Filmemacher Marc Litz war ein Jahr lang ganz nah dran an den Brose Baskets. Sein Dokumentarfilm "Welcome to Freak City" lief Freitagabend in Bamberg an. Den Blick hinter die Kulissen fanden die meisten Zuschauer sehr unterhaltsam. Die Fankultur kam manchem aber etwas zu kurz.
Wenn man in Bamberg lebt, entkommt man dem Basketball nicht. "Außer man zieht um oder stirbt." Dieses Filmzitat von Teamarzt Andreas Först würde Dokumentarfilmer Marc Litz unterschreiben. "Wenn du in Bamberg unterwegs bist, hörst du immer irgendwo was von den Brose Baskets. Oder du triffst sogar einen Spieler beim Einkaufen", sagt der 27-Jährige aus Rheinland-Pfalz.
Über ein Jahr hat er Bambergs Basketballmannschaft begleitet, etwa 280 Stunden Filmmaterial haben sich dabei angesammelt. Herausgekommen ist ein 83-minütiger Film, der vor allem Trainerstab, Management und Mitarbeiter von einer Seite zeigt, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Aber auch einzelne Spieler der Mannschaft erzählen, was die Brose Baskets für sie bedeuten, allen voran Bamberger Eigengewächs Karsten Tadda.
Dieser Blick hinter die Kulissen kam beim Großteil des Premierenpublikums gut an. Der ein oder andere Kinobesucher, der nicht jeden Spieler oder Mitarbeiter der Brose Baskets mit Namen kennt, hätte sich vielleicht noch etwas mehr Einblendungen zu den Menschen im Film gewünscht.
Was manchen zu kurz kam: die Freaks. Das sieht auch Christine Müller so. Ihre Arbeitskollegin hatte zwei Premierenkarten gewonnen, konnte aber kurzfristig nicht kommen. Auf der Arbeit hatte sie dann ein "Geschenk" für Christine Müller. "Ich habe einen Luftsprung gemacht", sagt die Gochsheimerin, die seit Jahren Brose-Baskets-Fan ist und mit ihrem Lebensgefährten kein Heimspiel verpasst.
War der Luftsprung berechtigt? "Es ist ein Film für Basketball-Fans. Der Blick hinter die Kulissen ist toll, Head Coach Chris Fleming und die anderen wirken sehr echt im Interview. Aber die Fans, die eigentlichen Freaks, hätte man etwas mehr in den Vordergrund stellen können." Lebensgefährte Patrick Bayersdorfer fügt hinzu: "Wenn man etwas ums Drumherum erfahren möchte, sollte man sich den Film anschauen. Wenn man Freak City wirklich erleben will, eher nicht."
Im Film wiedergefunden haben sich die beiden aber trotzdem: "Als die Meisterschaft perfekt war, kamen die Emotionen in diesen Szenen richtig raus. Wir waren damals in der Halle und haben noch mal gefühlt, wie dieser Moment war", sagt Patrick Bayersdorfer.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte: "Welcome to Freak City" wird täglich um 18.15 Uhr im Bamberger Cinestar gezeigt. Anschließend geht der Film auf Tour durch Deutschland und wird auf einigen Filmfestivals aufgeführt.
Wer sich den Film anschaut, bekommt auch Soundtrack aus Franken zu hören: Er stammt von der Band Souljam.
Zuschauerstimmen:
Jennifer Rademacher: Ich fand den Film super und sehr interessant. Aber meiner Meinung nach hat man ein bisschen wenig von der Mannschaft gesehen. Ein paar mehr Spielerporträts wären schön gewesen. Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass Trainer und Team so natürlich rübergekommen sind.
Peter Alexander Ostrowsky: Die Dokumentation ist sehr bodenständig, hat ihre Ecken und Kanten. Sie gibt das Leben einiger Spieler und Sponsoren wieder. Dass auch Sponsoren vorkommen, hat mich nicht gestört. Sie kommen genauso bodenständig rüber wie der Film selbst.
Stefan Griebel: Der Film war sehr gut, sehr informativ. Man erfährt Dinge, die man als normaler Fan nicht mitkriegt, eben nicht nur das Oberflächliche des Vereins. Wenn man sportinteressiert ist, ist der Film auch für nicht-Basketballer sehenswert. Die Hintergrundinformationen sind das tolle.
Heike Wrona: Ich fand den Film sehr interessant, sehr überzeugend. Allerdings habe ich mich teilweise nicht mitgenommen gefühlt - ich komme aus der Nähe von Berlin und hätte mir mehr Einblendungen mit Namen gewünscht oder einen zweigeteilten Bildschirm. Irgendetwas, das mir geholfen hätte, die Spieler zuzuordnen.
Manuela Lauterwein und Simone Seidel: Uns hat der Film gut gefallen, doch uns hat etwas die Power, der Spaß, die Stimmung der Fans gefehlt. Die Interviews mit Team und Trainer waren aber sehr interessant und lustig.
Der Titelsong zu "Welcome to Freak City" - der im Trailer und im Film zu hören ist - stammt übrigens von Volker Schömig / MYownSECRETS und wurde auch von ihm performed und produziert.