Der Senegal steht im Mittelpunkt des traditionellen Afrikatages am 6. Januar. Das Land ist durch eine Diözesanpartnerschaft eng mit Bamberg verbunden.
Bamberg — Erzbischof Ludwig Schick sagt ganz klar: "Wenn nach dem 6. Januar Afrika wieder zum vergessenen Kontinent wird, dann hat der Afrikatag nichts gebracht." Doch der Erzbischof will sich nicht in Pessimismus üben. Schließlich kennt der "Außenminister" der Deutschen Bischofskonferenz Afrika durch viele Reisen aus eigener Anschauung. Immer wieder erzählt er begeistert von den "strebsamen, zukunftsorientierten und bildungshungrigen jungen Afrikanern, die etwas voranbringen wollen". Und der Erzbischof hat vor allem die engen Beziehungen des Erzbistums Bamberg mit dem westafrikanischen Senegal im Blick. Die Diözesanpartnerschaft mit dem Bistum Thiès trägt Früchte. Die proklamierte Lern-, Gebets- und Solidargemeinschaft funktioniert dank regen Austausches.
1#googleAds#100x100 "Die Partnerschaft schenkt Bamberg Elan und Perspektive", freut sich Erzbischof Schick und ist davon überzeugt, dass anlässlich des Afrikatages vom Senegal "ein positives Signal für ganz Afrika ausgehen kann". Denn der Senegal steht im Mittelpunkt dieses Afrikatages, den das Internationale Katholische Missionswerk Missio mit Sitz in Aachen und München durchführt.
Adalbert Kopp, Leiter des Referats Weltkirche im Bamberger Ordinariat, war kürzlich zur Vorbereitung des Afrikatages im Senegal. "Das Land braucht Unterstützung, zu der die traditionelle Kollekte am Afrikatag beitragen soll", erklärt Kopp. Diese Kollekte ist schon 120 Jahre alt und damit die älteste gesamtkirchliche der Welt. Papst Leo XII. hatte sie 1890 eingeführt, um "die fluchwürdige Pest der Sklaverei zu bekämpfen". Adalbert Kopp berichtet von einer lebendigen Kirche im Senegal, die wesentlich durch die Mitarbeit der Laien geprägt ist.
Der Weltkirche-Referent erzählt von hunderten Ehrenamtlichen in jeder senegalesischen Diözese, die in den vielen kleinen Dörfern und christlichen Basisgemeinden das kirchliche Leben maßgeblich tragen und gestalten. Katechisten nennt man diese Männer und Frauen, die sich nicht nur um die religiösen, sondern auch um die sozialen Belange ihrer Dorfgemeinschaft kümmern. Sie geben samstags Religionsunterricht für katholische Kinder von staatlichen Schulen, führen erwachsene Taufbewerber in den Glauben ein, bereiten Kinder und Jugendliche auf Erstkommunion und Firmung vor. Die Katechisten erhalten keine Vergütung. Durch die Kollekte am Afrikatag sollen sie aber Mittel bekommen für eine fundierte Aus- und Fortbildung.
Das Missionswerk missio sorgt für die gerechte Verteilung der Gelder in entsprechenden Projekten.
Neue Formen von Kolonialismus
Für Erzbischof Schick steht fest, dass der ursprüngliche Auslöser des Afrikatages - die Sklaverei - auch heute aktuell ist: "Der Afrikatag sollte sowohl gegen innerafrikanische als auch gegen europäische, amerikanische und chinesische Sklaverei in Afrika protestieren", mahnt der Erzbischof. Es gebe neue Formen von Kolonialismus, die Sklaverei bedeuten: "Konzerne kaufen ganze Landstriche in Afrika auf, wo sich Bodenschätze befinden, um sie für ihre persönlichen europäischen, nordamerikanischen und chinesischen Interessen auszubeuten", beklagt Schick. Auch Afrikaner selbst würden untereinander Formen der Sklaverei praktizieren: "Die Korruption, die in vielen Ländern Afrikas herrscht, ist Sklaverei.
Die Oberschicht beutet die eigene Bevölkerung aus, Mächtige machen Ohnmächtige von sich abhängig, Reiche behandeln Arme wie ihre Sklaven, Ethnien bekämpfen und unterdrücken sich gegenseitig."
Der Senegal gilt zusammen mit Kamerun als "Afrika im Kleinen". Das westlichste Land Afrikas steht am Scheideweg. Es ist politisch stabil, die Aidsrate ist niedrig, der Dialog der christlichen Minderheit mit der muslimischen Mehrheit funktioniert. Doch mehr als die Hälfte der Menschen leben unter der Armutsgrenze, in ländlichen Gebieten sogar bis zu 88 Prozent. Der Fischfang hat keine Zukunft. Denn Fangflotten aus der EU, Russland und Japan haben die Küste leer gefischt. Die traditionellen Fischer verdienen nicht mehr genug, um ihre Familien ernähren zu können. Ihre Hoffnung ist Europa, das sie oft nach lebensgefährlichen Bootsfahrten erreichen. Dort angelangt arbeiten sie als illegale Einwanderer meist für einen Hungerlohn.
Trotzdem sind die Überweisungen der Migranten in ihre Heimat höher als die gesamte Entwicklungshilfe für den Senegal.
Da zwei Drittel des Senegal in der Sahelzone liegen, sind nur zwölf Prozent der Fläche landwirtschaftlich nutzbar. Durch den Klimawandel breitet sich die Wüste ohnehin weiter aus, das Wasser wird knapp. Seit 1970 leidet das Land immer wieder unter Hungerwellen. Junge Leute wandern ab, Familien zerbrechen. Hier setzt Hilfe des Erzbistums Bamberg an, das sich auf das funktionierende Netzwerk des kirchlichen Partners Thiès stützen kann. Es werden Brunnen gebohrt, Tröpfchenbewässerung für ertragreichere Ernten installiert, Fortbildungsmaßnahmen für Bauern organisiert oder pastorale Projekte gefördert. Außerdem haben Bamberger hunderte Patenschaften für Kinder im Bistum Thiès übernommen, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen.
Junge Krankenschwestern, Erzieherinnen oder handwerklich ausgebildete Männer gehen aus dem Erzbistum Bamberg für einige Monate in den Senegal, um auch andere Lebensbereiche des bäuerlichen Umfeldes abzudecken. Doch Erzbischof Schick buchstabiert nachhaltige Entwicklungshilfe aus Sicht der Senegalesen "Die Afrikaner müssen selbst ran und ihre Länder gerecht, frei, friedlich und solidarisch gestalten." Auch das solle der Afrikatag ins Gedächtnis rufen.
Der Senegal steht in diesem Jahr ohnehin verstärkt im Fokus. Die bundesweite Kampagne des Hilfswerks Missio zum Monat der Weltmission wird im Oktober in Bamberg eröffnet.