Arztpraxis Burgebrach - Sie braucht Blut: Mit der Liste auf die "Piste"

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Wieder ein Patient besucht, ein Haken hinter den betreffenden Namen gesetzt. Foto: Anette Schreiber
Wieder ein Patient besucht, ein Haken hinter den betreffenden Namen gesetzt. Foto: Anette Schreiber
Immer wieder braucht Ingrid den Korb mit Ausrüstung bei ihren Hausbesuchen. Foto: Anette Schreiber
Immer wieder braucht Ingrid den Korb mit Ausrüstung bei ihren Hausbesuchen. Foto: Anette Schreiber
 
Blutdruckenmessen ist ein Teil ihres Besuches. Foto: Anette Schreiber
Blutdruckenmessen ist ein Teil ihres Besuches. Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Der Korb mit medizinischer Ausrüstung ist gepackt. Foto: Anette Schreiber
Der Korb mit medizinischer Ausrüstung ist gepackt. Foto: Anette Schreiber
 
Der eine Korb wird zum Schutz in einen weiteren gepackt. Foto: Anette Schreiber
Der eine Korb wird zum Schutz in einen weiteren gepackt. Foto: Anette Schreiber
 
Sorgsam wird geprüft, wo sich am besten stechen lässt. Foto: Anette Schreiber
Sorgsam wird geprüft, wo sich am besten stechen lässt. Foto: Anette Schreiber
 
Sicher ist sicher: damit nichts nachblutet, gibt's einen kleinen Verband. Foto: Anette Schreiber
Sicher ist sicher: damit nichts nachblutet, gibt's einen kleinen Verband. Foto: Anette Schreiber
 
Und was ist mit diesen Tabletten? Auch solche Fragen beantwortet Ingrid. Foto: Anette Schreiber
Und was ist mit diesen Tabletten? Auch solche Fragen beantwortet Ingrid.  Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Ingrid auf dem Weg Foto: Anette Schreiber
Ingrid auf dem Weg Foto: Anette Schreiber
 
Jetzt schnell alles codieren und eintragen, damit das Blut ins Labor kann Foto: Anette Schreiber
Jetzt schnell alles codieren und eintragen, damit das Blut ins Labor kann Foto: Anette Schreiber
 

Für Ingrid Hänisch ist es ein Wettlauf mit der Zeit: Bis zum Mittag muss die Medizinische Fachangestellte mit den Blutproben der besuchten Patienten zurück in Burgebrach sein. So entlastet sie ihre Chefs bei deren Hausbesuchen.

Blaue Tinte, gelber Marker, 18 Namen, sechs Orte eine Liste. Bis 12.30 Uhr sollte der Großteil der Namen darauf mit einem Haken versehen sein. Heute startet Ingrid etwas später. Erst um 9.30 Uhr macht sie sich mit ihrem Korb in Sachen Blut auf den Weg. Ingrid Hänisch arbeitet ihren drei Chefs von der Gemeinschaftspraxis am Eichelberg zu, sie ist der "Mobile Hausbesuchsdienst", der mit dem Praxis-Hyundai zu Patienten fährt.

Den speziellen Hausbesuchsdienst der Hausärzte am Eichelberg gibt es nun seit gut einem Jahren und dafür ist Ingrid in der Hauptsache des Blutes wegen unterwegs. Denn Blutwerte (nach der Auswertung im Labor) benötigen Ingrids Chefs - die Allgemeinärzte Dr. Jörg Kerling, Dr. Matthias Dreyer und Dr. Dirk Rhode - als Grundlage für ihre Behandlungen. Da bereits am Nachmittag die Ergebnisse aus dem Bamberger Labor vorliegen, können die Patienten abends angerufen werden, und erhalten die entsprechenden Anweisungen. "Das sichert für uns den Behandlungserfolg", stellt Matthias Dreyer fest. Durch die Arbeit, die ihnen Ingrid abnimmt, können sie sich auf die Hausbesuche konzentrieren, bei denen ein Arzt erforderlich ist.

4500 Patienten in den Gemeinden Schönbrunn, Burgebrach und Burgwindheim werden in der Gemeinschaftspraxis betreut, 80 davon regelmäßig von Ingrid aufgesucht. "Liebe Ingrid", heißt eine Dame die Frau mit Korb im Seniorenheim willkommen. Montag, Dienstag und Donnerstag holt Ingrid vormittags Blut. Von Patienten im Altersheim, aber auch von solchen, die daheim leben, aber nicht mobil genug sind, selbst zur Praxis zu kommen. "Es werden immer mehr alte Menschen, die alleine leben", stellt Ingrid Hänisch fest. Sie haben keinen Führerschein (mehr), die Kinder wohnen woanders oder sind während des Tages auf der Arbeit. "Wie sollen sie zum Arzt kommen," fragt Ingrid eher rhetorisch.


Genaue Kenntnisse

Da ist die Tür nicht abgeschlossen, die Dame hat ein schlimmes Schicksal, die Frau war erst im Krankenhaus, da hat der Sohn eine schwere Erkrankung, bei der Seniorin hat man lange die offenen Beine behandelt. Ingrid kennt etliche Patienten jahrzehntelang und deren jeweiliges Schicksal.

Aus Burgebrach stammend hat Ingrid Hänisch ihre Ausbildung in der Burgwindheimer Arztpraxis absolviert, dann unter anderem in Würzburg und schließlich wieder in Burgwindheim gearbeitet. Mit Dr. Kerling ist sie nach Burgebrach in die Gemeinschaftspraxis gegangen, erzählt sie auf ihrer Tour, während sie den Hyundai aus der Reserve lockt. Maximal drei Ampullen, für bis zu drei unterschiedliche Analysen zapft sie ihrer geduldigen "Kundschaft" ab. Bei manchen ist Blutdruckmessen angesagt, bei anderen Wund-Kontrolle. Fragen zu Medikamenten werden ebenfalls beantwortet. Den Ausschlag eines älteren Herren "sollte sich wohl der Chef anschauen", findet Ingrid. Für kritische Fälle hat sie das Handy dabei. "Da kann ich für den Chef schnell ein Bild machen" erklärt sie, immer die Uhr im Blick. Denn um 12.30 Uhr muss Ingrid Hänisch wieder in Burgebrach sein.Weil um 13 Uhr das Labor geholt wird. Davor braucht jede Kanüle ihre Codierung, muss dazu auch in der Praxis Buch geführt werden.

26 Stunden pro Woche arbeitet Ingrid Hänisch in der Gemeinschaftspraxis; wenn nicht im Außendienst, dann ganz regulär mit ihren 13 Kolleginnen. "Die Mischung ist gut", findet sie. Die Chefs wiederum schätzen die gewissenhafte Zuarbeit der erfahrenen Kraft.

Heute wird es etwas später, weil da und dort doch noch etwas nachgesehen, nachgefragt oder auch erklärt werden muss. Trotz des Termindrucks nimmt sich die Medizinische Fachangestellte Zeit für ein persönliches Wort, eine liebevolle Geste.

Emotionaler Teil

"Liebe Ingrid", immer wieder wird sie so empfangen. Von etlichen, die sonst keinen Besuch haben. Auch den emotionalen Teil dieser Besuche will Matthias Dreyer nicht unterschätzt wissen. Er und seine Kollegen sind sich einig: Auf diesen Service können und wollen sie nicht mehr verzichten. Auch andere Praxen haben zwischenzeitlich Ähnliches eingesetzt. Ihres Wissens nach aber ohne eigenes Praxis-Mobil. Das hat seit letzten August schon über 9200 Kilometer für Hausbesuche zurückgelegt. Neben Ingrid wird es auch vom Ärztenachwuchs benutzt.
13.35 Uhr: Drei blauen Namen fehlt der Haken. "Mache ich morgen", meint Ingrid, schnappt den Korb, in dem nun mehr Müll und volle Ampullen als Blutabnahmesachen liegen, und spurtet zur Praxis. Von da werden wenig später die Chefs zu ihren Hausbesuchen aufbrechen. Davon können sie mehr absolvieren, weil Ingrid ihnen Routine-Sachen abgenommen hat. Die schreibt dann schon wieder die Liste für den nächsten Einsatz. Mit blauer Tinte und gelbem Marker.