Selbst einmal einen ICE steuern? Kein Problem. Die Bahn macht's möglich - in ihrem Infopunkt beim Breitengüßbacher Bahnhof. Hier erfahren Interessierte alles über den ICE-Ausbau, insbesondere was den Abschnitt zwischen Hallstadt und Ebensfeld betrifft.
Zuerst geht's durch die Tunnelbaustelle Eierberg. Dann lässt Sebastian Faulstich den ICE in Hallstadt rückwärts Richtung Autobahnbrücke fahren. Zweiter Bürgermeister Ludwig Wolf schmunzelt ein wenig. Aber dann fällt sein Blick doch wieder auf das, was ihn eigentlich stört, nicht die zusätzlichen Gleise, sondern die hohen Lärmschutzwände. "Die stören Hallstadter und Reisende gleichermaßen". Noch sind sie nur virtuell, wie der Zug, den Hallstadts Bauamtsleiter Faulstich da so ganz vorschriftswidrig steuert. "Stark", begeistert der "Zugführer" sich für das, was die Bahn an Technik neben den Breitengüßbacher Bahnhof gepackt hat. Am Dienstag wurde ein Informationspunkt zum Projekt Nürnberg-Berlin (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit, kurz VDE 8) mit wahrlich großem Bahnhof eröffnet.
Ein Informationspunkt? Im Parterre der leuchtend roten Baustellen-Containeranlage findet sich Info-High- Tech vom Feinsten. Die DB Netz will Information zu allen Bereichen unters Volk bringen, die mit dem ICE-Bau zu tun haben. Vor allem mit den 20 Kilometern zwischen Hallstadt und Ebensfeld. Genau in diesem Bereich sollen, so die Bahn-Ziele, bis 2017 die 83 Kilometer lange Ausbaustrecke Nürnberg-Ebensfeld mit der 107 Kilometer langen Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt verknüpft werden.
Nach den zahlreichen Gesprächsrunden mit Gemeinde- und Stadträten im Rahmen des (Anhörungsphase) im Planfeststellungsverfahren ist das sozusagen der nächste Schritt der Bahn.
"Wir haben bis jetzt noch nichts gehört", sagt Faulstich allerdings mit Verweis auf die Anmerkungen zum Ausbau, den Gemeinden wie Hallstadt an die Regierung von Oberfranken geschickt haben.
Dafür schickt die Bahn jetzt sogar einen Fachmann in die Region, der den interessierten oder vielleicht ja auch besorgten Bürgern vor Ort Antworten auf Detailfragen geben soll: Klaus-Dieter Weisflog wird im Informationspunkt donnerstags mit samstags von 12 bis 19 Uhr zur Verfügung stehen. Er erhielt den symbolischen Schlüssel.
Damit sich die Interessierten konzentriert ihren ICE-Fragen widmen können, finden sich neben einer Vielzahl von Infotafefeln und interaktiven "Gerätschaften" auch Sitzgelegenheiten, WC's und jede Menge Broschüren, also Infomaterial "to go".
Den ersten Besuch statteten dem Infopunkt die Bürgermeister und Gemeinderäte der von dem Ausbau-Abschnitt betroffenen Gemeinden bei der offiziellen
Eröffnung ab. Weil der Ausbau auch Auswirkungen auf Kreisstraßen hat, so erklärte Landratsstellvertreter Johann Pfister, sei der Landkreis hier mit vor Ort weil mit im Boot.
Wie VDE-8-Pressesprecher Frank Kniestedt anmerkt, gibt es freilich nicht nur den Infopunkt in Breitengüßbach, sondern bereits weitere in Erlangen, Bad Staffelstein, in Goldisthal (Thüringen) und Kalzendorf (Sachsen-Anhalt). Heuer wurden die Baustellen dort schon von 30 000 Interessierten aufgesucht. Unausgesprochen bleibt bei dieser Anmerkungen wohl, wie gespannt Kniestedt auf die Resonanz hier in Breitengüßbach ist. Wert legt er auf die Feststellung, dass sich die Bahn durchaus etwas vom Input der Bürger verspricht.
Stichwort Bürger. Was es mit so einem Infopunkt auf sich hat, das wollte Bauamtsleiter Faulstich zwar auch persönlich wissen. In erster Linie aber wollte er sich aus beruflichen Gründen informieren.
"Ich muss den Bürgern ja sagen können, was sie hier erwartet, wenn sie mich fragen." Film, Grafiken, Broschüren und natürlich den Fahrsimulator findet Faulstich durchaus interessant und informativ. Doch die aus Sicht der Bürger neuralgischen Punkte verschwinden alleine damit nicht.
Dass sich gegenüber der Darstellung durchaus noch was ändern kann, das stellt Diplom-Ingenieur Dieter Thormann durchaus in Aussicht. Er ist für das Großprojekt VDE 8 Leiter Technik und insbesondere für das Teilprojekt VSE 8.1 Coburg Hallstadt zuständig.: "Die eine oder andere Änderung ist noch möglich." Das muss wohl auch. Die profunden Kenner aus den Gremien lassen schon jetzt anklingen, dass ihre Bedenken allein mit Hightech-Animation nicht verschwinden.
Informationen, Grafiken, Broschüren und Videos gibt es auch unter www.vde8.de
Über was will denn die Bahn informieren?
Es ist noch nicht einmal geklärt, ob überhaupt weiter gebaut werden darf! Auch nicht wie!
Schon gar nicht, ob die menschenfeindlichen Lösungen gegen die Bürger vor Gericht Bestand haben?
Irgendwie klingt das nach einem abgekartetem und schmuztigem Spiel