Drei Stadträte-Kinder, die im März bei der Kommunalwahl antreten, haben wir bereits vorgestellt. Heute geht es um Stefan Zachert, Judith Edelmann und Ursula Redler.
Von diesem "Eltern-Kind-Ding" hält sie nicht viel, wie sie sagt. Deswegen findet Ursula Redler (30) es gar nicht so schlecht, dass sie einen anderen Nachnamen trägt als ihr Vater, der im Stadtrat sitzt. Aber: "Bamberg ist eine kleine Stadt. Viele wissen, dass er mein Vater ist."
Er, das ist Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern (FW). Ja, er sei ein Vorbild für sie, sagt die Tochter. Doch sie stellt gleich zu Beginn des Gesprächs klar: "Ich bin ich und nicht ,die Tochter von...'. Ich habe etwas Eigenes geleistet."
Die Dreißigjährige hat den Doktor, ist Richterin am Bamberger Amtsgericht. Auch durch ihren Beruf fühlt sie sich gewappnet für ein Engagement als Stadträtin. "Als Richterin bin ich unabhängig. Es ist wichtig, dass es in der Politik unabhängige Leute gibt."
In Deutschland neige man zum Schubladendenken. Redler sagt, sie versuche, davon frei zu sein.
Apropos frei: Ja, sie tritt in der gleichen Partei an wie der Vater - für die Freien Wähler. "Dort fühle ich mich frei und eigenständig", sagt die Richterin, deren Name auf Listenplatz 3 direkt hinter dem ihres Vaters steht. Mit manchen Dingen unzufrieden Zum zweiten Mal tritt sie bei der Wahl des Bamberger Stadtrats an, weil sie nicht damit zufrieden ist, wie manche Dinge in der Stadt laufen. Welches wären die Hauptthemen, die sie als Stadträtin anpacken würde? "Familie, Sport und Bildung", sagt sie. Besonders wichtig ist ihr der Komplex Familie.
Nicht nur für die Kinderbetreuung will sie sich einsetzen. "Ich war mit Leib und Seele Jugendstaatsanwältin", sagt sie. Als Betreuungsrichterin sehe sie außerdem jedes Altenheim im Landkreis. "Doch als Einzelperson kann ich nicht einfach alles umwälzen." Deswegen der Weg in die Kommunalpolitik.
Ähnlich antwortet Judith Edelmann auf die Frage, warum sie in den Stadtrat gewählt werden will: "Als Einzelner besitzt man oft nicht genug Macht, um viel zu bewegen. Deshalb beschloss ich, die Gelegenheit, etwas zu verändern, zu ergreifen."
Die "Gelegenheit" ergab sich, als die 18-Jährige gefragt wurde, ob sie für die Grün-Alternative Liste (GAL) kandidieren wolle. Sie, die Tochter des ehemaligen Grünen-Stadtrats Gerd Rudel. Wie fand die Studentin ihren eigenen Weg in die Politik? "Mein Vater hat mich auf alle Fälle vorgeprägt, ich wurde sozusagen grün erzogen", schreibt sie. "Das politische Engagement kam allerdings erst, als ich begann, mich mit anderen Meinungen als jenen meiner Eltern zu beschäftigen." Nach der Auseinandersetzung mit anderen Parteien sei für sie klar geworden, dass sie sich letztendlich nur den Grünen zuordnen könne, schreibt Judith Edelmann.
Sie "schreibt", weil wir das Interview schriftlich führen: Die junge Frau ist gerade im Ausland unterwegs, wie schon häufiger. "Ein prägendes Ereignis für mich war die Arbeit im ,Aktionskreis Afrika' an meiner Schule, die eine Schule mit integriertem Waisenhaus in Tansania unterstützte. Ich verstand, was es hieß, sich für eine Sache einzusetzen und das Gefühl zu haben, etwas zu verändern."
Im Sommer 2012 reiste sie selbst nach Tansania, um sich ein Bild von der Situation zu machen. "Das war nicht nur ein Wendepunkt in meinem Leben, sondern auch in Bezug auf mein politisches Engagement." Junge Repräsentanten Was würde Edelmann verändern wollen, wenn sie den Sprung von Listenplatz 35 in den Stadtrat schafft? Auf die Frage nach den drei wichtigsten Punkten antwortet sie: "Ich würde mich auf alle Fälle für die Situation von
Flüchtlingen einsetzen. Ansonsten bin ich der Meinung, dass die Umweltpolitik auf lokaler Ebene ausreichend gestaltet werden sollte."
Außerdem stelle sie nun auch eine "Repräsentantin des jungen Bamberg" dar. Sie würde sich für "freundlichere Regelungen gegenüber jungen Leuten" einsetzen. "Bamberg tut in Moment wirklich alles, um seinen Status als schöne Studentenstadt zu verlieren", schreibt sie.
Einen anderen "Status" möchte Stefan Zachert (44) gerne ändern: Er wünscht sich frischen Wind im Stadtrat - durch jüngere Leute. Aber: "Es sollte ein langsamer, fließender Wechsel werden" - zu dem er selbst beitragen will. Der Sohn des ehemaligen SPD-Stadtrats Klaus Zachert, der 2011 starb, hat sich für die Kommunalwahl im März aufstellen lassen. Listenplatz 40 in der SPD.
Dieselbe Partei wie einst der Vater. Der Vater fragte den Sohn Aber: "Ich mache das nicht, weil mein Vater gestorben ist", betont Stefan Zachert. Er hatte sich bereits einmal zur Wahl gestellt, als sein Vater noch gelebt hat. Er habe Stefan damals gefragt, ob er nicht auch in die Politik einsteigen wolle, sagt der Sohn. Der will es nun noch einmal wissen. Seine drei Kernthemen: "Jugend, Sport und die Energiewende."
Gerade im Winter ärgere es ihn, wenn Sporthallen überbelegt seien. Das bekomme er regelmäßig mit, weil sein Sohn Fußball und Basketball spiele. "Außerdem will ich Treffpunkte für Jugendliche einrichten wie in der Gereuth oder Gaustadt. Da haben die Jugendlichen selbst angepackt", sagt Zachert.
Für den Angestellten ist sein Vater auf jeden Fall ein Vorbild. "Ich fand es immer faszinierend, wie er die Dinge in die Wege geleitet hat", sagt der Sohn.
Bei so mancher Diskussion zwischen Vater und Sohn ging es auch hitziger zu. "Aber bis ich das Toben anfange, braucht es schon viel", sagt Stefan Zachert und lacht.
Ihn hat es zurück nach Bamberg gezogen, nachdem er ein Jahr in England und eines München lebte. "Bamberg geht es momentan wirklich gut", sagt er. Die Konversion nach dem Abzug der Amerikaner sieht er als Möglichkeit für die Stadt, sich auszubreiten. "Dabei zerstörst du das typische Bamberg nicht." Er nickt, es ist das Ende das Gespräches. Aber ein letzter Satz, der sei ihm noch wichtig: "Ich wünsche mir eine hohe Wahlbeteiligung bei der Stadtratswahl am 16. März. Damit das Ergebnis möglichst repräsentativ ist."
Hier geht es zu dem Artikel, in dem Kerstin Kuntke-Kretschmar, Stefan Hipelius und Jonas Reinfelder vorgestellt werden.