Bambergs Ostumfahrung ist wohl aus dem Rennen

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Braust der ICE künftig mit Tempo 230 durch den Hauptsmoorwald? Wohl eher nicht: Die Pläne der Bahn für die Ostumfahrung scheinen zu wackeln. Foto:dpa
Braust der ICE künftig mit Tempo 230 durch den Hauptsmoorwald? Wohl eher nicht: Die Pläne der Bahn für die Ostumfahrung scheinen zu wackeln. Foto:dpa

Ein Vergleich der Verwaltung zeigt, dass die "Ostumfahrung" der Stadt Bamberg deutlich mehr Nachteile hätte als Untertunnelung oder Ausbau im Bestand. Unterdessen sorgt der Aufschub des Entscheidungsprozesses, um den die Bahn bat, für Spekulationen.

Es ist die Anlage fünf einer auf den ersten Blick unscheinbaren Sitzungsvorlage. Dennoch hat der Bewertungsbogen mit einer Masse von gelben, vielen roten und nur vereinzelten grünen Feldern das Zeug, Bambergs Zukunft zu beeinflussen.

Es geht um den Bahnausbau durch Bamberg, um die Frage, ob die neue Bahnstrecke mitten durch die Stadt, unten hindurch oder im Osten herum geführt werden soll. Was ist die am wenigsten schädliche Variante?

Seit Anfang der Woche ist der Stadtrat im Besitz der bislang größten Faktensammlung zum Megaprojekt, dessen Verwirklichung 2017 in Angriff genommen werden könnte. Diskutiert darüber hat das Gremium noch nicht, obwohl dies am Mittwoch geplant war.
Warum? Schon der Grund ließ aufhorchen: Klaus-Dieter Josel, Konzern-Bevollmächtiger der Bahn in Bayern, bat um Aufschub, "weil sich die Erstellung der geplanten Untersuchungen als aufwändiger als ursprünglich angenommen" erwiesen habe.

Dabei geht es nicht nur um die nach wie vor offenen Kosten des Großprojektes, für das bereits Summen über 500 Millionen Euro genannt worden sind. Auch der Bundesverkehrwegeplan, der auch das Projekt Deutsche Einheit 8 umfasst, scheint unter Alexander Dobrindt (CSU) in Bewegung geraten...Hoffnung für Bamberg, dass der mit mehrjährigem massiven Beeinträchtigungen verbundene Bahnausbau später kommt als angenommen? Bambergs OB Andreas Starke (SPD) will sich an den Spekulationen nicht beteiligen. Er sieht es zumindest nicht als Nachteil an, dass sich die Beratungen nach hinten verschieben. Die Stadt habe es nicht eilig.

OB: Ostumfahrung hat Nachteile
Aus Sicht des OB hat der vom Stadtrat geforderte und nun von der Verwaltung eingelöste Faktencheck einen klaren Verlierer: die Ostumfahrung. Ihre Verwirklichung würde beim Umweltschutz, aber auch bei der Lärmbelastung deutlich mehr Nachteile als die beiden anderen Varianten bringen. Parteikollege Heinz Kuntke geht noch einen Schritt weiter: Die SPD fühle sich bestätigt. "Die Ostumfahrung ist angesichts der Tatsache, dass es weniger schädliche Varianten gibt, rechtlich nicht haltbar."

In der Bewertung hat die Bahntrasse im Osten 14 Mal die Bewertung rot (Verschlechterung gegenüber heute) erhalten hat. Dagegen erntete die Untertunnelung sieben Mal rot und der Ausbau im Bestand nur einmal. Unter anderem beziffert das Büro Emch und Berger im Auftrag der Stadt den Flächenverbrauch für eine oberirdische Durchfahrt durch die Stadt mit 2,5 Hektar, überwiegend im Gärtnerland, während die Ostumfahrung mit 46,7 Hektar zu Buche schlägt. Bei den Themen Grundwasser und Trinkwasser sieht es kaum anders aus. Experten fürchten, dass eine Gleistrasse im Hauptsmoorwald den Grundwasserstrom behindern könnte. Und auch beim Lärmschutz gibt es klare Aussagen: "Trotz Schallschutzmaßnahmen wird eine Verschlechterung der Wohnsituation im Bamberger Osten prognostiziert."

Es sind solche Sätze, die Robert Bartsch von der "Initiative Bahnsinn Bamberg" auf die Palme bringen. Er wirft der Stadt vor, die Ostumfahrung absichtlich schlecht zu reden, indem "bahnfreundliche Gutachter" beauftragt würden und die von der Initiative geforderte weitgehende Untertunnelung und autobahnnahe Verwirklichung nicht berücksichtigt seien.

Unterstützung erhält Bartsch von Stadtrat Peter Gack, der ebenfalls an den Zahlen der Stadt zweifelt: "Bei der Durchfahrt für die Innenstadt legt die Stadt ein Best-Case- und bei der Ost-Umfahrung ein Worst-Case-Szenario zu Grunde. Auch wir hätten es gut gefunden, wenn eine Ostumfahrung light geprüft worden wäre. "

Doch Claus Reinhard, Sprecher des Baureferats, weist die Vorwürfe zurück. Entgegen den Vorhaltungen habe die Bahn zwischenzeitlich eine autobahnnahe Verwirklichung der Trasse geplant, ebenso wie eine unterirdische Führung der Ostumfahrung ab der Memmelsdorfer Straße. Dennoch seien die Schlussfolgerung der Experten unmissverständlich: "Der Verlust an Bannwald und die Beeinträchtigung des Grundwasserstroms sind erheblich."