Landkreis Bamberg bremst Stadtbus-Pläne

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Der Stadtbus in Pettstadt (Fotomontage) wird vorerst ein Wunschbild für die Pettstadter bleiben. Foto: W. Baier/Montage: D. Klumb
Der Stadtbus in Pettstadt (Fotomontage) wird vorerst ein Wunschbild für die Pettstadter bleiben. Foto: W. Baier/Montage: D. Klumb

Pettstadt will eine Stadtbusanbindung. Doch der Landkreis schiebt nun einen Riegel vor, weil er sein Mobilitätskonzept gefährdet sieht.

Die Pettstadter werden wohl noch mindestens ein paar Jahre auf die Anbindung an das Liniennetz der Stadtwerke Bamberg warten müssen. Der Landkreis will zunächst die Empfehlungen der am eigenen Mobilitätskonzept arbeitenden Fachplaner abwarten, ehe den Kreisgremien entsprechende Anträge zur Entscheidung vorgelegt werden.

Grund dafür ist, dass dem Landkreis finanzielle Nachteile entstehen könnten, auch wenn er sich - wie im Fall Pettstadt - nicht direkt am Defizitausgleich beteiligen müsste. Denn Pettstadt und andere Gemeinden - wie Litzendorf und Oberhaid -, die eine Stadtbusanbindung anstreben, werden bisher von Regionalbuslinien bedient. Wenn nun "lukrative Teile" aus einer Regionalverkehrslinie herausgelöst würden, während "defizitäre Teile" im Regionalverkehr verblieben, sei das für den Landkreis mit erhöhten Kosten verbunden, so Nadja Kulpa-Goppert, Leiterin des Geschäftsbereichs Regionalentwicklung im Landratsamt.


"Rosinenpickerei"

"Es geht nicht, dass sich die Stadt die Rosinen herauspickt und wir große Summen in der Fläche zahlen", stellte Landrat Johann Kalb (CSU) dazu im Umweltausschuss des Kreistags wiederholt klar. Zugleich beklagte er, dass der Landkreis nicht in die Verhandlungen zwischen Pettstadt und den Stadtwerken Bamberg eingebunden worden sei. "Das Thema Pettstadt ist aufgeschlagen, ohne dass wir gefragt worden sind", sagte Kalb.

Derzeit wird im Rahmen des Mobilitätskonzepts an einer Optimierung der Fahrpläne gearbeitet. Zudem will man mit einer Linienbündelung - der Zusammenfassung mehrerer Buslinien in verschiedenen Korridoren - die Voraussetzungen für eine verbesserte Neuausschreibung der Konzessionen schaffen. Im Fall Pettstadt müsste dieses Bündel bereits im Sommer bekanntgemacht werden für eine Neuvergabe ab August 2019. Für eine Entscheidung über die Herauslösung Pettstadts seien zudem noch weitere entscheidende Schritte, etwa zur vertraglichen Ausgestaltung der Stadtbusanbindung, die Stellungnahme der Fachplaner und eine Abstimmung des Landkreises mit den Stadtwerken nötig, wie Kulpa-Goppert weiter ausführte. Ergebnisse sollen bis Herbst vorliegen. Erst dann solle über Einzelfälle wie Pettstadt entschieden werden.

Für Pettstadt bedeutet dies aber nicht nur eine um ein halbes Jahr verlängerte Wartezeit. Der erhoffte Einstieg in den Stadtbusverkehr zum Fahrplanwechsel im Dezember würde sich wegen der Vorabbekanntmachung der Ausschreibung und einer Neuvergabe der Konzession wohl bis 2024 Jahre verzögern.

Für Pettstadt Bürgermeister Jochen Hack (FWG) ist das natürlich enttäuschend. "Wir sind jetzt nicht mehr Herr des Handelns und müssen hoffen, dass unsere Belange nun in das Mobilitätskonzept einfließen", sagte er nach der Sitzung des Umweltausschusses im Gespräch mit dem FT. Die Anbindung sei ein seit Jahren gehegter Wunsch der Gemeinde. Bekannt ist der auch dem Kreistag schon lange, wie zum Beispiel ein Beschluss vom 18. Februar 2013 zeigt. In dem wurde die Landkreisverwaltung beauftragt, Gespräche mit den Stadtwerken Bamberg und den jeweiligen Gemeinden aufzunehmen.

Durch die veränderte Taktung und Linienführung der Stadtwerke nach Bug habe man die Chance gesehen und Gespräche mit den Stadtwerken gesucht, erklärt Hack. Dabei habe sich dann ergeben, dass eine Verlängerung der Linie nach Pettstadt mit einem fünfstelligen Betrag für die Gemeinde auch finanziell realisierbar sei. Mit dieser Erkenntnis sei man dann an den Landkreis herangetreten.

Den guten Gründen und berechtigten Interessen, die Hack für eine Stadtbusanbindung anführen kann und dies im Umweltausschuss auch tun durfte, wollte dort niemand widersprechen - auch nicht der Landrat. "Stadtbusverkehr in den Gemeinden ist nicht schlecht. Wir wollen ihn nicht verhindern", sagte Kalb. "Aber er muss in das Gesamtsystem eingebunden sein". Damit verband er auch die Aufforderung an die Stadtwerke, sich stärker in die Gespräche zum Mobilitätskonzept einzubinden.

Auch Bruno Kellner (FW-ÜBG) bezeichnete den Wunsch Pettstadts und anderer Gemeinden als verständlich "Das sind berechtigte Interessen der Kollegen, aber wir müssen an den ganzen Landkreis denken", sagte er und malte das Gespenst leerer Regionalbusse, die auf gleicher Strecke hinter vollen Stadtbussen herfahren, an die Wand. "Da geht dann nicht mehr viel mit Mobilitätskonzept an den Rändern."


Keine Einzelfallentscheidung

Die Gewichtung eher anders herum sah die Breitengüßbacher Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (BBL): "Es ist selbstverständlich, dass wir uns um die Gesamtheit kümmern. Wir müssen aber auch an die denken, die seit Jahren auf eine Lösung warten". Wie Reinfelder plädierte auch Ralph Behr (Grüne) dafür, angesichts der weit fortgeschritten Planungen für Pettstadt eine Einzelfallentscheidung zu treffen. Alle anderen Kreisräte folgten aber der Beschlussvorlage, wonach solche Anträge erst "nach Vorliegen aller Voraussetzungen" den Kreisgremien zur Entscheidung vorzulegen sind.