Nach dem Feuer in Lichteneiche im Frühjahr sind Mieter mittlerweile in ihre Wohnungen zurückgekehrt. Der Prozess gegen die mutmaßliche Täterin beginnt.
"Nicht im Ansatz hätte man der Frau Brandstiftung zugetraut!" Gerd Schneider gibt wieder, was Bewohner der Schlesienstraße ihm gegenüber äußerten. Anfang des Jahres hatte eine Serie von Bränden den dicht besiedelten Straßenzug im Westen des Memmelsdorfer Gemeindeteils in Atem gehalten. Seit eine tatverdächtige Anwohnerin in Gewahrsam genommen wurde, "ist Ruhe", so Schneider weiter. "Die Menschen hier sind froh, dass sie endlich wieder schlafen können, ohne Angst zu haben, dass sie plötzlich aus dem Bett springen müssen." Am heutigen Freitag beginnt am Landgericht Bamberg der Prozess gegen eine 77-Jährige, die im Verdacht steht, für die Brandserie verantwortlich zu sein. Seit ihrer Festnahme ist die Frau in einer Klinik untergebracht.
Plötzlich obdachlos
Mit der Aufgabe, von einen Tag auf den anderen 78 Menschen unterbringen zu müssen, sah sich die Gemeinde Memmelsdorf im Zusammenhang mit der Brandserie konfrontiert. Nachdem es im mehrstöckigen Haus in der Schlesienstraße gebrannt hatte, dem wohl größten und schadensträchtigsten Feuer in der Serie, mussten sämtliche Bewohner nachts ihre Wohnungen verlassen. Im Handumdrehen waren sie obdachlos geworden und die Gemeinde musste dafür sorgen, dass sie unterkamen.
Bürgermeister Schneider (parteilos) zeigt sich hier zutiefst bewegt von der Hilfsbereitschaft gegenüber den Brandopfern und der Gemeinde. Nachbargemeinden boten Quartiere an, Gemeindebürger Ferienwohnungen, ein Hotelier seine Hotels. Weil durch Feuer und Ruß vieles unbrauchbar geworden war, hatten die Bewohner buchstäblich nichts mehr. Die Gemeinde richtete umgehend ein Spendenkonto ein, auf das über 16 000 Euro eingezahlt und dann an die Brandopfer ausgezahlt wurden.
Fast alle wieder zurück
Kristina S., die von Anfang an als Sprecherin der Bewohner fungierte, berichtet dem Bürgermeister nun, dass bis auf wenige Familien "etwa vier oder fünf", wieder in die Schlesienstraße zurückgekehrt sind. Darunter ihre Großeltern.
Die Zeit, bis sie im Mai wieder in die Schlesienstraße zurückkehren konnten, war eine sehr schwierige. Die Großeltern wohnten eine zeitlang bei Kristina S., bei deren Mutter, bei deren Tante und in einer Ferienwohnung. Man hatte sogar nach dem Aufruf der Gemeinde ein Angebot bekommen, "eine wirklich schöne Wohnung", so Kristina S., "doch war sie einfach zu weit weg".
Vom Geld, das im Zuge der Spendenaktion zusammengekommen war, profitierten auch Kristinas Großeltern. Gut 500 Euro bekamen die 68-Jährigen. Sie haben alles in die Renovierung ihrer Wohnung gesteckt. In Farbe, aber auch in Mittel, um den Brandgeruch in der Couch zu beseitigen.
Anfangs hätten die Zurückgekehrten schon ein etwas mulmiges Gefühl gehabt. Zumal die Information, dass die mutmaßliche Brandstifterin gefasst worden ist, nicht so durchgedrungen war. "Alle waren mit so vielen Aufgaben beschäftigt." Es fehle auch die Vorstellungskraft, dass so eine alte Frau hinter all den Taten stecken könne.