Besichtigung mit Kulturschaffenden: Bürgermeister Werner Hipelius (CSU) und OB Andreas Starke (SPD) wollen die Jugendherberge zum Kreativzentrum machen. Foto: Mattthias Hoch
Guter Ort für Ausstellungen: der Gewölbekeller der Jugendherberge.
Im Streit um die Zukunft der Bamberger Jugendherberge machen OB Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Werner Hipelius (CSU) einen überraschenden Kompromissvorschlag. Die Idee eines "Kreativzentrums für junge Leute" scheint mehrheitsfähig. Doch es bleibt spannend, ob sie die von manchen gefürchtete millionenteuere Sanierung verhindert.
Jakob Fischer ist sichtlich beeindruckt, als er vom Balkon der Jugendherberge Wolfsschlucht auf die dunklen Wasser der Regnitz und den spätherbstlichen Hainpark dahinter blicken. Ein "genialer Ort - vor allem für Sommerabende", meint der Student, einer der Organisatoren des Bamberger Kulturfestivals Kontakt.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Jugendherberge Wolfsschlucht im Blickpunkt von Besuchergruppen steht. Vor vier Wochen waren es noch Bambergs Stadträte, die hier einem kommunalpolitischen Streitfall auf den Grund gehen wollten. Denn das 1924 gebaute ehemalige Ruderclubhaus ist in gewisser Weise zufällig zum neuen Großprojekt der Stadtverwaltung avanciert. Und es ist eine Geschichte voller Widersprüche: Denn obwohl die Sanierung des Hauses einstimmig beschlossen ist, zweifeln immer mehr Stadträte am Sinn dieser Großinvestition. Und niemand weiß, woher das Geld kommen soll.
Es war ziemlich genau vor einem Jahr, als sich die Pforten der Jugendherberge zum letzten Mal für zahlende Gäste öffneten. Um Platz für Asylbewerber zu machen, musste Herbergsvater Olaf Trambauer Anfang 2013 Dutzenden von Schulklassen absagen. Seit zwei Wochen sind die Flüchtlinge in einen Neubau an der Breitenau umgezogen, und damit ist auch dieses Provisorium Vergangenheit. Doch das Kleinod im Hain, wie viele das ehemalige Ruderclubhaus bezeichnen, sieht immer noch einer ungewissen Zukunft entgegen. Oder gibt es etwa doch eine Lösung?
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Werner Hipelius ließen am Dienstag mit einem Vorschlag aufhorchen, der das Zeug hätte die kommunalpolitischen Fronten trotz der nahenden Stadtratswahl zu befrieden. Die Jugendherberge Wolfsschlucht soll, so stellen es sich Starke und Hipelius vor, in den nächsten Jahren zum "Kreativzentrum für junge Leute" werden. Vor allem Bands aus der Bamberger Jugendszene könnten in dem Haus mit seinen Sälen und Zimmern kostenlose Räume zum Proben, aber auch für Konzerte finden.
Die Wolfsschlucht als Ort der Jugendkultur? Bedarf für einen Ort der künstlerischen Selbstverwirklichung, der nicht erst teuer angemietet werden muss, scheint es in Bamberg mehr als genug zu geben, sagen Kulturschaffende. Zum Beispiel Günter Oppel, der Macher des Morphclubs in der Königstraße. "Gerade für kleinere Veranstaltung, für Workshops, für nicht kommerzielle Kunst- und Kulturevents sehe ich in Bamberg eine große Nachfrage", sagt Oppel. Dass die Jugendherberge samt idyllischem Hanggrundstück und einem großen Gewölbekeller Potenzial hat, bestätigen bei einem Rundgang durchs Haus auch Arne Assel von der Band "Schwarzweißmusik" und Theresia Reiter vom Kontakt-Kulturprojekt. Auch wenn die Jugendherberge für große Festivals sicher zu klein sei, könne man sehr gut Lesungen und Ausstellungen durchführen. Tscherner hat Bedenken Wird der Stadtrat die Idee seiner beiden Bürgermeister billigen? Die Freien Wählern und die Grünen, die vergangene Woche ein Ratsbegehren in Sachen Jugendherberge ins Gespräch brachten, werden sich der Anregung nicht verschließen. "Wenn es eine Lösung bringt, kann man mit uns reden", sagt Dieter Weinsheimer (FW). Spontane Zustimmung kam auch von Helmut Müller (CSU) und Ursula Sowa (GAL). Ein Kulturhaus für junge Leute sei eine sehr sympathische Idee. Sowa sieht auch Verbindungen zum Internationalen Künstlerhaus auf der gleichen Flussseite.
OB Starke will das Thema bereits nächsten Mittwoch auf die Tagesordnung setzen. Für ihn hätte ein "Kreativzentrum" manchen Vorteil. Es würde der Stadt nach derzeitigem Stand mindestens vier Millionen Euro Eigenbeteiligung ersparen und die Negativ-Schlagzeilen um die 300.000 Euro teueren Pläne vergessen machen. Außerdem entspreche ein Haus der Jugend auch dem Geist einer Vereinbarung mit Norbert Tscherner, sagt Starke. Der hatte mit Hilfe von 7500 Unterschriften erreicht, dass ein Vertrag unterschrieben wurde. Darin heißt es, dass die Wolfsschlucht auch in Zukunft eine Jugendeinrichtung bleibt.
Doch Norbert Tscherner und seine Mitstreiter haben Bedenken, jetzt einfach umzuschwenken. Der Stadtrat, der erst am Dienstag über die neue Möglichkeit informiert wurde, fühlt sich an das Votum der Bürger gebunden, die sich dafür ausgesprochen haben, dass die Jugendherberge erhalten bleibt. Von sechs Millionen Euro war damals freilich nicht die Rede gewesen. Ihm ging es darum, so sagt Tscherner heute, für eine vertretbare Summe eine einfache Unterkunft für junge Menschen zu erhalten.
mit den Folgekosten aussieht. Eine Jugendherberge erwirtschaftet wenigstens eine Teil der Betriebskosten durch eigene Einnahmen. Wie das mit einem Kreativzentrum für Jugendliche aussieht, muss erst einmal dargestellt werden. Es beginnt wohl in Kürze die Weihnachtszeit, aber auch Geschenke sollten sinnhaft und nachhaltig sein.
mit den Folgekosten aussieht.
Eine Jugendherberge erwirtschaftet wenigstens eine Teil der Betriebskosten durch eigene Einnahmen. Wie das mit einem Kreativzentrum für Jugendliche aussieht, muss erst einmal dargestellt werden. Es beginnt wohl in Kürze die Weihnachtszeit, aber auch Geschenke sollten sinnhaft und nachhaltig sein.