"Endlich Kerwa" scheinen als Band den Nerv des Partypublikums zu treffen. Mit Spartenmusik bierernst gegen den Mainstream zu schwimmen, zahlt sich Veranstaltern zufolge dagegen nicht aus.
"Endlich Kerwa!" Der Name der Band ist Programm und drückt das Partyfeeling im Sand besser aus als jeder Werbeslogan. Zumal sich die mittlerweile über ganz Deutschland verstreuten Freizeitmusiker 2008 eigens gründeten, um mehr Schwung zwischen "Blasmusik, Ballermann-Klänge und Schlumpf-Techno" zu bringen, wie's Youssef Addala als Frontmann formuliert. "So kommen wir einmal im Jahr im Sand zusammen, um musikalisch die Sau rauszulassen." Und offenbar kommt die Klangmixtur aus Rock, Funk und Fun so gut an, dass die glorreichen Sieben am Sonntagabend erstmals fünf Stunden lang am Leinritt spielen. "Man muss den Spagat zwischen Spaß und Niveau schaffen", sagt Volker Wrede als Veranstalter, der seit drei Jahren den Programm-Mix im Festzelt gestaltet.
"Blasmusik gehört zu jeder Kerwa", meint Wrede, der zum gestrigen Auftakt Renzhaufen verpflichtete. Um dann aber wieder auf Rock (mit Pay Or We Play heute und Basic Beats morgen ab 19 Uhr) zu setzen. Swing, Jazz, Pop und Latin präsentiert der Live-Club-Betreiber am Sonntag via Cotton Club (11 Uhr), denen "Endlich-Kerwa"-Sounds (18 Uhr) und Fifties-Rock mit Danny & The Wonderbras am Montag (19 Uhr) folgen. Seichte Schunkelmusik lehnt Wrede ab. "Anfangs konzentrierte ich mich aber auf zu anspruchsvolle Musik und schrieb rote Zahlen. Im letzten Jahr war's ne schwarze Null - mal sehen, was heuer unterm Strich rauskommt."
Zunehmend eigene Songs "Endlich Kerwa" haben den Anspruch, mehr als eine Coverband zu sein, die Mainstream wieder und wieder recycelt. "Ein Fünftel unseres Programms bestreiten wir mittlerweile aus eigenem Material", berichtet Sänger Addala. Obwohl die Band nur im August zusammenkommt, während andere rund ums Jahr am Klangmaterial feilen. "Sechs Tage lang haben wir diesmal im Keller unseres Trommlers von morgens bis abends geprobt. Alles musste in Kürze sitzen. Das war nicht leicht." Immerhin galt es die Vorstellungen von sieben Individualisten in Einklang zu bringen.
Aus verschiedensten Berufen kommen die Kerwa-Enthusiasten, die ihre Band Jahr für Jahr neu reaktivieren: Neben dem Jurastudenten und Sänger gehören die Ingenieure Ulli Kräling (Gitarre) und Johannes Montag (Saxophon), Architekturstudent Florian Link (Bassist), Archäologe Michael Wittmann (Gitarrist, Bassist, Pianist und Sänger), Pädagoge Christian Schmieg (Gitarre) und Masseur Florian Röckelein (Schlagzeuger) der Bamberger Formation an. "Fünf Auftritte bestritten wir im vergangenen Jahr an fünf Tagen", berichtet Addala. "Dabei möchten wir selbst irgendwann jenseits der Bühne abfeiern. Also beschränken wir uns heuer auf nur zwei Termine."
Dissonanzen gibt's auch allenfalls während der Proben. Denn das Publikum eint alle sieben auf einen Streich. "Die Leute tragen uns. Den Refrain von ,Kerwa Olé' singen mittlerweile so viele so laut mit, dass wir uns selbst nicht mehr hören können", meint der angehende Jurist. Wobei sich die Franken auf der Bühne auch namentlich gegenüber ihrer Brotberuf-Existenz absetzen. Um als Bruno Barrique (Addala), Jim Volvox (Wittmann), Floyd Sektmann (Link), Trommler (Röckelein), Schmiegla (Schmieg), Sir Ullrich (Kräling) und Kapitän Holz (Montag) die Stimmung anzuheizen.
Zehn Jahre Kerwa-Erfahrung Seit zehn Jahren beschallt Wolfgang Losgar das Kerwa-Publikum - als Veranstalter wie Volker Wrede. Allerdings setzt er diesmal auf Livemusik, statt seine "Blaubar" im gewohnten Stil nur mit DJ-Sounds zum Schwingen zu bringen.
Erstmals verlässt Losgar auch das Sandgebiet, um in Schloss Geyerswörth fünf Formationen neben Kost aus der Konserve zu präsentieren. "Das altbekannte Motto ,The music makes the difference' bleibt", so der Veranstalter. Nur wolle er diesmal eben auch über Livebands eine möglichst gute Mischung aus Spartenmusik und spartenübergreifenden Partykrachern bieten.
Funk, Soul und Disco stehen heute ab 17 Uhr mit Ray Horton & The Furious Funk Connection auf dem Programm. Für Rock und Pop sorgen morgen ab 16 Uhr Cellentano und Rubber Soul, während Sixties- und Seventies-Oldies am Sonntag The Young Ones (14 Uhr) reaktivieren. Rock, Pop und Blues runden am Montag (17 Uhr) mit Suzan Baker & Dennis Lüddecke das Geschehen ab.
Übrigens geht auch Losgar nach und vor der Sandkerwa einem gänzlich anderen Beruf nach. Als Diplombetriebswirt ist der Bamberger im Gesundheitswesen tätig.