Jetzt muss es zügig vorangehen: 400 Arbeiter hat die Bahn allein auf ihren Baustellen zwischen Hallstadt und Bad Staffelstein. Eine Baustellenrundfahrt von Breitengüßbach über Unteroberndorf nach Zapfendorf.
Matschige Straßen und große braune Pfützen: Wer bei diesem Termin Gummistiefel an hatte, war ganz klar im Vorteil. Am ersten Tag der Streckensperrung Hallstadt-Bad Staffelstein lud die Deutsche Bahn (DB) zu einer Bau-stellenrundfahrt ein. Nach langer Vorbereitungszeit - seit September letzten Jahres - beginnen nun die Arbeiten am Gleis.
Los geht die Baustellenrundfahrt am Breitengüßbacher Bahnhof an dem roten Container, der als Infopoint für das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8, kurz VDE 8, fungiert. Zahlreiche Informationstafeln und ein animiertes Video erklären, was in der nächsten Zeit in der Region los sein wird. Denn schon in zwei Jahren sollen auf dieser Strecke Hochgeschwindigkeitszüge mit bis zu 300 km/h fahren.
Von München nach Berlin komme man laut Pressesprecher des Projektes, Frank Kniestedt, dann in vier statt sechs Stunden. Doch die Streckensperrung von insgesamt 34 Wochen sorgte in den letzten Wochen für viel Diskussionsstoff: Muss das wirklich sein? Ja, meint die DB. "Man hätte zwar die Bahnstrecke auch längs teilen können. Doch da haben wir uns dagegen entschieden. Die jetzige Vorgehensweise erspart uns sieben Jahre Bauzeit", erklärt Kniestedt.
Seit Dienstag werden knapp zwölf Kilometer Bahnstrecke zurückgebaut. "Kommenden Sonntag wird zwischen Breitengüßbach und Ebensfeld keine Eisenbahn mehr sichtbar sein", sagt Dieter Thormann, Leiter der Technik des Teilprojektes VDE 8.1 Coburg-Hallstadt. Kaum vorstellbar, wenn man sich die Gleisanlagen anschaut. Doch der Zeitplan ist straff. Schließlich sollen Anfang September schon wieder Züge auf der Strecke rollen, doch vorerst nur auf zwei Gleisen.
400 Leute auf den Baustellen
Im Auto zur ersten Baustellen-Besichtigung zeigt sich, dass auch der Leiter des Bauabschnittes der DB, Dieter Thormann, Respekt vor dem getakteten Zeitplan hat. "Wir haben gerade einmal sechs Monate Zeit. Viel darf da nicht dazwischen kommen", sagt er. "Aber wir sind gut gerüstet. 400 Leute sind allein in dem Teilabschnitt auf den Baustellen", ergänzt Hubert Greubel, Projektleiter der Firma Leonhard Weiss. Als größte Herausforderung sehen die beiden Männer in den orangefarbenen Warnwesten, dass so viele Baustellen gleichzeitig nebeneinander laufen. Das muss bestens koordiniert werden, damit keine Verzögerungen entstehen.
Von Breitengüßbach geht die Rundfahrt weiter nach Unteroberndorf. Beim Überfahren der Brücke in das Dorf hinein erzählt Dieter Thormann, dass hier das größte Bauwerk des Abschnittes entstehen wird: eine neue Brücke, stolze 300 m lang.
Kurz nach Unteroberndorf stoppt Hubert Greubel das Baustellenfahrzeug, das glücklicherweise ein Geländewagen ist. Matsch soweit das Auge reicht, aber so sieht es nun einmal auf einer Großbaustelle aus nach zwei Tagen Regen. "Frost wäre wirklich gut die nächsten Tage, dann hätten wir das Problem mit dem Dreck nicht mehr", sagt Dieter Thormann, während er aus dem Auto aussteigt und sich den weißen Baustellenhelm wieder aufsetzt.
Direkt neben der Autobahn wird gerade das Fundament für Pfeiler vorbereitet, die am Ende ein so genanntes Überwerfungsbauwerk tragen sollen. Damit sollen zwischen Breitengüßbach und Zapfendorf die Ausbau- und Bestandsstrecke getrennt werden. "Das in nördlicher Richtung verlaufende Gleis der Ausbaustrecke wird über die zwei in der Mitte verlaufenden Gleise der Bestandsstrecke geführt", erklärt Hubert Greubel. Insgesamt 15 Brückenpfeiler werden allein auf diesem Abschnitt gebraucht.
Aktuell werden jedoch erstmal die bestehenden Gleise zurückgebaut. Gut zu sehen in Zapfendorf, dem nächsten Halt der Baustellenrundfahrt. Dort werden gerade die Oberleitungen abgebaut. Schon von weitem sieht man die hängenden Leitungen. "Da müssen wir dann wirklich vorsichtig sein. Die Leitungen stehen unter einem enormen Druck", sagt Thormann.
Nach dem Abbau der Oberleitungen und der Signalanlagen folgt der Rückbau der Gleise "Bis Sonntag ist auf der kompletten Strecke alles abgebaut", sagt Dieter Thormann. Danach kann der Ausbau richtig beginnen.