Kahlschlag für das "grüne Zentrum" in Bamberg?

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Auch dieses Anfang des Jahrzehnts gebaute Gewächshaus ist vom Abbruch bedroht. Johannes Rost (r.) spricht von einem Skandal.
Auch dieses Anfang des Jahrzehnts gebaute Gewächshaus ist vom Abbruch bedroht. Johannes Rost (r.) spricht von einem Skandal.
Vorüberlegungen für die Galgenfuhr: Der Plan sieht einen völlig neuen Gebäudekomplex vor, ...
Vorüberlegungen für die Galgenfuhr: Der Plan sieht einen völlig neuen Gebäudekomplex vor, ...
 
 
...dem auch das in den 80er Jahren errichtete Verwaltungs- und Lehrsaalgebäude zum Opfer fallen würde. Fotos: Michael Wehner
...dem auch das in den 80er Jahren errichtete Verwaltungs- und Lehrsaalgebäude zum Opfer fallen würde.   Fotos: Michael Wehner
 

Die Staatsregierung plant, ein grünes Zentrum an der Galgenfuhr neu zu bauen. Das treibt ehemalige Mitarbeiter auf die Barrikaden.

Es ist eine Pressekonferenz im Landratsamt Bamberg, in der es um die Zukunft eines sehr beliebten Stück Bambergs geht. Tausende von Bürgern der Region kennen die frühere Versuchs- und Lehrwirtschaft von den Infotagen, die einmal im Monat Menschenmassen an den südlichen Stadtrand zwischen Blumen und Gemüse zogen.

Jetzt ist die Galgenfuhr zum Zielgebiet eines so genannten grünen Zentrums geworden, und Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) spricht vor großer Runde von einem positiven Ergebnis; davon dass im neuen Doppelhaushalt die Mittel freigegeben werden könnten und von der Zuversicht, dass das komplette Raumprogramm auf dem Grundstück untergebracht werden kann.

Das ist in der Tat kein Pappenstiel, denn es ist ein Millionenprojekt, das sich hier in einer ersten Vorüberlegung, wie Huml sagt, der Öffentlichkeit präsentiert. Es geht um die Zusammenlegung mehrerer Behörden und Institutionen auf dem Gelände des bisherigen Gemüsebauversuchsbetriebs : Amt für Landwirtschaft, die Landwirtschaftsschule, Maschinenring und die Abteilung der Landesanstalt für Gartenbau sollen hier eine Art Vorzeigeprojekt bilden. Die Rede ist von Synergieeffekten, einem wichtigen Forschungsauftrag, einer Ökoakademie und manchem mehr.

20 Millionen Euro wert?

Doch was die ausdrückliche Zustimmung der Ministerin, des stellvertretenden Landrats Johann Pfister (BB) und von Bambergs Bürgermeister Christian Lange (CSU) findet, treibt mehrere ehemalige Mitarbeiter des Versuchsbetriebs auf die Barrikaden, unter ihnen ist auch der langjährige ehemalige Präsident des Landesamtes, Peter Most (76).

In einem Rundgang im Gemüsebauversuchsbetriebs präsentieren die Pensionisten dem Reporter, was es für Folgen hätte, würden die Pläne, so wie sie jetzt vorliegen, umgesetzt: "Die Gebäude, die hier stehen, verkörpern einen geschätzten Immobilienwert von 20 Millionen Euro", sagt Johannes Rost (71). "Es ist ein Skandal , dass man über so etwas überhaupt nachdenkt, sagt Rost, vielen noch als Pflanzendoktor von den Besuchstagen bekannt. "Für das erste grüne Zentrum wurden nach 2010 noch einmal sechs Millionen Euro in neue High-Tech-Gewächshäuser, eine Hackschnitzelheizung und weitere Betriebsgebäude gesteckt. Nur acht Jahre später, will man sie wieder abreißen", sagt Rost.

Doch es sind nicht nur technische Gebäude, die dem Zusammenlegungsbestrebungen zum Opfer fallen. Auch das in den 80er Jahren gebaute Bürogebäude und ein benachbartes Wohnhaus mit seinen charakteristischen Biberschwanzziegeln sollen weg.

Most: Viele Gebäude im Weg

Dabei ist klar, dass es den Kritikern nicht um das Vorhaben als solches geht, nur um die Umsetzung. "Wir wenden uns nicht grundsätzlich gegen ein grünes Zentrum, da haben wir keine Berührungsängste", sagt Peter Most. "Womit wir allerdings massive Problem haben, ist die Tatsache, dass durch das Vorhaben viele Gebäude vernichtet werden, die noch sehr gut funktionstüchtig sind."

Freilich: Von Abriss und Abbruch ist in der Pressekonferenz gar nicht die Rede. Selbst die Tatsache, dass es um den Neubau eines Gebäudes mit 80 Büroräumen gehen soll, dass zwei nicht einmal zehn Jahre alte Gewächshäuser abgebrochen werden sollen, wird nur auf Nachfrage bestätigt. Hermann Kolesch, Präsidenten der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, begründet den Kahlschlag mit dem Ziel flächensparend zu bauen.

Der Leiter des Amts für Landwirtschaft in Bamberg, Hans-Rüdiger Schmittnägel, spricht von Synergieeffekten, die durch gemeinsame Flächen unter anderem für Schulungen erzielt werden könnten.

Bei den "Ehemaligen" des Versuchsbetriebs rufen solche Argumente nur Kopfschütteln hervor. Johannes Rost glaubt nicht, dass es keine bessere Lösung gäbe, als die verdichtete Bauweise auf Kosten von kaum 30 Jahre alter vorhandener Bausubstanz. Sein Vorschlag: Wenn die südlich angrenzende Fläche des ehemaligen Bundessortenamtes für das Großprojekt genutzt werden könnte oder die Baumschule der Stadtgärtnerei neben an, hätte das viele Vorteile. Ein nicht ganz unwesentlicher: "Die Einrichtung hätte dann auch eine Erschließung von der Forchheimer Straße."

Freilich stehen auch einer solchen Überlegung Hindernisse im Weg. Die Stadt, die das Gelände des Bundessortenamtes gekauft hat, will laut Bürgermeister Christian Lange (CSU) auf der ehemaligen Bundesfläche sein Gartenamt zusammenziehen. Das Kalkül der Stadt ist klar: Wie das Amt für Landwirtschaft hofft auch die Stadt mit der Verlegung des Gartenamts, wertvolle Flächen frei zu, die anderweitig genutzt werden können.

Was kostet das grüne Vorzeigeprojekt die Bürger im Freistaat? Auch darüber gab es am Donnerstag in der Pressekonfererenz keine Aussage. Klar ist, dass der Neubau eines großen Bürogebäudes und einer Handvoll weiterer Betriebsgebäude nicht für einen einstelligen Millionenbetrag zu haben sein wird.

In gut informierten Kreisen kursierte am Donnerstag die Summe von 40 Millionen Euro. Und es ist fraglich, ob in diesem Betrag der Abbruch der Bestandsgebäude schon enthalten ist.