Ein hessischer Student hat Monate lang Bambergs Rauschgift-Szene mit Stoff versorgt. Vor dem Landgericht legte er zu Prozessbeginn ein Geständnis ab.
Seit 2011 will er selbst süchtig sein und so ziemlich alle Arten von Rauschgift konsumiert haben, die im Frankfurter Raum zu bekommen sind. 2014/2015 baute Max S. (Name von der Redaktion geändert) zudem Hanf an und stellte daraus selbst Marihuana her.
Von seiner Schwester abgesehen, in deren Haus er in Hessen lebte, soll bis Mitte 2015 niemand sonst in seinem sozialen Umfeld von seiner Drogenabhängigkeit gewusst haben. Schon gar nicht die Polizei und Justiz.
Umso erstaunlicher ist die Vielzahl von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, für die sich S. seit Dienstag vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts verantworten muss. Auch die Mengen, um die es geht, sind nicht alltäglich.
4,3 kg Haschisch und mehr
In der Summe waren es rund 4,3 Kilogramm Haschisch, Marihuana, Ecstasy und Amphetamin, die S. der Anklageschrift - und seinem Geständnis - zufolge im ersten Halbjahr 2015 an einen Bamberger Drogenhändler verkauft hat.
Das Marihuana hatte er selbst produziert, nachdem der Hanfanbau bei ihm zu Hause "überraschend gut funktioniert" haben soll. Die meisten anderen Drogen für seinen Bamberger Abnehmer besorgte S. im Internet und verkaufte sie mit satten Gewinnen weiter.
Drei Mal fuhr er im Auftrag des Bambergers im Juli außerdem nach Tschechien und schmuggelte insgesamt rund 250 Gramm Methamphetamin (Crystal Meth) über die Grenze. Bis zu 4000 Euro habe er für die Kurierdienste mit seinem Auto erhalten.
Die Fahrten nach Eger könnten S. besonders teuer zu stehen kommen, weil er da Mitglied einer Bande war. Sie bestand aus drei Leuten: dem Auftraggeber, dem Fahrer S. und Marvin B. (Name von der Redaktion geändert).
Die Arbeitsteilung hatte B. beschrieben,
als dieser Ende März in Bamberg vor Gericht gestanden war: B. begleitete S. jeweils auf den Fahrten nach Tschechien, kaufte dort mit dem Geld des Bambergers das Crystal Meth, gab den Stoff an S. weiter und fuhr selbst mit dem Zug zurück. Der Hesse hatte den riskanteren Part: Er transportierte die Drogen in seinem Wagen nach Bamberg.
Er habe sich lange nicht auf diese Fahrten einlassen wollen, sagte Max S. am ersten Prozesstag. Der Auftraggeber habe ihm Monate lang Geld angeboten, wenn er es tue. Im Juli sei seine Geldnot so groß gewesen, dass er sich überreden ließ.
Eigenkonsum kostete viel Geld
Max S. versicherte, alle Geschäfte aus einem Grund getätigt zu haben: Er wollte seinen eigenen Drogenkonsum finanzieren können. S. schnupfte und rauchte angeblich bevorzugt Kokain und will jeden Tag zwei Gramm gebraucht haben: "Ein Gramm kostet in Frankfurt zwischen 80 und 100 Euro."
Machte S. in puncto Drogen anscheinend reinen Tisch, so stritt er am ersten Verhandlungstag ab, dass bei seinen Geschäften jemals eine Schusswaffe im Spiel war. Der 27-Jährige hat im Frühsommer 2015 in Bamberg einen Revolver erworben und später vergraben, weil er für seine Zwecke angeblich nicht taugte: Die Waffe soll als Schutz vor Wildschweinen gedacht gewesen sein.
Vorsitzender Richter Manfred Schmidt wollte das dem Angeklagten nicht recht abnehmen, worauf S. auf noch vorhandene Dellen in seinem Auto verwies: Die stammen angeblich von einer angriffslustigen Sau.
Rechtsgespräch fand statt
Max S. droht eine Freiheitsstrafe irgendwo zwischen acht und zehn Jahren. Auf diesen Rahmen haben sich die Mitglieder der Zweiten Strafkammer, Staatsanwalt Markus Reznik und die beiden Verteidiger in einem sogenannten Rechtsgespräch verständigt - vorausgesetzt, der Angeklagte bleibt bei seinen Angaben und Einlassungen, die er während der Ermittlungen bei der Polizei gemacht hat.
Um die Verständigung hinter verschlossener Tür hatten kurz nach Prozessbeginn S.s Rechtsanwälte Stephanie Fremuth und Thomas Gärtner gebeten.
Suchtkarriere begann mit 13
Über seine Suchtkarriere sagte der Angeklagte, sie habe mit 13 begonnen, nach dem Suizid des Vaters. Nach diesem Schicksalschlag für die Familie habe er angefangen, regelmäßig Alkohol zu trinken und Kleber zu schnupfen.
Später kam der gebürtige Aschaffenburger, der das Fachabitur in Bamberg abgelegt hat, mit Drogen aller Art in Kontakt. Seine Sucht war für ihn nur "problematisch . . ., wenn ich nix hatte" - wegen der Entzugserscheinungen.
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.