaufener, nichtsdestoweniger gefährlicher Situationen auch abseits der Unfallhäufungsstellen erfordern, daß überall mit Überwachung gerechnet werden muß. Daß fehlende Überwachung die Verkehrsmoral schwinden läßt, kann u. a. in beinahe ganz Bamberg auf rücksichtslos zugeparkten Gehwegen beobachtet werden.
Damit "Zebrastreifen möglich sind", muß "ein bestimmtes Verhältnis zwischen Fußgängern und Verkehr erfüllt sein", heißt es. Was, bitte schön, sind denn Fußgänger? Gehören die nicht zum Verkehr? Hier zeigt sich wieder der noch immer vorherrschende Geist der Verkehrspolitik (und der StVO): Nur, was einen (starken) Motor hat, ist Verkehr. Alles andere, insbesondere Fußgänger und Radfahrer, gilt in erster Linie als Störfaktor.
Das zeigt sich gerade bei Zebrastreifen. Zum normalen Straßenbild gehörend, regelmäßig eingesetzt, bietet er Sicherheit, wird der Vorrang querender Fußgänger beachtet. Taucht er nur vereinzelt auf, ignorieren ihn viele Kraftfahrer. Durch viele Ausschlußkriterien hat der Verordnungsgeber ihn somit nahezu entwertet.
Kreisverkehre können Sicherheit bieten - aber man kann vieles falsch machen: Bamberg, Wilhelmsplatz: Radweg weit vom Kreis abgesetzt, dazu schnelles Ein- und Ausfahren für den Autoverkehr möglich -hochgefährlich; Hallstadt, Emil-Kemmer-Straße: viel zu enge, verwinkelt geführte Radwege, ungesicherte und zu schmale Auslaufspuren in die Fahrbahn - katastrophal; Viereth: kaum befahrbare Radverkehrsführung - einfach nur grausam!
Es ist schon seltsam: "... beim Thema Geschwindigkeitsüberwachung ... behält sich der Stadtrat die Auswahl der Messstellen vor". Seit wann darf eine politisch motivierte Auswahl, wo Verkehrssicherheit durch Geschwindigkeitsüberwachung gewährleistet werden soll, erfolgen? Die Behörden kennen die Unfallschwerpunkte. Aber auch andernorts sind die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten zu beachten - und damit zu überwachen. Denn sie dienen der Verkehrssicherheit, und eine sicherlich hohe Dunkelziffer glimpflich verlaufener, nichtsdestoweniger gefährlicher Situationen auch abseits der Unfallhäufungsstellen erfordern, daß überall mit Überwachung gerechnet werden muß. Daß fehlende Überwachung die Verkehrsmoral schwinden läßt, kann u. a. in beinahe ganz Bamberg auf rücksichtslos zugeparkten Gehwegen beobachtet werden.
Damit "Zebrastreifen möglich sind", muß "ein bestimmtes Verhältnis zwischen Fußgängern und Verkehr erfüllt sein", heißt es. Was, bitte schön, sind denn Fußgänger? Gehören die nicht zum Verkehr? Hier zeigt sich wieder der noch immer vorherrschende Geist der Verkehrspolitik (und der StVO): Nur, was einen (starken) Motor hat, ist Verkehr. Alles andere, insbesondere Fußgänger und Radfahrer, gilt in erster Linie als Störfaktor.
Das zeigt sich gerade bei Zebrastreifen. Zum normalen Straßenbild gehörend, regelmäßig eingesetzt, bietet er Sicherheit, wird der Vorrang querender Fußgänger beachtet. Taucht er nur vereinzelt auf, ignorieren ihn viele Kraftfahrer. Durch viele Ausschlußkriterien hat der Verordnungsgeber ihn somit nahezu entwertet.
Kreisverkehre können Sicherheit bieten - aber man kann vieles falsch machen: Bamberg, Wilhelmsplatz: Radweg weit vom Kreis abgesetzt, dazu schnelles Ein- und Ausfahren für den Autoverkehr möglich -hochgefährlich; Hallstadt, Emil-Kemmer-Straße: viel zu enge, verwinkelt geführte Radwege, ungesicherte und zu schmale Auslaufspuren in die Fahrbahn - katastrophal; Viereth: kaum befahrbare Radverkehrsführung - einfach nur grausam!