Der Bunker erfüllt noch einen Zweck

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Die Herzkammer des Katastrophenschutzraums: Mitarbeiter des Landratsamtes demonstrieren die Sitzordnung im Krisenstab. Hinten in der Mitte ist im Ernstfall der Platz des Landrats ...
Wenn moderne Kommunikationsmittel versagen, können Telefonate auch von Hand vermittelt werden.
 
Rüdiger Heußinger, Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit, an einer der Bunkertüren
 

Unter dem Landratsamt in der Bamberger Ludwigstraße befindet sich die Einsatzzentrale für den Notfall. Anfang der 1980er Jahre erbaut, ist der Schutzraum ein Relikt des Kalten Krieges.

Überschwemmungen und Waldbrände, ein schweres Zugunglück, ein Flugzeugabsturz auf besiedeltes Gebiet oder eine Explosion, bei der gefährliche Chemikalien frei werden - Szenarien gibt es viele. Auch wenn bei manchem Hochwasser oder Großbrand die Schwelle fast erreicht wurde, so musste im Landkreis Bamberg seit dem Zweiten Weltkrieg doch noch nie der Katastrophenfall ausgerufen werden. Aber die Verwaltung muss und will auf den Ernstfall vorbereitet sein. Deshalb übt der potenzielle Krisenstab mit der siebenköpfigen Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) regelmäßig im Schutzraum unter dem Landratsamt.

Vom ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan ist die Anekdote überliefert, dass er sich beim Einzug ins Weiße Haus zuerst nach dem "War Room" erkundigte. Doch dieser "Kriegsraum" war, ebenso wie der vormalige Schauspieler Reagan selbst, ein Produkt Hollywoods - aus Stanley Kubricks "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben".


Technik von gestern und heute


Die Kommandozentrale im Bunker unter dem Bamberger Landratsamt ist dagegen Realität. Ein Relikt des Kalten Krieges. "Heutzutage würde man so nicht mehr planen und bauen", sagt Holger Dörfler, Leiter des Geschäftsbereichs Sicherheit, Ordnung und Verbraucherschutz im Landratsamt. Schon weil die Lage unter der Erde, hinter halbmeterdicken Türen aus Stahl und Beton, eher hinderlich ist für die moderne Telekommunikation.

Dafür hat die technische Einrichtung des Bunkers aus den 80er Jahren - der mit Küche und Ruheraum für den Drei-Schichten-rund-um-die-Uhr-Betrieb ausgestattet ist - auch ihre Vorzüge. Was, wenn im Fall der Fälle alle Handynetze zusammenbrechen? Im Katastrophenschutzraum gibt es sogar noch eine Telefonzentrale mit Handvermittlung. So lange draußen noch analoge Telefone existieren, kann sie ihren Zweck erfüllen. Ein alter Siemens-Fernschreiber hat dagegen wirklich nur noch musealen Charakter. Daneben ist die technische Ausstattung, mit Computern etwa, auf dem neuesten Stand.

Das macht durchaus Sinn. Zwar ist der Ernstfall noch nicht eingetreten, aber die Schaltzentrale wird dennoch von Zeit zu Zeit genutzt - und das nicht nur zu Übungen. Zuletzt war hier während der Vogelgrippe ein Krisenstab aktiv - nicht weil er einen Luftschutzraum benötigt hätte, sondern weil die Infrastruktur vorhanden ist, berichtet Rüdiger Heußinger, Leiter des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit im Landratsamt. Auch die drei eigenen Einsatzfahrzeuge des Katastrophenschutzes rücken nicht nur zu Übungen aus. So war eines erst im Februar bei einem Gefahrgutunfall auf der B 505 vor Ort.


Regelmäßige Übungen


Ansonsten wird in der Schaltzentrale unter dem Landratsamt mindestens zwei Mal jährlich der Katastrophenfall geübt. Brände, Explosionen, Hochwasser und andere schwere Unglücke und Naturkatastrophen stehen dann etwa auf dem Übungsplan. Spezialkarten mit besonders gefährdeten Objekten im Landkreis liegen - auch für den Ernstfall - bereit. "Wir sollen uns auch mit dem Thema Terrorismus befassen. Das wünscht die Regierung", führt Holger Dörfler aus. Doch welche Szenarien hier denkbar sind, ist noch offen.

Der Schrecken kann auch so aussehen: In Hirschaid stürzt ein Airbus auf die Grund- und Hauptschule, überall Tote und Verletzte, Brände bedrohen Möbel Neubert, eine Lackfabrik und ein Altenheim, dazu kommt ein havarierter, mit Kunstdünger beladener Frachter auf dem Main-Donau-Kanal. Vom Katastrophenschutzraum aus wird der Einsatz von 860 Feuerwehrleuten, 670 Polizisten, 150 THW-Helfern und 200 Sanitätern koordiniert. Es war zum Glück nur eine Übung - allerdings die bislang größte in Bamberg, organisiert von der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried, die sich im November 2006 über drei Tage erstreckte. Katastrophen kündigen sich selten an. Eine in vielen - großen und kleinen - Übungen erworbene Routine kann helfen, dass es im Fall der Fälle nicht noch schlimmer kommt. Ebenso ein Raum, in dem die gesamte Kommunikations-Infrastruktur zusammenläuft und in dem jeder seinen Platz kennt