75 Jahre schon gibt es in Burgwindheim die Möglichkeit, Kinder betreuen zu lassen. Zuerst residierte der Kindergarten im Schloss, seit 1990 ist die Einrichtung in einem viel bewunderten, modernen Gebäude beheimatet.
"Ach, des war herrlich!" Loni Scholl schwelgt hörbar, als sie ihre Erinnerungen an den Kindergarten wiedergibt. "Für uns Bauernkinder hatte während der Ernte doch keiner Zeit, alle waren auf dem Feld." Ganz anders war das im Kindergarten, da kümmerten sich Tante Luis und Tante Inge um die kleine Loni und ihre große Schwester. Heute ist die Burgwindheimerin 79 Jahre alt. 1938 wurde der Kindergarten im Schloss eingerichtet und als Vierjährige war sie bei den ersten, die ihn besuchen durften.
Wie gesagt, "für uns war es herrlich", fährt Loni Scholl fort. Der große Sandkasten, der große Garten und natürlich die vielen Spielsachen, das sind so die Details, die am meisten haften geblieben sind. Besonders während der Erntezeit waren die Eltern wohl dankbar, dass sie ihre Kinder gut unterbringen konnten. Auch Loni Scholls eigene Kinder besuchten den Kindergarten im Schloss.
Freilich gab es da schon eine zweite Gruppe - für Kinder, die nicht aus dem Kernort kamen. Selbstverständlich gingen auch Loni Scholls Enkel in den Burgwindheimer Kindergarten. Aber den 1990 gebauten auf der anderen Seite der Hauptstraße. Wegen seiner innovativen Architektur handelt es sich wiederum um einen sehr markanten Bau.
Loni Scholl war es übrigens auch, die neben anderen Ehemaligen" Kindergartenleiterin Erika Neff Fotos und weitere Dokumente für die Jubiläumsausstellung zur Verfügung stellte.
Die Leiterin wuchs zwar in Ebrach auf, aber ihre Eltern stammen aus Burgwindheim, so kennt sie den dortigen Kindergarten von Kindesbeinen an - als sie während ihrer Zeit bei Oma Anna in den "Schlosskindergarten" gegangen ist. Als Erzieherin wiederum hat sie ab 1983 selbst im Schlosskindergarten gearbeitet.
Was ist bei der heute 51-Jährigen aus ihren Kindergartentag in Burgwindheim am meisten hängen geblieben? "Der herrliche große Garten zum Spielen."
Tante Inge und Tante Luis gab es da freilich nicht mehr. Franziskanerschwestern hatten sie abgelöst und mit ihnen war die Trägerschaft von der Gemeinde auf die Katholische Kirchenstiftung übergegangen. So wie es es eigentlich von Anfang an geplant war. Aber die Nationalsozialisten machten einen Strich durch die Rechnung, gibt Dekan Albert Müller wieder. Erst nach dem Krieg konnte das ursprüngliche Konzept umgesetzt werden, so Müller. Als Burgwindheimer Pfarrer ist er sozusagen auch Kindergarten-Chef. Und stolz auf die Einrichtung. So wie Bürgermeister Heinrich Thaler. Eine weitere Gemeinsamkeit dieser Beiden: Keiner besuchte einen Kindergarten.
Was aber jeder von ihnen schade findet, angesichts dessen, was hier so geboten wird.
Aktuell besuchen 53 Kinder drei Gruppen inklusive Mittagsbetreuung der Schulkinder. Gefördert und betreut werden alle von insgesamt sechs Fachkräften, dabei zwei in Vollzeit. Geöffnet ist die Kindertageseinrichtung St. Jakobus, so der vollständige Namen, montags mit donnerstags von 7.30 bis 15 Uhr, freitags bis 14 Uhr. "Zum Glück", so Erika Neff unterstützen sich außerhalb dieser Zeiten Eltern auch gegenseitig und es gibt zumeist noch Großeltern vor Ort.
Großzügiger Bau Das Kindergartenareal mit 2400 Quadratmetern Fläche bietet fast so paradiesische Zustände wie einst der Schlosskindergarten. Für eine Wohlfühlatmosphäre sorgt ein großzügiger eingeschossiger Bau mit vielen Holzelementen und großzügigen Galerien.
Optisch zweifelsohne eine deutlich erkennbare Modernisierung. Und inhaltlich? Zur Betreuung gesellt sich die Bildung mit einer Vielzahl von gesetzlichen Vorgaben und Ansprüchen, fassen Erika Neff und ihr Chef zusammen.
Beide stimmen überein,, "dass Kinder hier auch Kinder sein dürfen."
Ach ja, noch etwas hat sich verändert: Die Kommunikation: 1969 hat Schwester Regina ihrem Dienstherren Pfarrer Wolf handschriftlich in einem Brief ihre Anliegen wissen lassen. "Was ist mit dem großen Fenster zum Garten?...die Rohre und Steine sollten auch entfernt werden... die Versickergrube ist fast randvoll, das ist sehr gefährlich... und was ist mit dem Haken für den Putzeimer?"
Anbau für Krippe Erika Neff und Albert Müller schmunzeln, als sie gemeinsam die etwas altmodisch anmutende Handschrift entschlüsseln.
Wenn es um den im kommenden Jahr anstehenden Anbau für die Krippe geht, wird man wohl direkt kommunizieren. Dieser Brief ist jedenfalls ein Teil der Jubiläumsausstellung. Die bleibt nun übrigens dauerhaft im Kindergarten. Mit ihr das Foto des kleinen Kindergartenmädchens Loni Scholl.