Ein Swingerclub im Burgwindheimer Amtsschloss?

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Die Rückseite des Burgwindheimer Barockschlosses.Alle Fotos: Barbara Herbst
Die Rückseite des Burgwindheimer Barockschlosses.Alle Fotos: Barbara Herbst
Hinter der schönen Fassada lauern die Probleme
Hinter der schönen Fassada lauern die Probleme
 
Der Blick aus dem Festsaal.
Der Blick aus dem Festsaal.
 
Untersuchungen im Dach laufen
Untersuchungen im Dach laufen
 
Pfarrer Albert Müller in der Guten Stube Burghwindheims: Dem Festsaal im Schloss.
Pfarrer Albert Müller in der Guten Stube Burghwindheims: Dem Festsaal im Schloss.
 
Das Treppenhaus
Das Treppenhaus
 
Prächtige Figuren
Prächtige Figuren
 
Prunkvolle Stuckdecken
Prunkvolle Stuckdecken
 
 
 
 
 
 
 
Unterm Dach lagern etliche Kuriositäten wie Toiletten aus der Zeit des Kindergartens. Foto: B. Herbst
Unterm Dach lagern etliche Kuriositäten wie Toiletten aus der Zeit des Kindergartens. Foto: B. Herbst
 
 
Toiletten von anno dazumal
Toiletten von anno dazumal
 
Der Schloss-Herr in seiner Wohnung.
Der Schloss-Herr in seiner Wohnung.
 
Burgwindheims Wappentier grüßt vom Dach
Burgwindheims Wappentier grüßt vom Dach
 
Baupläne
Baupläne
 
 
Blick durch ein Dachfenster
Blick durch ein Dachfenster
 
Alte Kaminkonstruktionen
Alte Kaminkonstruktionen
 
Original Türbeschläge
Original Türbeschläge
 
 
Im Besprechungsraum des Schlosses war der Kindergarten früher untergebracht.foto: B. Herbst
Im Besprechungsraum des Schlosses war der Kindergarten früher untergebracht.foto: B. Herbst
 
Remise und Bücherei
Remise und Bücherei
 
Der Festsaal
Der Festsaal
 
 
 
 
Hier war der erste Kindergarten beheimatet. Foto: B. Herbst
Hier war der erste Kindergarten beheimatet. Foto: B. Herbst
 
 
 
 
 
 
Das kleine Wallfahrtsmuseum wartet mit einigen Pretiosen auf
Das kleine Wallfahrtsmuseum wartet mit einigen Pretiosen auf
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Für die Katholische Kirchenstiftung St. Jakobus in Burgwindheim sind die Kosten für die denkmalgeschützte Immobilie kaum noch zu schultern. Man denkt deswegen auch über den Verkauf des Ortswahrzeichens nach.

20.000 Liter Heizöl. Diese Menge wird im Burgwindheimer Schloss verheizt. Jedes Jahr. "Aber nur im Hauptgebäude", stellt "Schloss-Herr" Albert Müller klar. In Remise, Bücherei und Eine-Welt-Zentrum sorgt Gas für Wärme. Das sind dann nochmal so um die 5000 Euro pro Jahr. Bezahlen muss das die Kirchenstiftung St. Jakobus und zu der zählen gerade mal gut 1000 Katholiken. Zwar bekommt man eine stattliche jährliche Zuwendung aus Bamberg (Diözese). Aber das reicht freilich nicht aus. Auf Dauer kann sich die Pfarrgemeinde das Barock-Gebäude nicht mehr leisten. Deswegen wird auch über einen Verkauf nachgedacht. Das ist nicht ohne Risiko. Der Käufer müsse schon passen, meint Dekan Albert Müller. "Schließlich wollen wir hier ja keinen Swingerclub haben", malt er den Teufel sicherheitshalber schon gleich mal an die Wand.

Für die Katholische Kirchenstiftung St. Jakobus jedenfalls ist das Schloss zumindest in der bisherigen Form eine immense finanzielle Bürde. Zumal wohl auch Instandsetzungsmaßnahmen anstehen. Untersuchungen am Dach laufen. Die Miene von Albert Müller lässt nur erahnen, welche Summen er für eine Sanierung im Geiste ausrechnet. "Wir haben in den letzten Jahren einige Großprojekte gestemmt," führt er aus, und nennt dabei die Kirchensanierung mit einem Volumen von fast 2 Millionen Euro zu denen man 217.000 Euro beizusteuern hatte, sowie die neue Orgel, die mit 410.000 Euro und einem Eigenanteil von 280.000 Euro zu Buche schlägt. Und jetzt auch noch Arbeiten im Schloss? Kaum machbar.

Ein Hoffnungsschimmer

Zumindest einen Hoffnungsschimmer sieht er in den Resultaten der Bürgerworkshops im Zusammenhang mit dem Gemeindeentwicklungskonzept für Ebrach und Burgwindheim. Hier wurde als eines der vorrangigen Ziele der Erhalt des Burgwindheimer Wahrzeichens formuliert.

Zwischen 1720 und 1725 wurde das Schloss auf Geheiß des damaligen 46. Ebracher Zisterzienserabtes Wilhelm Sölner als Amtsschloss errichtet - damit der Abt speziell während des Festes zum Heiligen Blut vor Ort sein konnte. Eitelkeit war wohl auch im Spiel, verrät Dekan Müller. Laut Vorstellung des Bauherren sollten Durchreisende hier einen Vorgeschmack auf das prunkvolle Ebrach bekommen.

In der Tat mutet der Bau wie eine Miniatur des weithin bekannten Ebracher Prachtbaues an. Bereits im Treppenaufgang fühlt man sich an Ebrach erinnert. Ebrach, in Staatsbesitz, wird bekanntlich als Justizvollzugsanstalt genutzt. In Burgwindheim ist es die Pfarrgemeinde, die den Barockbau nutzt. Im Nordflügel befinden sich Pfarrbüro und Gemeinde- und Gruppenräume und Wallfahrtsmuseum. Im Südflügel ist die Pfarrwohnung, der Mittelbau beherbergt die Gute Stube der Marktgemeinde, den Festsaal. Seinerseits ein Art Kaisersaal en miniature.
Den vermietet die Pfarrgemeinde zu gewissen privaten Anlässen: Hochzeiten, Familienfeiern. Für 100 Euro am Tag, so der Pfarrer.

Für weitere Beträge lassen sich Küche und Nebenräume mieten, gegebenenfalls kommen noch Kosten für Heizungspauschale und Reiniung dazu. Auch den Garten kann man im Sommer "buchen". Wirklich nennenswerte Beträge bringt all das der Kirchenstiftung freilich nicht. Zumal sie auch noch andere Liegenschaften zu unterhalten hat. Hauptstraße 33 etwa, ein gleichfalls denkmalgeschütztes Gebäude, das ebenfalls saniert werden müsste, oder verkauft.

1961 erworben

Gekauft hat die Kirchenstiftung das Schloss übrigens unter Pfarrer Wolf im Jahre 1961. Warum? Weil Räumlichkeiten für die Pfarrgemeinde benötigt wurden. Neben diesem Zweck diente der Prachtbau auch als Verwaltungssitz (Rentamt), für eine Fabrikation, oder Wohnzwecke. So beherbergte das Schloss zeitweise so genannte "gefallene" Mädchen, die unter der Aufsicht von Ordensfrauen unter dem Dach logierten.

Unter dem Dach, da befindet sich eine Problemzone des Gebäudes: Löcher und in der Folge morsche Balken. Ganz apart: Neben Bestandteilen wie Kommunionbänken aus der renovierten Kirche sind hier auch Kinder-Klos deponiert. "Im Schloss war mal der (kirchliche) Kindergarten untergebracht", merkt Albert Müller dazu an. Da gibt es einen neuen. Falls die Pfarrgemeinde aus finanziellen Gründen tatsächlich gezwungen wäre, das Schloss zu veräußern. Dann müsste sich die Pfarrgemeinde auf die Suche nach neuen Räumlichkeiten für Versammlungen Gruppentreffen, Pfarrbüro und so weiter begeben, der Erzbischof und die anderen hohen Würdenträger beim Heilig-Blutfest möglicherweise im Kindergarten umziehen - wenig würdevoll. Und wohl auch so gar nicht im Sinne des Schloss-Erbauers.

Was bleibt? Müller setzt auf das Engagement eines Arbeitskreises "Schloss", der möglichst lukrative Nutzungen eruiert. "Bildungsträger könnten ganz gut passen", deutet Müller an. So sehr ihm die Angelegenheit am Herzen liegt, so klar steht für ihn fest, dass er in erster Linie Seelsorger ist und hier nicht auch noch als Manager tätig sein kann.

Müller weiß auch um ein mögliches Problemfeld: Ausgedehnte Nutzungen ziehen eine entsprechende Besucher-Frequenz nach sich. Was Probleme mit der Nachbarschaft bedeuten könnte. Hierzu stellt er klar: "Wenn wir Eigentümer des Schlosses bleiben, haben wir Einfluss auf die Art der Nutzung" und auf die Besucher. Ein Verkauf wäre schon die einfachere Lösung wäre. Nur, das birgt eben Gefahren: dass ein Strohmann in Aktion tritt und das Schloss Swingerclub wird.