Im Hinterzimmer des Stammlokals oder in der Sportsbar: Billardtische sind zum festen Bestandteil von Kneipen geworden.
Rauchschwaden wabern durch ein schlecht ausgeleuchtetes Hinterzimmer. In der Mitte ein grüner Tisch mit farbigen Kugeln . Dazu Männer mit Zigaretten im Mundwinkel und Bierflaschen auf dem Tischrand: Das ist wohl die häufigste Assoziation, wenn der Otto-Normal-Sportler an Billard denkt. Dieses Vorurteil entkräftet unter anderem die Acht-Ball-Crew (ABC) aus Bamberg . Der Verein ist bemüht, den Sport ins rechte Licht zu rücken. " Billard hat schon immer das Image des Kneipensports gehabt, auch durch diverse Hollywood-Filme. Wir jedoch ziehen das Ganze als Hochleistungssport auf, mit Training, Ehrgeiz und Ligabetrieb", erklärt Johannes Kraus, Spieler und Vereinsmanager.
So trinkt der ein oder andere zwar nach dem Training mal ein Bier, bei Ligaspielen oder Turnieren sind Zigaretten und Alkohol jedoch strikt verboten. Als Vorbild im Kampf gegen Ressentiments fungiert die Trendsportart Darts, die den Sprung auf die große Bühne schaffte. Die WM wird von Millionen von TV-Zuschauern verfolgt, auch in Deutschland herrscht ein Darts-Boom - bis dahin ist es für Billard aber noch ein weiter Weg. Doch der Sport arbeitet daran, sich reizvoller zu präsentieren. "Die Verantwortlichen haben die Spiele, die Regeln und die Modi geändert, damit das Spiel für die Zuschauer schneller und attraktiver wird. Somit dauert es nicht mehr zwei Stunden und ist nicht mehr so kompliziert", bestätigt das frühere Vorstandsmitglied Gunther Zellmann.
Acht-Ball ist die bekannteste Form des Billards , die auch in Kneipen so gespielt wird. Der Spieler versucht, seine Farbgruppe - volle oder halbe Kugeln - komplett zu lochen, abschließend muss die schwarze Acht versenkt werden. Im Ligabetrieb werden neben dieser Form drei weitere Variationen gespielt: Beim Neun-Ball müssen die Zahlen von Eins bis Neun der Reihe nach versenkt werden. Eine Erweiterung davon ist Zehn-Ball. Hier liegt eine Kugel mehr auf dem Tisch, durch vorherige Ansage sollen Glücksstöße vermieden werden. Zu guter Letzt wird 14/1 gespielt, eine Art Endlosspiel, bei dem die letzte Kugel auf dem Tisch bleibt und die bereits gelochten wieder aufgebaut werden.
Für einen Ligakampf treten vier Spieler für ein Team an, jede Disziplin muss zwei Mal gespielt werden, nach der ersten Runde wird rotiert. Dadurch soll verhindert werden, dass sich einzelne Spieler auf eine Variante spezialisieren, es müssen mindestens zwei Spielformen beherrscht werden. Zwar läuft Poolbillard - so der allumfassende Begriff für die verschiedenen Spielformen - eher selten im deutschen Fernsehen, an anderer Stelle lässt sich das wachsende Interesse aber deutlich erkennen. Im Internet können via Livestream die Partien der German Tour verfolgt werden, an Beachtung mangelt es offenbar nicht: 200 000 Zuschauer verfolgten das Finale 2017 im Januar vor ihren Bildschirmen.
Snooker - wie Schach auf einem übergroßen Billardtisch
Eine besondere Variante des Billards ist Snooker . Einen Tisch mit Taschen gibt es, Kugeln und Queues auch. Doch wenngleich sich die beiden Sportarten auf den ersten Blick sehr ähneln, sind die Unterschiede zwischen den Präzisionssportarten gravierend. Der TSV Windeck Burgebrach stellt in Stadt und Landkreis Bamberg die einzige Snookerabteilung und versucht, schon die Kleinsten für den Sport zu begeistern.
"Beim Pool-Billard hat man volle und halbe Kugeln , bei uns jedoch gibt es 15 rote sowie sechs andersfarbige Bälle mit verschiedenen Wertigkeiten. Auch die Regeln sind ganz anders", sagt Abteilungsleiter Peter Hoch. So muss immer im Wechsel eine rote sowie eine farbige Kugel versenkt werden - während die roten Bälle in den Taschen bleiben, werden die bunten stets wieder auf feste Markierungen gelegt. Wenn es ein Spieler bei großem Rückstand nicht mehr schafft, mit den noch auf dem Tisch vorhandenen Bällen den Gegner einzuholen, kommt es zur namensgebenden Aktion - es wird gesnookert.
Dabei wird versucht, den Gegner durch präzise Positionierung der weißen Kugel zu einem Foul zu zwingen. Leichter gesagt als getan, denn der Snookertisch ist deutlich größer als sein Pendant beim Billard . Zudem sind die Taschen anders geschnitten, so dass sich das Einlochen wesentlich schwieriger gestaltet. "Es ist taktischer geprägt. Hier braucht man die Fähigkeit, vorauszudenken oder defensiv zu spielen und den Gegner zu analysieren. So gesehen ist es wie Schach auf einem übergroßen Billardtisch", so TSV-Spieler Martin Reißig.