Die Lösung der Bamberger Wohnungsnot liegt nah und doch so fern. Die meisten Häuser auf dem Kasernen-Gelände befinden sich in gutem Zustand. Von Schlichtwohnungen kann keine Rede sein, sagt ein Kenner des US-Immobilienbestands. Fehlt nur noch der politische Wille, den Schatz tatsächlich zu heben.
Klaus M. (Name von der Redaktion geändert) kennt sich besser im Konversionsgebiet aus als mancher US-Soldat. Die Wohngebiete östlich des Berliner Rings, Pines- und Flynn-Housing-Areas genannt, sind ihm vertraut wie seine Westentasche. Das ist kein Wunder. Seit Jahrzehnten betreut der Freistaat die Immobilien der Warner-Kaserne.
Deshalb hat es einiges Gewicht, wenn unser Gesprächspartner den guten Zustand der 900 Wohnungen auf dem US-Areal hervorhebt. Anders als behauptet, sind die Wohnungen nicht ungepflegt. Das Land hat in den vergangenen Jahren zehn Millionen Euro in die Instandhaltung der Wohngebäude gesteckt und bis zuletzt den Unterhalt bestritten. M.: "Einen Investitionsstau gibt es nicht, der Abriss wäre ein Jammer."
Das gilt zum Beispiel für die 200 Häuser entlang der Hauptsmoorstraße, die schnell an das Stadtgebiet angeschlossen werden könnten. Vor zehn Jahren fand hier eine Generalsanierung statt. Küchen und Bäder, die komplette Haustechnik bis auf die Heizung wurden damals auf modernsten Stand gebracht - ohne zu sehr auf die Kosten zu schauen. Folge: Der Ausstattungsstandard der Wohnungen befindet sich auf vergleichsweise hohem Niveau.
Kaserne eine Milliarde wert?
Ähnliches lässt sich für die Grundrisse sagen: Mit bis zu 140 Quadratmetern Fläche, teils vier Schlafzimmern und zwei Bädern handelt es sich nicht gerade um Schlichtwohnungen. Platz ist anders als in manchem deutschen Wohngebiet in Hülle und Fülle vorhanden. Fünf Spielplätze gibt es allein in der Flynn-Area, zu jeder Wohnung gehören zwei Stellflächen.
Trotz dieser Vorzüge sieht es derzeit nicht so aus, als ob die amerikanischen Gebäude rasch zur Entspannung der Wohnungsnot in Bamberg beitragen könnten. Grund sind Sicherheitsfragen, aber auch ein schleppender Ablauf des Konversionsprozesses.
Selbst Altlastenvermutungen müssen dazu herhalten, den Zeitpunkt einer Wiedereingliederung der Warner-Barracks ins Stadtbild hinauszuschieben. Was ist dran? Glaubt man denen, die das Wohngebiet viele Jahre betreut haben, sind diese Schwierigkeiten beherrschbar. Wie bei allen Parkettböden, die vor Jahrzehnten verlegt würden, sind auch in der US-Kaserne Kleber mit teerhaltigen Substanzen verwendet worden. "Diese Böden müssten bei etwa zwei Dritteln der Wohnungen entfernt werden", sagt M.
Von den Wohnhäusern bis zu den Sporthallen: Die Bauten und Grundstücke der US-Kaserne haben einen riesigen volkswirtschaftlichen Wert. Eine grobe Schätzung des Freistaats beläuft sich immerhin auf eine Milliarde Euro. Wie viel davon nach mehreren Jahren Leerstand noch übrig sein werden, weiß derzeit kein Mensch. Denn die Gefahr, dass die Häuser massive Schäden erleiden, wenn, wie geplant, jahrelang keine Heizung mehr läuft und das Wasser abgedreht wird, ist groß. "In den Leitungen sammeln sich Keime, die tief liegenden Keller werden unter Wasser stehen, wenn die Pumpen nicht mehr betrieben werden. Man kann sagen: Je länger die Häuser leer stehen, desto größer ist der Schaden", fürchtet der Experte.
Amis kooperationsbereit
Dabei stellt sich die Frage, ob die US-Amerikaner nicht doch eine vorzeitige Begutachtung ihrer Wohnimmobilien erlauben würden, wenn die Bitte auf der politischen Ebene formuliert würde. Zumindest in der Betriebsvertretung der deutschen US-Mitarbeiter schätzt man die Kooperationsbereitschaft der US-Streitkräfte hoch ein. Auch für die derzeit noch 250 US-Mitarbeiter könnte eine Anschlussnutzung einzelner Kasernenteile Vorteile haben. Denn sie sind es, die sich auf dem Gelände am besten auskennen.
Laut Bambergs Konversionsreferenten Christian Hinterstein, verhandelt die Stadt mit dem Bund derzeit auf zwei Ebenen. Zum einen geht es um ein Gesamtkonzept für die 450 Hektar Konversionsfläche. Zum anderen strebt die Stadt an, zu klären, ob einzelne Teile, etwa Wohnungen, nicht doch vorzeitig aus der Konversionsmasse herausgelöst werden könnten. Freilich ist auch der Abriss einzelner Wohngebiete nicht ausgeschlossen. Man will sich Gestaltungsmöglichkeiten offen halten.
Ob dies ressourcenschonend und angesichts des Wohnungsmangels sinnvoll wäre? Architekt Carsten Jonas, früher Baureferent der Stadt, hat dazu eine klare Meinung: Er empfiehlt, sich den Wohngebäuden auf der Konversionsfläche nicht mit Abrissphantasien zu nähern, sondern mit Sanierungsabsichten. "Alles andere wäre fahrlässig."
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