Fehlen demnächst Schüler am Gymnasium?

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Symbolfoto: Bernd Weißbrod, dpa
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Symbolfoto: Josef Hofbauer
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Josef Hofbauer

Zum Schuljahr 2012/2013 gab es an vier von sieben Bamberger Gymnasien einen leichten Rückgang bei den Neuanmeldungen. Die Schulleiter bleiben aber gelassen.

17 weniger am Clavius-Gymnasium (CG), 29 weniger am Franz-Ludwig-Gymnasium (FLG). Die Neuanmeldungen zum Schuljahr 2012/2013 sind an diesen beiden Schulen im Vergleich mit dem letzten Schuljahr am meisten zurückgegangen. Das geht aus den Zahlen hervor, die im Zweckverband Gymnasien vorgestellt wurden.



Am E.T.A.-Hofmann-Gymnasium besuchen dieses Schuljahr fünf Kinder weniger die fünfte Klasse, am Dientzenhofer-Gymnasium (DG) sind es zwei. Ist das bereits ein Grund zur Sorge, dass den Bamberger Gymnasien bald die Schüler ausgehen werden?

"Nein", sagt Werner Hipelius (CSU), Kultur- und Schulreferent der Stadt. "Die Entwicklung ist mit Sicherheit noch nicht bedenklich. Leichte Schwankungen sind ganz normal."

Diese können auch in die andere Richtung verlaufen, wie ebenfalls aus der Tabelle des Zweckverbandes ersichtlich ist: an zwei Bamberger Gymnasien stiegen die Neuanmeldungen zum Schuljahr 2012/2013.
Das Eichendorff-Gymnasium (EG) zählt 23 Schüler mehr als letztes Jahr, das Kaiser-Heinrich-Gymnasium (KHG) sieben, plus 15 mehr in seinen zwei gebundenen Ganztagesklassen.

"Am FLG ist der Rückgang mit 29 doch recht deutlich, den entsprechenden Zugang finde ich am KHG. Da KHG und FLG die gleiche Ausrichtung haben, sind wohl einige Schüler dorthin oder eventuell an das EG (plus 23) abgewandert", vermutet Hipelius. Der Rückgang am CG sei auf die Generalsanierung der Schule zurückzuführen.

Demographischer Wandel spürbar?
Braucht man sich in der Bamberger Gymnasial-Landschaft also keinerlei Sorgen um einen Schülerrückgang durch den demografischen Wandel machen? "Wir sehen schon, dass insgesamt weniger Kinder an den Grundschulen sind", sagt Wolfgang Funk, Schulleiter am CG.

Sein Kollege Wolfgang Schubert vom "E.T.A" erläutert: "Viele unserer Schüler kommen aus dem weiten Landkreis Bamberg. Dort gehen die Bevölkerungszahlen zurück, was wir auch an den Schülerzahlen merken."
Momentan empfindet er das bei 861 Schülern als gar nicht so unangenehm: "Unsere Schule platzt aus allen Nähten. Wir sind für 700 Schüler angelegt, haben vier Unterrichts-Container in Dauerbenutzung. In manche Räume passt kein Stuhl mehr."

Doch was passiert, falls in den nächsten Jahrzehnten die Neuanmeldungen an allen Gymnasien nicht nur ein wenig, sondern drastisch sinken sollten? Wird ein Konkurrenzkampf ausbrechen?

Keine Konkurrenzsituation
Brigitte Kaiser, Schulleiterin des EG, sagt: "Nein. Wir haben in Bamberg alle Modelle an Gymnasien, die es überhaupt gibt. Jede Schule wird ihr eigenes Profil deutlicher ausbauen." Dieser Meinung sind auch die anderen Schulleiter der Bamberger Gymnasien.

"Eine krasse Konkurrenzsituation wäre für eine Schulstadt wie Bamberg fatal", meint Martin Rohde, Schulleiter des FLG. "Wir Schulleiter sind eng im Gespräch. Jede Schule kann versuchen, sich so gut wie möglich selbst darzustellen, ohne die anderen schlechtzumachen."

Die "Sonderangebote" der eigenen Schule sind laut Susanne Lohneiß, stellvertretende Schulleiterin am DG, nicht nur im Vergleich mit den anderen Gymnasien wichtig. "Die Realschule hat an Gewicht gewonnen. Manche Eltern schicken ihre Kinder nicht aufs Gymnasium, obwohl diese die richtigen Noten haben. Sie nutzen die späteren Durchstiegsmöglichkeiten ans Gymnasium."

Sie könne beobachten, dass es im Landkreis Eltern gebe, die diesen Weg für ihre Kinder wählen. 70 Prozent der Schüler am DG kommen Lohnheiß' Angaben zufolge aus dem Landkreis Bamberg.

Dass Grundschüler trotz entsprechend guter Noten nicht ans Gymnasium wechseln, ist auch für Michael Strehler, Schulleiter des KHG, keine neue Erfahrung. "Vielleicht gibt es die heutigen Schulformen in 30 Jahren ja gar nicht mehr", sagt er. Aber auch er bleibt gelassen. "Selbst wenn sich die Kinderzahlen stark verringern sollten, sind wir in Bamberg wegen stabiler Einwohnerzahlen in einer guten Schul-Stadt."

In diese Richtung geht auch die Aussage von Ingrid Käfferlein, Schulleiterin des Maria-Ward-Gymnasiums. "Eltern können in Bamberg auf ein großes Bildungsangebot zurückgreifen. Wir haben alle Ausbildungsrichtungen an den Gym nasien, die Uni, und können mit Neuansiedlungen rechnen. Ich denke da etwa an die Mitarbeiter der Firma Brose."

Die kirchlichen Maria-Ward-Schulen sind nicht Mitglied im Zweckverband Gymnasien und tauchen demnach nicht in der Tabelle auf. "Die Schülerzahlen bei den Neuanmeldungen sind bei uns in den letzten drei Jahren gleich geblieben, weil wir laut Vorgabe des Ordinariats nur drei fünfte Klassen aufnehmen dürfen", erläutert Käfferlein.

Schülerzahlen insgesamt steigend

Nicht nur konstant, sogar zunehmend seien die Schülerzahlen am Gymnasium in Oberfranken laut einer Sprecherin des bayerischen Kultusministeriums. Ausnahme: der Landkreis Bayreuth.

Der Rückgang der Schülerzahlen an den Gymnasien im Schuljahr 2011/2012 gegenüber 2010/2011 sei insgesamt mit dem Wegfall der Jahrgangsstufe 13 im auslaufenden neunjährigen Gymnasium zu begründen.

Für Bamberg gibt Edmund Neubauer, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Oberfranken, jedenfalls erst einmal Entwarnung: "Bamberg ist eine florierende Schulstadt." Die Problematik des demografischen Wandels halte er hier für noch nicht bedenklich.

Und Wolfgang Funk vom Clavius-Gymnasium sagt: "Es ist ja auch nicht schlecht, wenn die Raumnot nicht ganz so drastisch ist."